Das digitale Zeitalter macht auch diesem Zeitvertreib Beine, denn mittlerweile kann man Comics online erwerben und lesen, kommt also auch an Titel ran, die es nicht im Laden oder (wahrscheinlicher) gar nicht auf deutsch gibt. Ein solcher Titel, den ich seit dem letzten Jahr mit großer Faszination lese ist “Chew” von John Layman und Rob Guillory. Und den stell ich jetzt einfach mal vor. Mahlzeit!
Protagonist der Graphic Novel ist Tony Chu, ein eher mittelmäßiger Cop in Philadelphia, der aber eine besondere Fähigkeit hat. Tony Chu ist ein Cibopath (einer von drei bekannten weltweit), das bedeutet, dass er übersinnliche Eindrücke von allem bekommt, was er sich in den Mund steckt.
Das einzige, was keinerlei Sinneseindrücke auslöst ist rote Bete. Mit ein wenig Fantasie lässt sich abschätzen, was Tony für Eindrücke bekommt, wenn er beispielsweise Tiere isst und deren Tod und Zubereitung nachvollziehen kann. Zahlreiche unappetitliche Bilder im Kopfkino bilden dann auch ein zentrales Stilmittel in der fortlaufenden Geschichte. Für die Rahmung wichtig zu wissen ist, dass es wegen eines katastrophalen Ausbruchs von Vogelgrippe (von der unklar ist, ob es sich nur um Propaganda der Regierung handelt) verboten ist Geflügel zu essen. Während eines Einsatzes, bei dem Chus Partner Colby ein Teil des Gesichts weggemessert wird und Chu allein einen Massenmörder allein stellt, tötet sich dieser selbst, bevor er die Namen seiner Mordopfer nennt. Weil Chu einen guten Bissen nimmt, bekommt er alle Namen, kann die Fälle aufklären und die Leichen finden. Der Erfolg ist unbestritten, aber seinem Vorgesetzten gefällt die Art nicht, wie er an die Infos gekommen ist. Die FDA (U.S. Food & Drug Administration, wegen der Vogelgrippe offenbar mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet) allerdings schon, weshalb Chu kurzerhand zur Special Crime Division versetzt und von seinem neuen Partner Mason Savoy (ebenfalls Cibopath) trainiert wird, um seine Gabe gezielt einzusetzen. Doch die erste Lektion, die Chu lernen wird, ist die, dass man niemandem vertrauen darf…
Ich habe bislang 5 Sammelbände gelesen und der sechste Band, der erst im Dezember veröffentlicht wurde, kommt bald dran. Klar, Chew ist kein Comic für kleine Kinder. Da wären die Seitenhiebe auf aktuelle politische Verhältnisse auch verschenkt. Die Storybögen bei Chew steigern sich ins Wahnwitzige, die Gewalt könnte grafischer kaum sein, ist aber auch wieder so übertrieben, dass es zu einem Running Gag wird. Für Fans des Lustigen Taschenbuchs vielleicht zu rau, der grafische Stil ist insgesamt eher handfest und passt gut zur Story. Andererseits ist das auch keine tiefschürfende, schwere Story, es ist ein bissl Krimi, viel Spaß, etwas Sci-Fi und man muss immer damit rechnen, dass im nächsten Panel eine neue Enthüllung oder ein Twist lauert.