Mehr Aufbruch als Jammern 19. Forum Neue Energiewelt

Ende der vergangenen Woche war ich sehr gespannt, wie die Stimmung sein wird beim 19. Forum Neue Energiewelt. Und welche Rolle wird das Jammern über die Einschnitte im Energiesammelgesetz spielen? Dann gab es da noch die konstruktiven Beiträge, die Karl-Heinz Remmers schon im Vorfeld erwähnt hatte, wie die industrielle Nutzung erneuerbarer Energien in den bisherigen Kohlerevieren. Was davon wird die Stimmung mehr prägen? Ich kann kein Gesamtbild der Stimmung abgeben, aber ich glaube, dass die Konferenz vor allem vom Aufbruch und „Jetzt kämpfen wir erst recht" geprägt war. Alles andere ist ärgerlich, aber der Blick schien mir insgesamt weiter nach vorne gerichtet zu sein. Und das finde ich gut so.

Ausbau Erneuerbare Energien trotz Politik

Natürlich muss der Ausbau der Photovoltaik deutlich ansteigen, um einen Beitrag zu den Klimaschutz-Zielen zu leisten. Und es ist auch klar, dass sich eine Branche immer freut über mehr Förderung, also in dem Fall über eine höhere Einspeisevergütung. Aber in den letzten Jahren sind die Preise für Solarmodule weiter gefallen und die Einspeisevergütung ist nahezu konstant geblieben. Leider ist im gleichen Zeitraum die jährliche Zubaurate von neuen Photovoltaik-Anlagen auch nahezu konstant geblieben, trotz sinkender Preise. Vielleicht muss man die Gründe an anderen Stellen suchen als an der wirtschaftlichen Attraktivität.

Aber man darf sich dann nicht wundern, wenn die Preise sinken und irgendwann dann doch die Vergütung gekürzt wird. Über die Höhe darf man sich natürlich streiten und ob man damit noch weiter kommt in Richtung der Ziele für die Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Das muss man wirklich fragen dürfen und nach meinem Eindruck hatte die Mehrheit der Politiker darauf keine zufriedenstellende Antwort. Nur zu sagen, man wird es schon irgendwie schaffen mit den heutigen Mitteln und Rahmenbedingungen, reicht mit Sicherheit nicht aus. Diesen Eindruck hatte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Thomas Bareiß, dem Publikum beim 19. Forum Neue Energiewelt allerdings vermittelt.

Er hat aber auch den Eindruck hinterlassen, dass noch nicht alles entschieden ist, und es durchaus noch Änderungen am Energiesammelgesetz geben kann, bis es in den Bundestag voraussichtlich am 30. November, kommt.

Nach der politischen Diskussion war dieses Thema nur noch in den Kaffeepausen präsent, denn dann richtete sich der Blick auf die Praxis und nach vorne. Ich möchte mich selbst nicht weiter dazu äußern, denn so gut kenne ich den Markt nicht und die möglichen Folgen. Nur soviel möchte ich sagen, dass es immer wieder Blockaden und Einschnitte gegeben hat, aber die wirtschaftlichen Aussichten mit den gesunkenen Marktpreisen sprechen alle für einen Erfolg der erneuerbaren Energien.

Blick nach vorne mit neuen Ideen

Erneuerbare Energien können viel mehr leisten, als man sich noch vor einigen Jahren vorstellen konnte. Und es gibt immer wieder neue innovative Entwicklungen. In Verbindung mit den fallenden Preisen sollte es daher eigentlich keinen Anlass zur Sorge geben.

Warum noch Solar- und Windenergie getrennt betrachten und nicht im System bei einem Hybridkraftwerk? fragt @phdsun Bessere Planbarkeit, geringere Anschlusskosten & Netze werden besser genutzt #forumnew pic.twitter.com/2ZjqloJBb5

- Andreas Kuehl (@energynet) November 22, 2018

Gemeinsam sind Solar- und Windenergie besser als einzeln

Zwei neue Ideen oder Möglichkeiten, die Thema waren auf dem 19. Forum Neue Energiewelt, möchte ich kurz vorstellen. Da ist zum einen die Idee der Solar-Wind Hybridkraftwerke. Das ist nichts anderes als eine Photovoltaik-Freiflächenanlage, die sich einen Netzanschluss mit einer Windenergie-Anlage teilt. Also ist es eine Stromerzeugungsanlage, bestehend aus Photovoltaik-Modulen und einer Windenergie-Anlage oder mehreren Windenergie-Anlagen.

Damit kann man die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie addieren. Folglich sind die Schwankungen in der Einspeisung nicht mehr so groß wie in der einzelnen Betrachtung. Und der Netzanschluss hat eine deutlich höhere Auslastung als in der einzelnen Betrachtung von Wind- oder Sonnenenergie. Denn der Anschluss der Windenergie wird auch bei Flaute genutzt, solange die Sonne scheint, und nachts, wenn die Sonne nicht scheint, kann bei Wind trotzdem Strom eingespeist werden. Damit steigt die Zahl der Volllast-Stunden der Einspeisung. Vorhandene Netze werden deutlich besser ausgenutzt und es lassen sich Kosten einsparen.

