(SV)
Millionenklage gegen ZDF
Die in der Schweiz ansässige Amitelo AG, einst in Deutschland börsennotiert, hat mit Zufriedenheit auf die erste mündliche Verhandlung über die von dem Unternehmen eingereichte Klage vor dem Landgericht Hamburg (Az. 324 O 636/10) reagiert. Die Amitelo AG wirft der Redaktion von "Frontal21" vor, im Jahre 2007 mit einer gezielten, deutschlandweiten Falschberichterstattung den Untergang ihrer Unternehmensgruppe verursacht zu haben. In der Klageschrift berechnet die Amitelo AG den von ihr erlittenen Schaden mit 133 Millionen Euro. In dem Rechtsstreit müssen grundlegende Fragen journalistischer Verantwortlichkeit beantwortet werden.Amitelo-Anwalt Dr. Arthur Waldenberger von der Kanzlei Waldenberger Rechtsanwälte, Berlin, erklärte, in der ersten mündlichen Verhandlung sei deutlich geworden, dass das Gericht seine Aufgabe sehr ernst nehme. Zuvor hatte das Gericht zwei Einreden der Beklagtenseite als unbegründet bezeichnet und den Beklagten auferlegt, zahlreiche Dokumente ins Deutsche übersetzt vorzulegen.
Auch von der Amitelo AG erwartet das Gericht noch Vortrag zu einzelnen Punkten. Ein solches, schrittweises Vorgehen sei in Prozessen dieser Größenordnung üblich und sachgerecht, erklärte Waldenberger. Die vom ZDF nach Erhalt der Klage demonstrativ zur Schau getragene Selbstzufriedenheit habe sich allerdings als haltlos erwiesen. Der Ausgang des Rechtsstreits ist nach Einschätzung von Amitelo derzeit völlig offen.Amitelo, ein mittelständischer Konzern mit Tochtergesellschaften unter anderem in Deutschland, der Schweiz und Spanien, war 2007 im Entry Standard der Frankfurter Börse gelistet. Die Gesellschaft hatte sich im Telekommunikationsmarkt auf verschiedene Nischenprodukte und -märkte spezialisiert und war kräftig gewachsen. Zahlreiche Analysten empfahlen die Amitelo-Aktie zum Kauf. Die ZDF-Sendung "Frontal21" berichtete im April 2007 zweimal über die Amitelo AG und stellte diese als zwielichtiges Unternehmen dar. Amitelo habe unzutreffende Erfolgsmeldungen und Falschmitteilungen über seine Geschäfte in die Welt gesetzt. Nahezu alle wesentlichen Informationen, die "Frontal21" verbreitete, waren nach Darstellung von Amitelo jedoch falsch. Schon am Tag nach dem ersten ZDF-Bericht stürzte der Kurs der Amitelo-Aktie um 62% ab.
Obwohl das Management alles unternahm, um das Unternehmen zu retten, erholte sich Amitelo nicht mehr von diesem Schlag. Investoren sprangen ab, Kunden wollten mit dem vermeintlich betrügerischen Unternehmen nichts mehr zu tun haben, Banken kündigten die Geschäftsverbindung. Amitelo musste Teile seines Konzerns mit hohem Verlust verkaufen, andere Tochtergesellschaften wurden insolvent. Weit über 100 Arbeitsplätze wurden vernichtet. Amitelo wirft den ZDF-Redakteuren gravierende Recherchefehler vor.