I)Jude Law gefiel mir am besten in "A.I. - Künstliche Intelligenz" als romantisch-träumerischer Gigolo, der nur auf den ersten Blick synthetisch wirkt. Dieses Unschuldige, eine Märchengeschichte mit Bildern aufzuladen, die Ausdruck eines Erzählers sind, in dessen Geschichten man sich fallen lässt, ist die größtmögliche Aufrichtigkeit, dem Kind im Herzen immer einen Platz reserviert zu haben.
II)Wes Craven hat mit "Scream 3" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil - ich denke, ich habe es mehrmals erwähnt - der Film extrem unter Wert verkauft wird, obwohl er sich aller Mittel bedient, eine seinerzeit geplante Trilogie noch einmal orgiastisch vibrieren zu lassen. "Scream 3" führt die Ambition, sich selbst an die Genialität zu erinnern, zu einer wahnsinnigen Plünderung dessen, was ist und was sein sollte.
III)Olivia Wilde gefiel mir am besten in "Tron: Legacy". Ein Mädel, deren Karriere beziehungsweise Rollenauswahl bei mir jedoch kein Gefühl respektvoller Beachtung erzeugt. Sowohl "72 Stunden - The Next Three Days" als auch "Cowboys & Aliens" empfand ich als lahm. "Tron: Legacy" zwar auch, aber in diesem Film darf Olivia Wilde elegant in ebenso eleganten Zwischenwelten ihren erotischen Charme beweisen.
IV)Über welches Geschenk aus dem Bereich Film/Literatur würdest du dich dieses Jahr zu Weihnachten besonders freuen? Weiß ich auf Anhieb nicht. Es stand zur Debatte, dass ich mir dieses Jahr entweder die "The Wire"-Komplettbox oder eine Filmemacher-Werkschau aus dem Hause Arthaus schenken lasse. Letztendlich wird es wohl eine Serie werden, über die ich mich immer wieder amüsieren kann: über Ekel Alfred.
V)Mein Filmtipp Nr. 1 für die Vorweihnachtszeit ist ganz klar "Kevin allein zu Haus", der angesichts seiner vorweihnachtlichen, gemütlich-häuslichen, dann aber wieder gruseligen und eingeengten Atmosphäre viel von dem versprüht, wofür Weihnachten steht. Gefällt mir besser als der Nachfolger. Außerdem mischt Joe Pesci mit. "Stirb Langsam" und "Ist das Leben nicht schön?" sollten danach unbedingt geschaut werden.
VI)In punkto Film geht meiner Meinung nach der Trend im nächsten Jahr Richtung Lobpreisung und Verriss. Ähm, ja.
VII)Mein zuletzt gesehener Film ist "Schwarzer Engel" (1946) und der war nachhaltig entlarvend, weil der Film belegt, dass es äußerst anstrengend und schier aussichtslos sein kann, nicht nur die eigene Unschuld, sondern die eigene Schuld glaubhaft zu gestehen, wenn sie plötzlich unter all jenen vernebelten Erinnerungsschichten freigelegt wird. Die Eröffnungskamerafahrt ist beispielhaft. Peter Lorre!
I)Edward Norton gefiel mir am besten in "Fight Club", dem anarchischem Kino der 90er, ein Schlüsselfilm, ein Erweckungserlebnis, ein Lieblingsfilm für jeden, der halbwegs etwas auf seinen Geschmack hält. Norton gibt die Ikea-Attrappe ohne Bewusstsein und den Sklaven allgemeiner Lifestyle-Obsession bis zum ultimativen Konsumkollaps. In "Königreich der Himmel" habe ich Norton übrigens auch sehr gern.
II)David Yates hat mit keinem "Harry Potter" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil "Harry Potter" mich nie gereizt hat. Irgendwie uninteressant. Yates ist mir darüber hinaus dezent unsympathisch, und wenn ich mich im Kreise der eingefleischten Vorlagenkenner umhöre, kommt in den meisten Fällen eine ähnliche Antwort herausgeschossen: Wie konnte Yates alles so verschandeln? Wenn's unbedingt sein muss, dann Cuarón.
III)Helen Mirren gefiel mir am besten in "Mosquito Coast", ein vergessener Film, den ich nur nenne, weil ich ihm wieder zur Tagesaktualität verhelfen will. "John Seals beruhigende Kameraaufnahmen pittoresker Natur [...] neigen [...] immer wieder einen Anflug von Fäulnis, Zersetzung und Rückwärtsentwicklung zu zeigen, ungeachtet, dass ein Mann eine Mission vom sozialeren Leben umzusetzen versucht [...]."
IV)Über welche Serienfigur habt ihr euch am meisten geärgert? In letzter Zeit immer mal wieder über den neuen, miesepetrigen FBI-Direktor Alvin Kersh (gespielt von James Pickens jr.) aus der Serie "Akte X", der es bevorzugt, die Seiten zu wechseln und schlussendlich doch an der falschen kleben bleibt, wohingegen Skinner zum guten Freund reift. Beide haben dennoch etwas gemeinsam: Geheimnisse.
V)Was haltet ihr von Spielen zu Filmen, und falls ihr (ein) solche(s) Spiel(e) besitzt, wie sind eure Erfahrungen? Öhm, die lassen ja immer diese Industrieregisseure bar jedweder künstlerischer Vision ran und kreieren ein kleines Blockbuster-Filmchen, das mit dem Spiel allerhöchstens nur noch den Schriftzug gemein hat. Es gibt heute ohnehin viel zu viele Genrefilme, die sich das Kostüm des Videospiels aus eigener Kraft anziehen.
VI)Welche Filmfigur wärt ihr gerne für einen Tag (oder länger)? Charlie Bucket in der Schokoladenfabrik. Oder Dr. Bill Harford. Ja!
VII)Mein zuletzt gesehener Film ist "Wer ist Hanna"? und der war in der Zweitsichtung wieder einmal außerordentlich mitreißend und großer Handwerkszauber, weil es überaus selten anzutreffen ist, den europäischen Autorenfilm mit einem warmherzigen Coming-of-Age-Drama so bizarr zu verquicken. Joe Wrights Haken schlagende Formsprache vergisst nie das Gefühl, aber auch nie das pure Körperkino.