Medikamente gegen Angst
Das Thema „Medikamente gegen Angst“ beschäftigt früher oder später jeden Menschen, der an einer Angststörung leidet. Schließlich sind wir es gewohnt, Medikamente einzunehmen, wenn wir krank sind. Und je schneller diese wirken, desto besser. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Betroffene bei einer Angststörung Medikamente einnehmen.
Dabei gibt es nicht nur Antidepressiva. Wir schauen uns in diesem Beitrag verschiedene Medikamentengruppen und deren Wirkweise an. Auch Naturheilmittel werden dabei nicht außer Acht gelassen. Dieser Beitrag kann Dir einen Überblick vermitteln, welche Angststörung-Medikamente es gibt und wie diese wirken, sodass Du den Ärzten etwas weniger unwissend gegenüber stehst.
Besonders interessant finde ich die (angebliche) Wirkung der Bachblüten am Ende dieses Artikels. Sie scheinen eine Option gegenüber klassischen Medikamenten gegen Angst zu sein.
Bei dem Beitrag „Medikamente gegen Angst“ hat mich Philip Fischer unterstützt, Absolvent mit Auszeichnung einer höheren technischen Lehranstalt für Biomedizin- und Gesundheitstechnik. Vielen dank dafür. Dementsprechend ist dieser Text ein wenig wissenschaftlicher als du es sonst gewohnt bist.
Woher kommt Angst?
Angst ist ein sehr intensives und stark wirksames Grundgefühl. Grundsätzlich ist es eine Emotion, die aus einem ganz bestimmten Kerngebiet des Gehirns kommt, der Amygdala. Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist ein Kerngebiet im Bereich des Endhirns. Diesem Bereich wird, nach aktuellem Stand der Forschung, das Auslösen von Angst und angstähnlichen Zuständen zugesprochen.
Die Amygdala gehört außerdem einem übergeordneten System an, dass als limbisches System bezeichnet wird. Im limbischen System werden alle emotionalen Regungen generiert. Verschiedene Kerngebiete tief im Inneren des Gehirns gehören zum limbischen System und erzeugen nicht nur Emotionen, sondern verbinden diese auch mit Erinnerungen. Speziell die Angst, als überaus negative Erfahrung bleibt uns durch diesen Zusammenhang lange und sehr intensiv im Gedächtnis.
Informationen und Reize werden im Gehirn zwischen den Verbindungsstellen der Nervenzellen, die Synapsen genannt werden, nur in Form von chemischen Stoffen, sogenannten Neurotransmittern, übertragen. Kommt es nun zu Situationen, in denen Angst empfunden wird, vermindert sich der Neurotransmitterspiegel in der Amygdala.
Durch die enge örtliche Verbindung der Nervenzellen der Sinne und der Nervenzellen des limbischen Systems kann häufig das Phänomen beobachtet werden, dass verschiedene Sinnesreize unterschiedliche emotionale Reaktion hervorrufen.
In welchen Situationen ist schnelle Hilfe am wichtigsten?
Angst ist eine Emotion die ihre Wirkung im menschlichen Körper besonders stark präsentiert. So ist der Körper in kürzester Zeit fluchtbereit und hellwach sowie hoch konzentriert. Kommt es zu einer Störung im limbischen System, können die Situationen die für das Auslösen von Angst verantwortlich sind willkürlicher Natur sein.
So sind Angststörungen eine häufige psychische Erkrankung die einerseits auf erlebte Traumata, andererseits auch auf strukturelle Veränderungen im Gehirn selbst, sowie auf viele verschiedene andere Auslöser zurückzuführen sein kann. Neben der operativen Therapie, die eine teilweise oder komplette Entfernung von krankhaften Strukturen als Therapieziel verfolgt, setzt die Medikamente gegen Angst auf schonendere Methoden um eine Symptomfreiheit zu erreichen.
Welche Medikamente gegen Angst gibt es und wie wirken diese?
Das Ziel der Medikamente gegen Angst ist das Erreichen von Symptomfreiheit bzw. die Verringerung der Symptome ohne die Notwendigkeit einer invasiven Intervention. Durch den patientenschonenden Ablauf der konservativen Therapie, im direkten Vergleich zur invasiven Alternative, ist die medikamentöse Behandlung das Mittel der Wahl bei der Bekämpfung von Angststörungen.
Medikamente gegen Angst beziehen ihre Wirksamkeit über den Eingriff in den Neurotransmitterhaushalt des limbischen Systems. Im limbischen System sind vor allem vier verschiedene Neurotransmitter von Bedeutung.
Die Gruppen von Medikamenten gegen Angst sind:
- Serotonin
- Noradrenalin
- Endorphine
- Dopamin
- Glutaminsäure (inkl. gamma-Aminobuttersäure)
- Acetylcholin
An der Entstehung von Angst sind hauptsächlich drei dieser Neurotransmitter beteiligt Glutaminsäure, Acetylcholin und Serotonin. Durch den gezielten Eingriff in den Neutrotransmitter-Haushalt ist die Angststörung durch Medikamente effektiv behandelbar.
