Mehmet Scholl
„Miss Milla 2“
(Millaphon)
Erst kürzlich hat ihn die Süddeutsche Zeitung wieder mal gelobt, wenn dem Ganzen auch etwas Gift beigemischt war. Es ging darum, dass der Kapitän der Frankfurter Eintracht in einem entscheidenden Spiel trotz einer gerade diagnostizierten Erkrankung seine Mannschaft unterstützen wollte und also mitspielte und just in dieser Partie mit einem Eigentor für ziemlich lange Gesichter sorgte. Soviel Pech und Dramatik auf einen Haufen und was sagte der sonst so quirlige, um kein Wort verlegene Kommentator Scholl? Nun, er sagte, dass er erst mal nix sagen könne, weil ihm gerade in diesem Moment die Worte fehlen würden. Und genau das, sagte wiederum die Zeitung, mache ihn mal wieder sehr sympathisch. Schöne Geschichte. Sympathisch ist übrigens auch, dass Scholl in schöner Unregelmäßigkeit seine musikalischen Vorlieben auf gänzlich oldschoolhafte Art und Weise dokumentiert und kompiliert – wer bitte kauft sich denn heute noch CD-Sampler, wo man doch jeden Track in lausiger Qualität für lau aus dem Netz saugen kann? Nun, man muß den Unbelehrbaren dafür loben, denn so kommt auch der weltläufigste Auskenner an einen Mix, der die eine oder andere kleine Überraschung bereithält.
Dass die Future Islands und Vampire Weekend diese wie viele andere Playlisten anführen, ist eher keine, dass sich Scholl an Austra wagt, ursprünglich eher dem Darkwave verhaftet und erst in letzter Zeit mit Zug zum Pop, dann aber doch. Die neuseeländischen Chills wiederum entdeckt er spät, aber rechtzeitig genug, um ihr großes Potential zu erkennen. Der Großteil der Auswahl spiegelt aber, man wußte es schon, Scholls Hang zum emotionalen und melancholischen Indierock wieder – alles nicht unbedingt taufrisch, aber durchaus gefällig und hörbar sowieso. We Are Augustines, The Apache Relay, Shearwater, Seaside Hights, Bands, Songs, wie gemacht für die Autofahrt bei offenen Fenstern, wo man unbeobachtet laut und falsch mitsingen kann. Klar lebt der gute Fußball von der Unvorhersehbarkeit, der Finte und der Täuschung, man sollte dem einstigen Instinktkicker dennoch nicht allzu gram sein, dass er sich diese Eigenschaft kaum für die Plattenteller bewahren konnte.
Denn einige Perlen hat er ja schon auf dem Zettel: The Rumour Said Fire aus Dänemark beispielsweise spielen auf ihrer Single „The Balcony“ einen derart ergreifenden Countryrock, dass man sich das Quartett schon mal auf die Liste der Must Haves für die nächste Konzertsaison setzen möchte. Gleiches gilt für die Amerikaner Wild Nothing, aber nur unter der Bedingung, dass sie auch diese wunderbare Coverversion von Kate Bush’s „Cloudbursting“ im Programm haben. Genügend Schönheiten versammelt also, genügend Gründe, weshalb Scholl mit dieser CD auch heute noch aus dem Mannschaftsbus fliegen würde und ihm genau das ein paar Pluspunkte mehr als anderen seiner ehemaligen Kollegen eintragen dürfte. Auf dem Waschzettel zum Silberling stand übrigens geschrieben, Mehmet Scholl würde hier eine Sammlung präsentieren, „die ihm ans Herz geht wie die Hand des Nationalspielers bei der Nationalhymne“ – nun, man könnte vielleicht auch etwas weniger plump und pathetisch behaupten, der Mann habe einfach noch immer Spaß am Hören und Entdecken und zudem genügend Eigensinn, andere daran teilhaben zu lassen.
„Miss Milla 2“
(Millaphon)
Erst kürzlich hat ihn die Süddeutsche Zeitung wieder mal gelobt, wenn dem Ganzen auch etwas Gift beigemischt war. Es ging darum, dass der Kapitän der Frankfurter Eintracht in einem entscheidenden Spiel trotz einer gerade diagnostizierten Erkrankung seine Mannschaft unterstützen wollte und also mitspielte und just in dieser Partie mit einem Eigentor für ziemlich lange Gesichter sorgte. Soviel Pech und Dramatik auf einen Haufen und was sagte der sonst so quirlige, um kein Wort verlegene Kommentator Scholl? Nun, er sagte, dass er erst mal nix sagen könne, weil ihm gerade in diesem Moment die Worte fehlen würden. Und genau das, sagte wiederum die Zeitung, mache ihn mal wieder sehr sympathisch. Schöne Geschichte. Sympathisch ist übrigens auch, dass Scholl in schöner Unregelmäßigkeit seine musikalischen Vorlieben auf gänzlich oldschoolhafte Art und Weise dokumentiert und kompiliert – wer bitte kauft sich denn heute noch CD-Sampler, wo man doch jeden Track in lausiger Qualität für lau aus dem Netz saugen kann? Nun, man muß den Unbelehrbaren dafür loben, denn so kommt auch der weltläufigste Auskenner an einen Mix, der die eine oder andere kleine Überraschung bereithält.
Dass die Future Islands und Vampire Weekend diese wie viele andere Playlisten anführen, ist eher keine, dass sich Scholl an Austra wagt, ursprünglich eher dem Darkwave verhaftet und erst in letzter Zeit mit Zug zum Pop, dann aber doch. Die neuseeländischen Chills wiederum entdeckt er spät, aber rechtzeitig genug, um ihr großes Potential zu erkennen. Der Großteil der Auswahl spiegelt aber, man wußte es schon, Scholls Hang zum emotionalen und melancholischen Indierock wieder – alles nicht unbedingt taufrisch, aber durchaus gefällig und hörbar sowieso. We Are Augustines, The Apache Relay, Shearwater, Seaside Hights, Bands, Songs, wie gemacht für die Autofahrt bei offenen Fenstern, wo man unbeobachtet laut und falsch mitsingen kann. Klar lebt der gute Fußball von der Unvorhersehbarkeit, der Finte und der Täuschung, man sollte dem einstigen Instinktkicker dennoch nicht allzu gram sein, dass er sich diese Eigenschaft kaum für die Plattenteller bewahren konnte.
Denn einige Perlen hat er ja schon auf dem Zettel: The Rumour Said Fire aus Dänemark beispielsweise spielen auf ihrer Single „The Balcony“ einen derart ergreifenden Countryrock, dass man sich das Quartett schon mal auf die Liste der Must Haves für die nächste Konzertsaison setzen möchte. Gleiches gilt für die Amerikaner Wild Nothing, aber nur unter der Bedingung, dass sie auch diese wunderbare Coverversion von Kate Bush’s „Cloudbursting“ im Programm haben. Genügend Schönheiten versammelt also, genügend Gründe, weshalb Scholl mit dieser CD auch heute noch aus dem Mannschaftsbus fliegen würde und ihm genau das ein paar Pluspunkte mehr als anderen seiner ehemaligen Kollegen eintragen dürfte. Auf dem Waschzettel zum Silberling stand übrigens geschrieben, Mehmet Scholl würde hier eine Sammlung präsentieren, „die ihm ans Herz geht wie die Hand des Nationalspielers bei der Nationalhymne“ – nun, man könnte vielleicht auch etwas weniger plump und pathetisch behaupten, der Mann habe einfach noch immer Spaß am Hören und Entdecken und zudem genügend Eigensinn, andere daran teilhaben zu lassen.