Wie geht das? Man liest seit Monaten über den Entwicklungsprozess einer neuen CD. Es bauen sich Erwartungen auf, naja zumindest eine gewisse Neugierde, auf das, was dann irgendwann kommen soll, um sich im heimischen CD- Player zu drehen und diese Erwartungen zu erfüllen oder auch nicht, damit wäre dann auch endlich die Neugierde gestillt und würde somit endlich den Eindrücken weichen, die das Werk beim ersten Hören hinterlässt.
Geben wir es doch zu… In dieser verrückten, hektischen und von Reizen jeglicher Art geprägten Welt nimmt sich doch kaum jemand die Muße, eine CD mehrmals hinter einander zu hören. Wenn es überhaupt zum gänzlichen Erstdurchhörgang kommt.
Bei der Flut der täglich über einen herein brechenden Neuerscheinungen geht auf die Art sicher mancher Juwel verloren. Und das ist schade.
Und gerade jetzt habe ich einen dieser Juwelen für mich entdeckt. Und wenn dieser auch in Scheibenform daherkommt: Hier haben sich das Warten, die Geduld und die entfachte Neugier gelohnt. Gestern war die Scheibe in meinem Briefkasten und seitdem hat sie schon fünf komplette Abspielvorgänge (ohne Schaden zu nehmen) hinter sich.
Die aus Österreich stammenden Meena Cryle und ihr langjähriger Partner an den sechs Saiten, Chris Fillmore legen ihr neues Werk ‚“Feel Me“ vor.
12 Songs sind darauf enthalten, 10 Eigenkompositionen und zwei Titel aus fremder Feder.
Stilistisch sind die Tracks breit gestreut, Blues, Bluesrock, Soul, Balladen etc. Alle diese Genres werden stilsicher umgesetzt.
Über Meenas großartige Stimme ist viel geschrieben und gesagt worden, Vergleiche zu den ganz Großen wurden bemüht. Aber Meena singt eben wie Meena und das ist gut so und bedarf keinerlei Vergleiche. Die Stimme hat hohen Wiedererkennungsgrad. In ihr liegt eine Facettenvielfalt gepaart mit einem Gefühl für Dynamik und Einfühlungsvermögen.
Bei dieser Produktion ist es sehr gut gelungen, viel von dem aufzufangen, was eine Live- Performance der Sängerin ausmacht.
Kongeniale musikalisch- partnerschaftliche Unterstützung und Ergänzung erhält sie im famosen Gitarrenspiel von Chris Fillmore. Ob Slide- oder Standardspiel, ob akustisch oder elektrisch: Es passt. Und das überall.
Eingespielt wurde das Album im Berliner Studio „erde“ im September 2011. Produziert wurde es von Jamie Little, der auch die Drums spielt.
Die Basstracks teilen sich Marlene Lacherstorfer und Roger Inniss, Keyboards wurden beigesteuert von Markus Marageter. Die Hornsection besteht aus: Werner Wurm (Posaune), Sebastian Grimus (Saxofon) und Manfred Holzacker (Trompete).
Und das Zusammenspiel all dieser Menschen hat ein Album hervorgebracht, dass ich gerne und uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Mit „I Was Made for Loving You “ bringen Meena und Co den Rockklassiker von Kiss in völlig neuem Gewand, „Come to Mama “ ist eine Referenz an die kürzlich verstorbene Etta James.
Meine weiteren Anspieltipps sind „Lord Have Mercy“ und „My Performance Is Over“.
Das heißt nicht, dass die anderen Songs dahinter zurückstecken müssen, hier ist ein Album gelungen, dass in keinem Moment durchhängt, sondern in jedem seiner Momente pure Freude bereitet.