I)Viggo Mortensen gefiel mir am besten in "A History of Violence" unter kräftigem Körpereinsatz, wahlweise auf der Treppe und in düsteren Gemäuern. Der beste Cronenberg seiner neuen Ära, eine mit barbarischer Direktheit gezeichnete Gewaltstudie und ihren innerfamiliären Verwicklungen sowie Konsequenzen. Schwerbepackt mit nachwirkenden Bildern.
II)Ang Lee hat mit "Brokeback Mountain" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil der Film zu den wenigen aufrichtigen Liebesfilmen gehört, dessen universelles Sujet weit über die gegenseitigen trivialen Annäherungen und Liebkosungen zweier Menschen hinausgeht. Ang Lee bettet die homosexuelle Beziehung in einen gesellschaftlichen Kontext ein, der die Liebe entscheidend prägt.
III)Anjelica Huston gefiel mir am besten in "Hexen hexen" samt Schminkorgie als wirklich bösartige Frau, die sich in ihrem Innersten als Hexe verkleidet, um kleine Jungs und Mädchen zu ärgern. Bemerkenswert morbider Kinderfilm für Kinder ab 18 Jahren. Ein anderer Film, in dem sie lakonisch spielt, sei auch zu empfehlen: Wes Andersons "The Royal Tenenbaums".
IV)Gerüchteweise ist ja gerade Sommer in Deutschland. Sommer bedeutet auch Freilichtkino. Eure Meinung? Das bedeutet für mich, dass die richtige Filmatmosphäre irgendwie nicht aufkommen mag, wenn sich die Masse - überspitzt ausgedrückt - zuschüttet, zugrölt und zuknuspert, sodass man nur mit einem Auge und mit einem halben Ohr nachvollziehen kann, was da eigentlich auf der Leinwand abgeht. Ich sitze lieber nachts allein vor dem Fernseher und tauche hinab in die Filmtiefen.
V)Quentin Tarantino würde ich gerne mal im wahren Leben treffen. In einem Fast-Food-Laden zum nahrhaften Frühstück; Big Kahuna Burger, Pommes, Sprite, 5$-Shake.
VI)Bei welchem Film ärgert ihr euch heut noch, ihn – aus welchen Gründen auch immer – nicht auf der großen Leinwand, sprich im Kino gesehen zu haben? Gibt 'ne Menge an Filmen, die in ihrem vollen Bildersturm wahrscheinlich nur im Kino funktionieren. Altersbedingt habe ich den "Exorzisten" verpasst, den ich gern gesehen hätte, um mich angesichts der Reaktionen des Publikums zu gruseln. Einige sollen gekotzt, einige sollen das Weite gesucht haben. Welch' ein masochistischer Spaß das wäre...
VII)Mein zuletzt gelesenes Buch ist "Der Buick" (Stephen King) und das war gegenüber der gängigen Konsensrezeption weitgehend unterschätzt, weil es einen erstaunlich souveränen Mittelweg im Bereich von ausgefallenem Körperflüssigkeitenhorror und einer vielschichtigen Reflektion über das Geschichtenerzählen in der Gegenwart fand. "Christine" mag im Vergleich dennoch spannender sein (zugegeben: "Der Buick" wiederholt sich dramaturgisch ziemlich oft).