Die Amygdala, ist sehr reich an Gamma-Aminobuttersäure-Rezeptoren, durch die zahlreichen Rezeptoren, die speziell auf die Gamma-Aminobuttersäure (GABA) sensitiv reagieren, kommt es bei einem verminderten Spiegel an Neurotransmittern in diesem Kerngebiet besonders schnell zur Auslösung von Angstzuständen. Diese speziellen Rezeptoren werden als GABAerge Rezeptoren bezeichnet.
Verschiedene Medikamentengruppen sorgen durch unterschiedliche Mechanismen für eine Erhöhung des Neutrotransmitter-Spiegels, um aktiv gegen Angstzustände vorzugehen. Im Folgenden werden diese Medikamentengruppen zur Anxiolyse näher vorgestellt. Das besondere an GABAergen Rezeptoren ist, dass die Bindung durch GABA an den Rezeptor eine inhibierende Wirkung entfaltet. Das bedeutet, eine vermehrte Ausschüttung von GABA führt zu einer Dämpfung in bestimmten Hirnarealen.
Klassische Angststörung-Medikamente
Benzodiazepine
Benzodiazepine sind die stärksten angstlösenden Medikamente und werden heute vor allem in der klinischen Praxis gegen akute Angstzustände und Panikattacken verabreicht.
Die Wirkung der Benzodiazepine bezieht sich auf die Physiologie der GABAergen Rezeptoren. In wissenschaftlichen Studien wurden Hinweise darauf gefunden, dass eine Senkung von Neurotransmittern als Auslöser von Angstzuständen fungiert.
Benzodiazepine sorgen nach Aufnahme in den Körper dafür, dass die Wirkung von GABA, an den spezifischen Rezeptoren in der Amygdala um ein Vielfaches verstärkt wird. Hierdurch kann auch ein geringerer Spiegel an Neurotransmittern, durch die Zugabe von Benzodiazepinen, die erforderliche Reizschwelle der GABAergen Rezeptoren in der Amygdala erreichen.
Bei der Behandlung mit Benzodiazepinen muss immer durch medizinisches Fachpersonal abgewogen werden, ob auf eine Benzodiazepin-Therapie, durch eine entsprechende Vorgeschichte des Patienten,verzichtet werden muss. Denn zu beachten ist stets, dass Benzodiazepine trotz ihrer durchwegs positiven Therapieeigenschaften gegen Angst ein hohes Sucht- und Abhängigkeitspotenzial aufweisen.
Benzodiazepine entfalten zudem eine sehr hohe sedative Wirkung im Bereich des Hirnstammes. Da in diesem Bereich auch das Atemzentrum angesiedelt ist, kann es bei Überdosierung mit Benzodiazepinen zu einer Atemdepression, also einem medikamenteninduzierten Atemstillstand kommen.
Viele Fachleute entscheiden sich aufgrund der stark angstlösenden Wirkung trotz des Abhängigkeitspotentials, bei Anzeichen einer Angststörung Medikamente dieser Wirkstoffgruppe einzusetzen.
Opiate
Opiate sind vor allem im Zusammenhang mit Bindungen von Bedeutung. Dementsprechend wirken Opiate vor allem als Medikament gegen Bindungsstörungen und Trennungsängste. Opiate wirken ähnlich wie Morphine und werden auch körpereigen in Form von Endorphinen erzeugt.
Speziell im limbischen System sind viele Opiatrezeptoren vorhanden, kommt es nun zu einer Abnahme von Opiaten im limbischen System wird in der Amygdala wiederum ein Gefühl von Angst erzeugt.
Medikamente gegen Angst, die auf Opioidbasis wirken erhöhen durch Opiatsupplementierung den Spiegel des Neurotransmitters und sorgen so für eine Hemmung von Angstgefühlen und Angstzuständen.
Opioide werden darüber hinaus oft als sehr starkes Scherzmittel verabreicht. Auch hier besteht eine Suchtgefahr und die Gefahr einer Abhängigkeit. Dennoch werden von vielen Ärzten bei einer Angststörung Medikamente dieses Typs verschrieben.
SSRI (Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren)
Ein weiterer wichtiger Neurotransmitter des limbischen Systems in Verbindung mit Angstzuständen ist das Serotonin. Ein Absinken von Serotonin im limbischen System und der Amygdala sorgt dafür, dass zunehmend Angstzustände und Panikattacken auftreten.
Ängste häufen sich Studien zufolge immer dann, wenn der Spiegel an verantwortlichen Neurotransmittern unter einen gewissen Pegel sinkt und so die Rezeptoren nichtmehr vom Neurotransmitter belegt werden. Hier setzt ein ganz spezieller Wirkmechanismus von Medikamenten gegen Angst an.
Die Medikamente des SSRI Typs nutzen die Tatsache, dass Neurotransmitter immer wieder zwischen den Nervenzellen im synaptischen Spalt, welcher zwei Nervenzellen miteinander verbindet, hin und her wandern. Diese Wiederaufnahme von abgegebenen Neurotransmittern im synaptischen Spalt wird „Reuptake“, also Wiederaufnahme genannt.
