Für mich war der Grund dafür in jüngster Vergangenheit offensichtlich, weshalb ich keine Notwendigkeit sah, einen Blog dazu zu schreiben. Da ich nun aber in den letzten Tagen öfter meine Sicht der Dinge erläutern sollte, schrieb ich das auch mal auf.
Meine Mitgliedsnummer bei den Piraten, die ich nach meinem Eintritt im August 2009 zugeteilt bekam, ist die 6170. Nun, bald vier Jahre und einige Landtagswahlerfolge später, liegt die Mitgliederzahl bei ca. 35000. Die Piraten haben sich also in den letzten vier Jahren fast versechsfacht. Eine neue politische Kraft stellt sich auf. Natürlich wollen unserer neuen Mitglieder eine andere Politik und sind gleichzeitig nicht so "erfahren". Wenn sie "Erfahrung" mit Parteien, Politik und Medien haben, dann haben sie diese oft in anderen Parteien gemacht. Politik bei den Piraten ist etwas anderes und wird es hoffentlich auch bleiben. Unsere neuen Mitglieder sind auf allen Ebenen stimmberechtigt und nutzen ihre Möglichkeit bei Vorstands- und Kandidatenwahlen mit zu bestimmen. Auch viele Amts- oder Mandatsträger sind noch relativ neu bei den Piraten oder zumindest den anderen Mitgliedern noch nicht sehr vertraut.
In dieser Situation stürzen sich zur Zeit vermehrt die, auch vermeintlich seriösen, Medien auf einzelne Personen, vor allem Amtsträger, und verfallen in Klatsch und Tratsch über die neuesten E-Mails oder SMS oder Tweets dieser Piraten. Der Zugang zu diesen "Informationen" ist durch die, auch der gewollten Transparenz der Piratenpartei geschuldeten, Öffentlichkeit leicht. Hier kommen unsere professionellen Journalisten ins Spiel. Natürlich ist es leichter, Inhalte aus E-Mails über Klatsch, Tratsch und Streit abzuschreiben und zu kommentieren, als sich ernsthaft mit dem Programm der Piraten, das übrigens von Anfang an vorhanden war und immer weiter entwickelt wurde, zu beschäftigen. Allenthalben wird bereits die Boulevardisierung der noch vorhandenen "seriösen" Presse beklagt. Da ist auch was dran, wie man im Umgang dieser Medien mit den Piraten sehr gut und beispielhaft sehen kann. Anstatt neugierig auf diese neue Bewegung zu sein und wohlwollend und hilfreich darüber zu berichten, werden niedere Instinkte bestätigt und befriedigt.
Hatte vor einigen Tagen die Gelegenheit mit einem Journalisten einer sterbenden großen deutschen Tageszeitung zu sprechen. Freundschaftlich und Schulter klopfend, sagte er mir, die Piraten müssen endlich etwas tun, damit wieder besser über sie geschrieben wird. Wenn er sich mit Journalistenkollegen unterhält, dann hört er nur von der Zerstrittenheit und dem schlechten Auftritt der Piraten zu hören. Er wurde nachdenklich, als ich ihm spontan empfohlen habe, dass er doch einmal anstatt mit Journalisten, einfach mit Piraten reden soll.
Dass mittlerweile viele aktuelle Nachrichten und Themen an der traditionellen Presse vorbei, über Blogs, soziale Netzwerke und deren Portale kommuniziert wird, ist ein offenes Geheimnis. Sollten diese Medien glauben, dass sie diesen Prozess mit einem Klein- und Schlechtschreiben der neuen digitalen Möglichkeiten und der Piratenpartei aufhalten können, dann haben sie sich getäuscht. Irgendwann sehr bald, werden die Menschen das Spiel durchschauen. Sie werden dann verstärkt und weiter die Piratenpartei wählen, aber Zeitungen, in denen keine ehrlichen und interessanten Beiträge zu finden sind, einfach abbestellen oder nicht mehr kaufen.