Beihoffentlich bald sommerlichen Temperaturen hört sich eine nasse Abkühlung inmitten derInnenstadt verlockend an. 1905 gab es tatsächlich noch rund 15 Flussbadeanstalten imStadtzentrum von Berlin – auch Spreebäder genannt. Ende des 18. Jahrhunderts waren daseigens dafür gebaute Schiffe, auf denen Frauen und Männer in separaten Badewannender Körperhygiene nachgingen. In den Badeschiffen gab es„Badewannen erster Klasse aus glasiertem Thon [...], die der zweiten Klasse[...] von Zink, die übrigen von Holz“Die Badeschiffe waren nach gesellschaftlichen Schichten inmehrere Stockwerke unterteilt und „Personen mit zweifelhaftem Ruf“ blieb der Eintrittuntersagt. Dampfbäder und ausgeklügelte Heizsysteme machten den Aufenthalt zueinem Ort des Freizeitvergnügens.Wegendes hohen Bevölkerungswachstums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerteman die Badeschiffe in ihrer Architektur derart, dass man von Badehäusernsprach. Sie sahen wie schwimmende Häuser aus, mit Holzwänden, die denTeil des Spreewassers umzäunten, in dem geschwommen, von Brettern gesprungenoder geplanscht wurde. Auch unterrichtete man dort die ‚Kunst des Schwimmens’.ObBadeschiff oder Badehaus, beiderlei Bademöglichkeit galt schon sehr früh alsPrestigeobjekt der Großstädte. In einem Aufruf aus dem 18. Jahrhundert für denBau solcher Spreebäder in Berlin heißt es: „Alle großen Städte und ResidenzenEuropens sind mit einem Badehaus versehen – nur Berlin nicht [...] Berlin istnun groß geworden, daher braucht es auch, was zu einer großen Stadt notwendigist – ein Badehaus“Nachüber 200-jähriger Geschichte der Spreebäder sind bis 1925 in Alt-Berlin und bis1933 alle umliegenden Flussbadeanstalten geschlossen worden – Grundwar die Verschmutzung der Gewässer durch die Industrie. Die Spree wieder sauber zu bekommen, ist u.a. auch ein Anliegen des Projekts http://www.spree2011.de. Bis die Spree aber wieder sorglos zum Baden genutzt werden kann, müssen noch einige dicke Bretter gebohrt werden. Derweil kann man zumindest per Boot in See stechen und die vielen Kanäle Berlins entdecken. Mittlerweile hat sich eine interessante "Seemanns- und Seefrau-Kultur" gebildet. Mehr dazu im Buch zum Frühjahr und Sommer in Berlin:Meer Berlin. Die Hauptstadt zu Wasser erobernhttp://www.vergangenheitsverlag.de
Meer Berlin - oder vom Baden in der Spree
Autor des Artikels : vergangenheitsverlag
Zum Original-ArtikelBeihoffentlich bald sommerlichen Temperaturen hört sich eine nasse Abkühlung inmitten derInnenstadt verlockend an. 1905 gab es tatsächlich noch rund 15 Flussbadeanstalten imStadtzentrum von Berlin – auch Spreebäder genannt. Ende des 18. Jahrhunderts waren daseigens dafür gebaute Schiffe, auf denen Frauen und Männer in separaten Badewannender Körperhygiene nachgingen. In den Badeschiffen gab es„Badewannen erster Klasse aus glasiertem Thon [...], die der zweiten Klasse[...] von Zink, die übrigen von Holz“Die Badeschiffe waren nach gesellschaftlichen Schichten inmehrere Stockwerke unterteilt und „Personen mit zweifelhaftem Ruf“ blieb der Eintrittuntersagt. Dampfbäder und ausgeklügelte Heizsysteme machten den Aufenthalt zueinem Ort des Freizeitvergnügens.Wegendes hohen Bevölkerungswachstums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerteman die Badeschiffe in ihrer Architektur derart, dass man von Badehäusernsprach. Sie sahen wie schwimmende Häuser aus, mit Holzwänden, die denTeil des Spreewassers umzäunten, in dem geschwommen, von Brettern gesprungenoder geplanscht wurde. Auch unterrichtete man dort die ‚Kunst des Schwimmens’.ObBadeschiff oder Badehaus, beiderlei Bademöglichkeit galt schon sehr früh alsPrestigeobjekt der Großstädte. In einem Aufruf aus dem 18. Jahrhundert für denBau solcher Spreebäder in Berlin heißt es: „Alle großen Städte und ResidenzenEuropens sind mit einem Badehaus versehen – nur Berlin nicht [...] Berlin istnun groß geworden, daher braucht es auch, was zu einer großen Stadt notwendigist – ein Badehaus“Nachüber 200-jähriger Geschichte der Spreebäder sind bis 1925 in Alt-Berlin und bis1933 alle umliegenden Flussbadeanstalten geschlossen worden – Grundwar die Verschmutzung der Gewässer durch die Industrie. Die Spree wieder sauber zu bekommen, ist u.a. auch ein Anliegen des Projekts http://www.spree2011.de. Bis die Spree aber wieder sorglos zum Baden genutzt werden kann, müssen noch einige dicke Bretter gebohrt werden. Derweil kann man zumindest per Boot in See stechen und die vielen Kanäle Berlins entdecken. Mittlerweile hat sich eine interessante "Seemanns- und Seefrau-Kultur" gebildet. Mehr dazu im Buch zum Frühjahr und Sommer in Berlin:Meer Berlin. Die Hauptstadt zu Wasser erobernhttp://www.vergangenheitsverlag.de