Die SSRI’s sorgen nun dafür, dass in den synaptischen Spalt abgegebenes Serotonin, nicht wieder durch den Reuptake Prozess aus dem Spalt entfernt werden kann. Dies geschieht dadurch, dass die Medikamente des SSRI-Typs für eine Inhibierung dieses Prozesses sorgen.
Die Folge aus dieser Inhibierung ist, dass mehr Serotonin im synaptischen Spalt verbleibt und die Serotoninrezeptoren immer weitreichend belegt sind. Durch die Belegung der spezifischen Rezeptoren mit Serotonin kommt es zu einer verminderten bis hin zu komplett ausbleibenden Angstreaktion.
Welche alternativen Medikamente gegen Angst gibt es?
Die verschiedenen Typen von Psychopharmaka, die von der Schulmedizin zur Therapie einer Angststörung durch Medikamente empfohlen werden, greifen weitreichend in das sehr sensible Gleichgewicht der Botenstoffe des Nervensystems ein.
Blickt man über den Tellerrand der klassischen Medizin hinaus, bieten sich verschiedene Präparate, die auf komplett pflanzlicher Basis, eine Besserung von Angststörungen und Panikattacken erwirken.
Nachfolgend werden verschiedene pflanzliche und homöopathische Angststörung Medikamente sowie alternativmedizinische Präparate vorgestellt.
Vorangestellt sei, dass einige Pflanzen von Natur aus giftig sind und von einer Selbstmedikation unter allen Umständen abgeraten, wird. Beratung hinsichtlich Dosis und Verabreichung findet sich bei speziell ausgebildetem Fachpersonal.
Aconitum napellus
Aconitum napellus ist der lateinische Name des Eisenhuts. Dieses Gewächs ist unter normalen Bedingungen hochgiftig und sollte auf keinen Fall ohne Weiteres eingenommen werden.
Äußerst geringe Mengen davon zeigen jedoch eine Angst lösende und Panik reduzierende Wirkung. Eingenommen werden sollte der Aconitum napellus ausschließlich nach Beratung durch Fachpersonal.
Bachblüten
Bachblüten sind ein beliebtes Mittel in der Naturheilkunde und der Homöopathie. Grundsätzlich können bei Menschen die unter Angst leiden, verschiedene Bachblüten eingesetzt werden. Als Medikament gegen Angst werden vor allem vier gebräuchliche Arten von Bachblüten unterschieden:
- Rote Kastanie
- Kirschpflaume
- Gefleckte Gauklerblume
- Gelbes Sonnenröschen
In der Naturheilkunde und der Homöopathie werden den verschiedenen Bachblüten unterschiedliche positive Effekte zugesprochen.
So sind rote Kastanien beispielsweise für die Stärkung des Mitgefühls unter Beachtung der eigenen Persönlichkeit verantwortlich. Die rote Kastanie kommt vor allem bei Menschen zum Einsatz, die Sorgen und Ängste bezogen auf andere Personen entwickelt und diese vor den eigenen Entscheidungen beschützen wollen.
Die Kirschpflaume wird bei Patienten angewendet, die Angst vor den eigenen Handlungen haben und befürchten, zu emotionalen Kurzschlussreaktionen zu neigen. Durch die Einnahme der Kirschpflaume wird die Gelassenheit sowie die Belastbarkeit in stressigen Situationen positiv beeinflusst.
Bei Menschen mit vielen kleineren Ängsten und Sorgen kommt die gefleckte Gauklerblume zur Anwendung. Diese soll nachweislich die Tapferkeit steigern. So können auch Phobien gegen alle möglichen Lebewesen, Situationen oder Objekte bekämpft werden.
Sind Menschen von Angst und Albträumen geplagt und geht die Angst soweit das ein Todes- sowie Erstickungsgefühl auftritt, kann die Einnahme von gelbem Sonnenröschen, deutlich positiv auf die persönliche Standhaftigkeit wirken.
Arsenicum album
Arsenicum album ein sehr starkes Gift, das nur durch vielfache homöopathische Potenzierung zu einem, für Angstpatienten nützlichen Medikament gegen Angst werden kann. Vor allem bei Patienten, die von starken Angstgefühlen, Hypochondrie, Todesfurcht und ständigen Sorgen geplagt sind, wird Arsenicum album als Medikament gegen Angst eingesetzt. Die Dosierung sollte stets von geschultem Fachpersonal überwacht werden.
Medikamente gegen Angst – Fazit
Bei einer Angststörung werden mitunter eine Vielzahl von Medikamenten eingesetzt, die nachweislich dabei helfen können, Angstzustände und Panikattacken zu reduzieren.
Dieser Beitrag spricht sich weder für noch gegen Medikamente gegen Angst aus. Ziel war es, Dir einen groben Überblick über verschiedene Angststörung-Medikamente und deren Wirksamkeit zu geben, sodass Du selbst ein wenig besser einschätzen kannst, welche Möglichkeiten es bei der medikamentösen Behandlung von Angststörungen gibt.
Vielen Dank an Philip Fischer für seine fachmännische Unterstützung bei diesem Beitrag.
PS: Wenn Du Dich fragst, was ich von der Einnahme von Antidepressiva halte, dann lies Dir diesen Artikel durch.