Ein solches Beispiel gibt es bereits in der Eifel. Von der Hardtstrom GmbH & Co. KG berichtete Roland Philipps von den Erfahrungen und Schwierigkeiten, wobei die Probleme nichts mit dem Hybrid-Kraftwerk zu tun hatten.

Die Idee eines solchen Hybrid-Krafwerks gab es bereits vor 20 Jahren in den USA, wie das Handelsblatt kürzlich berichtete. In Indien wird zur Zeit das größte Solar-Wind-Hybridkraftwerk der Welt gebaut. Also warum soll das bei uns nicht auch funktionieren?

Gebt den Kohlerevieren mit erneuerbaren Energien eine Zukunft!

Noch eine solche geniale Idee ist es den heutigen Kohlerevieren mit dem industriellen Einsatz von erneuerbaren Energien eine Perspektive für die Zukunft zu geben. Das wäre eine ganz andere Aussage. Denn anstatt zu sagen „Wir brauchen Euch nicht mehr", bekommen diese Regionen mit dem Einstieg in groß angelegte Projekte mit erneuerbaren Energien eine Zukunft.

Der energate-messenger hat vor einer Woche schön geschrieben: „Erneuerbare können Braunkohlereviere beflügeln". Ist das nicht die Schlagzeile, die wir in der Energiewende schon immer lesen wollten?

Diese Überschrift beruht auf dem Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit dem Titel „Erneuerbare Energien-Vorhaben in den Tagebauregionen". Sie zeigt, wie die deutschen Kohlereviere auch zukünftig als wichtige Player in der Energiewirtschaft in Deutschland mitspielen können. Denn eine gezielte Transformation dieser Regionen hin zu Energiewenderegionen könnte maßgeblich neue Perspektiven für Beschäftigung und Wertschöpfung im Rheinischen, Mitteldeutschen, Lausitzer und Helmstedter Revier schaffen.

Post-EEG Zeitalter steht vor der Tür

Der zweite Teil des Blicks nach vorne richtete sich bereits auf die Zeit nach dem EEG, also wenn die ersten Anlagen ab dem Jahr 2021 aus dem EEG fallen. Welche Risiken und Chancen bestehen dann?

Der Aufwand besteht vor allem in der Prüfung von einzelnen Anlagen und der Suche nach einer neuen Vermarktung. Ob die Windenergie-Anlagen weiter betrieben werden können, hängt von den Verträgen ab und von der Technik. Eine Vermarktung des Strom von abgeschriebenen Windenergie-Anlagen wird sich sicherlich finden lassen, und wenn es nur zu 3 bis 5 Cent pro kWh sind. Kosten gibt es dann nur noch für Wartung und Verwaltung.

Es wird mit Sicherheit mehr Verträge für die Direktlieferung von Strom aus diesen Anlagen geben. Eine andere Erkenntnis des Forums ist, dass viele Unternehmen aus der Industrie heute ein Interesse haben an sauberem und günstigem Strom. Daher bin ich optimistisch, dass es einen Markt für diese Anlagen geben wird in der Zeit nach dem EEG.

Blick auf das System Energieversorgung statt Silo-Denken

Was mich besonders freut, ist der zunehmende Blick auf das System der Energieversorgung. Dazu gehören dann auch Wärme- und Kälte, sowie die Mobilität. Es gibt immer mehr Projekte von Wohngebieten, Quartieren und Stadtteilen mit einer integrierten Energieversorgung. Damit zeigen sie, dass es nicht ausreicht nur eine PV-Anlage auf ein Dach zu setzen. Heute gilt es vielmer die Mieter oder Eigentümer direkt mit Strom vor Ort zu versorgen, die Sektorenkopplung intelligent zu nutzen für Wärme, Kälte und Mobilität.

Gezeigte Beispiele beim 19. Forum Neue Energiewelt waren das Offshore-Wohnquartier in Borkum und die Überseeinsel in Bremen. Beide Projekte stehen noch am Anfang, aber sie sind ein wichtiger Schritt für die Energiewende. Und ich freue mich, dass es in Deutschland immer mehr solcher Projekte gibt. Ich durfte dieses Jahr mir bereits das Quartier Franklin in Mannheim ansehen und ich habe von dem Projekt in Oldenburg berichtet.

Fazit vom 19. Forum Neue Energiewelt

Ich muss zugeben ich bin nicht so direkt in der Branche beschäftigt und ich kann daher nicht die Auswirkungen des geplanten Energiesammelgesetzes beurteilen. Aber ich weiß der Branche wurden immer wieder Steine in den Weg gelegt und sie hat sich trotzdem irgendwie durchgekämpft. Und klar geht eine ambitionierte Energiewende oder ein zielgerichteter Klimaschutz anders, das ist keine Frage.

Aber ich möchte mit diesem Beitrag zeigen, trotz aller Blockaden, die es immer wieder geben wird, gibt es kreative Menschen mit tollen Ideen zur Weiterentwicklung der Energiewende. Hinzu kommt der Preisverfall für Strom aus erneuerbaren Energien, der ebenfalls für die Energiewende spricht.

Also die Energiewende ist zu schaffen, und wie auch auf dem Forum zu hören war, die Erfolge haben wir bisher erzielt trotz der Politik - und nicht wegen der Politik.

Dennoch muss man weiter kämpfen gegen die Blockaden und weiter für eine konstruktive Energiewende werben.


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