AUF DVD UND BLU-RAY! ©Bildstörung
Sie kotzen, sie rotzen, sie grunzen, sie reiben sich Scheiße ins Gesicht. „Es ist schwer ein Gott zu sein“ ist ein Unding von einem Film. Ein Film, der tief in den niedersten Gelüsten des Menschen wildert, sie zur Schau stellt und das drei Stunden lang. Dreck und Exkremente bekommen eine ganz eigene Eleganz, die für den Zuschauer schwer zu ertragen ist. Der russische Regisseur Aleksey German inszeniert sein fünftes und letztes Werk wie nicht von dieser Welt. Zwar spielt der Film in einem dem Mittelalter entlehnten Setting, doch befindet sich diese auf dem fremden Planeten Arkanar. Ein Ort, an dem lediglich der Hauch einer Renaissance stattgefunden hat und Gelehrte vom Mob gejagt und getötet werden. Erdlinge wohnen unerkannt unter ihnen, so auch Rumata, der es sich dort als Lord bequem gemacht hat.
Regisseur German schafft es, das Mittelalter in einer Form wiederaufleben zu lassen, wie es noch niemand vor ihm getan hat. Es ist fühlbar und wirkt echter, als es ein 3D-Blockbuster jemals könnte. Die entstellten Figuren, die durchs Bild laufen, der bleischwere Dauerregen, die ekelerregende Enge in den Häusern – es ist, als könnte das Publikum die Zeit riechen. Schönheit lässt sich nirgends finden und wenn sie doch für eine Millisekunde aufleuchtet, wartet schon der nächste Barbar und stapft in die Scheiße. „Es ist schwer ein Gott zu sein“ ist eine wahre Tortur für den Zuschauer, im Guten wie im Schlechten. Eine lineare Handlung ist nur mit äußerster Mühe erkennbar, kein Wunder also, dass das deutsche Label Bildstörung eine Anleitung in Form eines Booklets der DVD beilegt.
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Dort erfährt der gewillte Zuschauer interessante Einsichten über die Arbeit Germans. Seine politische Einstellung, seinen Pessimismus und seinen Hass auf das Medium Film an sich, der sich in seinen letzten Lebensjahren bildete. All das kulminiert in „Es ist schwer ein Gott zu sein“. Er ist gleichwohl politisches Statement als auch ein Zeichen der Resignation seines Regisseurs. So wie Rumata von den Zuständen Arkanars eingeholt wird, so ist auch German desillusioniert, wenn es um die Zukunft Russlands und letztendlich der Welt geht. Die Buchvorlage der gefeierten Strugatzki-Brüder dient lediglich als Gerüst für Germans eigene Sicht der Dinge.German, der kurz vor der Premiere seines Filmes starb, arbeitete Jahrzehnte an diesem Film. Er gilt als einer der wichtigsten Filmemacher Russlands, „Es ist schwer ein Gott zu sein“ wird als einer der bedeutendsten Filme des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Natürlich steckt in diesem Film viel Material zur Interpretation. Anhand der Aussagen Germans und der daraus resultierenden Bezüge zwischen Film und Putins Politik sowie Russlands Vergangenheit und Zukunft lässt sich viel erschließen. Doch ändert das nichts daran, dass „Es ist schwer ein Gott zu sein“ eine Qual, fast schon Folter, ist. Überall Dreck, Unrat, Mist und Rotze. Das drei Stunden zu begutachten, ist körperlich fordernd.