Kennen Sie Barbara Hendricks? Das ist die aktuelle Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Sie ist eigentlich sehr nett, sieht aber immer etwas verkniffen aus. Heute habe ich sie mal sehr nachdenklich erlebt.
Während ich auf meinen extrem leisen Katzenpfoten so in ihr Büro hinein stolziere, liest sie gerade die Zeitung. Dort steht, dass der diesjährige Nobelpreis für Medizin an drei Hirnforscher gegangen ist, die heraus gefunden haben, wie sich Ratten in einer komplexen Umgebung zurecht finden. Und da das menschliche Gehirn dem Rattengehirn „ziemlich ähnlich“ ist (Zitat), könnten die Ergebnisse „teilweise auf Menschen übertragen werden“.
An dieser Stelle stockt die Ministerin, geht zu ihrer Sekretärin und fragt sie, ob sie – die Sekretärin – sich manchmal wie eine Ratte fühlen würde. Denn unser menschliches Gehirn sei dem Rattengehirn sehr ähnlich. Da guckt die schlanke Sekretärin überrascht und meint, sie würde schon lange denken, sie würde es im Bundestag mit lauter Ratten zu tun haben.
Da meint die Frau für Umwelt und so, dass Ratten im Gehirn – also im Hypocampus – richtige Ortszellen haben und mit diesen Zellen eine innere Karte herstellen können. Das aber hätten offensichtlich viele Minister nicht – diese innere Karte und vielleicht auch gar keine Ortszellen. Denn sonst würden sie nicht so orientierungslos herum laufen und erst recht nicht solche unsinnigen Vorschläge machen. Wie die Maut zum Beispiel.
Die Sekretärin ist normalerweise eher wortkarg. Aber jetzt sprudelt es aus ihr heraus. Dieser Atomausstieg sei doch ein klarer Beleg für fehlende Ortszellen. Oder die Außenpolitik. Da würde doch der Steinmeier wirklich orientierungslos durch die Welt fliegen. Allein seine bahnbrechende Fehleinschätzung der Lage in der Ukraine. Oder sein Herumgestocher im Nahe Osten. Einen Plan hat der doch bestimmt nicht.
Ob ein Plan überhaupt einen Nutzen hat, wenn doch die Ortszellen fehlen, will sie wissen. Daraufhin wird Barbara Hendricks, die Ministerin, noch nachdenklicher als nachdenklich und meint, für Reaktorsicherheit bräuchte man ja keinen Plan, denn die seien ja alle abgeschaltet worden.
Da korrigiert die Sekretärin sie dezent. Derzeit würde es noch 12 Atomkraftwerke geben, die in Betrieb sind. Frau Ministerin Barbara Hendricks geht jetzt flott in ihr Büro und ruft die Kanzlerin an. Dann legt sie erleichtert auf und schreit zum Nachbarzimmer „Angela hat auch keinen Plan.“
Ich als Kanzlerkatze kann sagen: Es gibt keinen Plan nirgendwo, weil es wohl nirgends diese Ortszellen und somit auch keine Karte gibt. Aber das ist vielleicht der Trick der Regierenden. Keine Ortszellen, keine Orientierung in einer komplexen Umgebung, kein Plan. Das macht das Regieren wohl für die Minister und das Volk so spannend, denke ich.
Ich sag nur eins: Der Nobelpreis ist hoch verdient für die zwei Norweger und den einen Amerikaner. Denn jetzt wissen wir: Schau Dir die Ratten an und Du weißt, wer Du bist. Äh, nicht wer Du bist, sondern, wer Du sein könntest.
Herbert Prange, Jahrgang 1951, hat zwei Studiengänge absolviert. Sport und Kunst sowie Psychologie, Pädagogik, Soziologie. Er arbeitet erfolgreich als Psychologie-Referent und Management-Berater vor allem für Mediziner. Unter anderem ist er auch als Mentaltrainer tätig. Er ist Autor von Ratgebern und Publikationen im Management-Bereich.
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