Mediterrane Cocktails
Italien ist nicht nur das Land, wo die Zitronen blühen. Es ist auch das Land, wo Oliven wachsen und der Wermut erfunden wurde. Wahrscheinlich war es daher auch ein Italiener, der als Einwanderer im fernen New York den ersten Dry Martini mixte, den heimlichen König der Cocktails. Doch auch die anderen Mittelmeerstaaten liefern beste Zutaten für mediterrane Cocktails, bis hin zu frischen Kräutern für die Drinks.
Italienische Cocktails
Die Olive im Martiniglas gilt als Inbegriff der Barkultur. Zwar begann das Goldene Zeitalter der Cocktails in New York, mitgebracht hatten die Zutaten jedoch europäische Einwanderer. Sie kamen aus Großbritannien, Frankreich und natürlich aus Italien. Für den Martini spendeten die Briten den Gin, die Italiener (und manchmal auch die Franzosen) den Wermut und natürlich das i-Tüpfelchen: die Olive. Aus allen Zutaten zusammen entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Dry Martinis.
Amerikaner, die auch aufgrund der Prohibition in den USA in den 1920er Jahren gerne in Europa herumreisten, tranken in italienischen Hotelbars am liebsten Wermut mit Campari gemischt, weshalb dieser Mix bis heute „Americano“ heißt. Ein Graf namens Negroni ließ sich schließlich zu seinem Americano noch Gin mixen – der „Negroni“ war erfunden. Er gilt, wie der „Americano“ auch, bis heute als Cocktail-Klassiker in und außerhalb Italiens.
Spätestens jetzt war die Cocktail-Begeisterung auch in Europa angekommen und in Italien wurde alles gemixt, was irgendwie passte, also gut schmeckte. Aus den heimischen Zutaten Prosecco und dem orangefarbenen Bitterlikör Aperol entstand zum Beispiel der „Aperol Spritz“, der sich seit einiger Zeit in Deutschland starker Beliebtheit erfreut. Der italienische Kräuterlikör Ramazotti wurde mit Wermut gemixt, hinzu kam wahlweise Zitronen- oder Orangensaft, Ginger Ale oder Zitronenlimonade. In Harry’s Bar in Venedig entstand schließlich in den 1940er Jahren der erste Bellini, ein nobler Durstlöscher aus (weißem) Pfirsichpüree und Prosecco. Die Reihe berühmter italienischer Cocktails ließe sich fortsetzen, zum Beispiel mit dem Harvey Wallbanger, einer Mischung aus dem Kräuterlikör Galliano, Wodka und Orangensaft sowie Galliano Coffee.
Spanische Cocktails
Im Heimatland von Sherry und Cava geraten die Cocktails eher zu Longdrinks. Sherry und Cava werden im Glas zu „Sparkling Sherry“ vermählt, dann kommt, so gewünscht, noch Limetten- oder Orangensaft hinzu, gelegentlich auch der einheimische Vanillelikör „Licor 43“. Auf Mallorca ist neben Sangria seit Jahren „Muttermilch“, beliebt, ein Mix aus Milch und Licor 43. Vor allem Frauen schätzen den Cocktail „Mariposa“ mit Karamellsirup und Licor 43.
Griechische Cocktails
Ein Glas voll Ouzo, Wasser und Eiswürfel – das ist der beliebteste Cocktail der Griechen. Sie mixen auch Ouzo mit Orangensaft und Curacao oder mit Bitter Lemon. In anderen Cocktails mischt man den heimischen Weinbrand Metaxa mit diversen Fruchtsäften oder es gibt gleich alles miteinander: Ouzo, Metaxa und Saft. Auf der Insel Zypern trinkt man einmischen Sherry und Ouzo oder den eigenen Brandy „Five Kings“, der als Brandy Sour zum zypriotischen Nationalgetränk wurde.
Alles aus dem heimischen Garten
Die mediterranen Länder greifen als Zutaten für ihre Cocktails auf den reichhaltigen Fundus ihrer Pflanzenwelt zurück: Zitronen, Limetten, Orangen, Oliven und die ganze Welt der Kräuter. So verbindet den griechischen Ouzo, den italienischen Sambuca und den spanischen Patxaran-Likör der Grundgeschmack nach Anis, das ursprünglich nur im Mittelmeerraum wuchs. In den Bitterlikören wie Campari & Co. sind Kräuter wie Enzianwurzel, Bitterorange, Gewürznelken, Kardamom, Zimt und Chinarinde enthalten. Auch die typischen Gewürze des Mittelmeerraums wie Rosmarin, Thymian und Basilikum werden neuerdings als frische Kräuter in Drinks verwendet.
Grünzeug im Cocktail-Glas
Der Hype um die mediterranen Kräutercocktails begann vermutlich 2005 mit der Erfindung des „Hugo“ in Südtirol. Die Mischung aus frischer Minze, Prosecco, Limette und Holunderblütensirup wird inzwischen auch mit Zitronenmelisse angeboten. In Italien kennt man heute Limonen-Basilikum-Martini mit Limoncello und zerstoßenen Basilikumblättchen. Vorsichtig angedrückt werden darf hingegen nur der Rosmarinzweig für den Rosmarin-Martini, damit er nicht zu bitter gerät. Beim Thymian-Himbeer-Cocktail werden die frischen Blättchen dagegen richtig mit dem Stößel zerdrückt. Als Deko dürfen die Kräuter dann wieder im Ganzen ins Glas.
Mediterrane Cocktails selber mixen
Neben den bereits erwähnten Zutaten für die mediterranen Cocktails braucht der Hobbymixer eine gewisse Grundausstattung für seine Hausbar. Dazu gehören ein großes Rührglas mit mindestens 0,5 Liter Fassungsvermögen und ein Shaker, also ein Schüttelbecher aus Edelstahl mit integriertem Sieb oder ein separates Bar-Sieb, das sich leichter reinigen lässt. Weitere nützliche Utensilien sind ein langer Barlöffel zum Verrühren, ein Messbecher mit cl-Einteilung, Mixer, Stößel, Zitronenpresse, Schneidebrett und Messer. Wichtig ist auch ein Vorrat an Eis oder Eiswürfeln, ein Kühlschrank, ein Korkenzieher und ein Flaschenöffner. Zum Einsatz kommen neben dem Alkohol meist diverse Zuckersorten, Sirups, Limonaden, Säfte bzw. frisches Obst, vor allem Zitronen.
Cocktails richtig servieren
Zum Servieren benötigt man je nach Drink die passenden Cocktailgläser. Das Minimum sind Martinigläser als klassische konische Schalen, Sektkelche und Longdrinkgläser. Für Mixdrinks gibt es bauchigere Gläser, schön sind auch die standfesten Tumbler in verschiedenen Höhen. Für die Dekoration kommen unbehandelte Zitronen- und Orangenschalen in Frage, diverse Obstsorten, Zucker und Salz für Glasränder, Oliven, kleine Spieße sowie Trinkhalme. Wer seine schön angerichteten Cocktails auf kleinen Servietten serviert, löst geschickt das Problem des Kondenswassers am Glas.