Auf ein Neues. Media Monday des Medienjournals pünktlich zum... Montag!
I)Der beste Film mit Giovanni Ribisi ist für mich "Lost Highway", um endlich auch mal einen Lynch im von mir geschätzten Media Monday an passender Stelle zu erwähnen. Kleine Rolle, aber das ist halt der Film mit der Möbiusschleife, mit den männlichen Versagensängsten, fleischig roten Farbanstrichen, höllischen Eheabgründen, der postmodernen "Faust"-Version und wunderbaren Doppelidentitäten. Mir gefällt "Mulholland Drive" ein Stück besser, im Gegenzug bin ich allerdings trotzdem immer zu haben, wenn es darum geht, Patricia Arquette in schwarzen High Heels sehen zu können. Donnerwetter.
II)Alfonso Cuarón hat mit "Children of Men" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil sie in ihrer universellen Tiefsinnigkeit und technischen Lubezki-Perfektion (diese Plansequenzen!) eben eine der besten Dystopien der letzten zehn Jahre verkörpert. Obwohl ich mir insgeheim - ich habe den Film nun schon einige Male gesehen - einen längeren Blick auf zahlreiche interessante Randfiguren gewünscht hätte, die - und das ist nun wieder höchst eindrucksvoll, da mutig - so sterben wie man im Krieg eben stirbt: beiläufig. Kein Stück beeindruckt von sich selbst, sackt der Körper irgendwohin.
III)Der beste Film mit Vanessa Redgrave ist für mich"Blow Up", Antonionis geheimnisvoller Essay über Imagination, Realität und Realitätsveränderungen durch den Abzug der Kamera, dessen weite Einstellungen grüner Parkanlagen etwas Verstörendes besitzen und nebenbei die Luft des damaligen Zeitgeistes einatmen. Ein schöner Film, nicht ganz so sperrig wie "Zabriskie Point", und unter Janes (Redgrave) energischem Verlangen nach den heimlich geschossenen Fotos lauert durchaus eine Prise Erotik.
IV)Eine Frage an unsere Comic-Freunde, aber freilich auch filmisch betrachtet so relevant wie nie: Marvel (The Avengers) oder DC (Batman)? Dadurch, dass ich die meisten Marvel-Superhelden schlicht zu glattgebügelt finde, als ob sie keine Ecken und Kanten hätten (prinzipiell die komplette Avengers-Riege), würde ich DC wählen. Batman ist im Kreis meiner engsten Superhelden ohnehin längst angekommen, nicht nur weil er sich mit seinem Innenleben auseinandersetzt und sogar scheitert (das gefällt mir auch an Spider-Man), sondern weil ich seine durchtriebenen Antagonisten ungemein vielversprechend finde, die entweder sein Spiegelbild symbolisieren oder mit einer radikaleren Version dessen zu manipulieren. Ob Burton oder Nolan - man hat zudem gezeigt, dass man Batman sowohl ins aktuelle politische Tagesgeschehen einsortieren oder tiefenpsychologisch studieren kann. Was außerdem für DC spricht: "Watchmen", klar.
V)Wenn Hollywood schon Bücher verfilmt, dann sollen sie gefälligst die Intentionen verstehen und nicht um den Kern herum schreiben, damit eine größere Schar an Zuschauern bloß nicht überfordert wird. Massenverträglichere Verfilmungen komplexer Vorlagen erwecken allzu oft den Anschein, genauso komplex zu sein - das "Watchmen"-Beispiel ist auch hier wieder anzubringen. Das Weglassen bestimmter Stellen ist okay, aber es sollte nicht so weit verwässert werden, dass die Schlüsselszenen vom Drehbuchautor anders interpretiert werden, sodass nur noch ein loses Gerüst übrig bleibt. Warum dann überhaupt verfilmen?
VI) Damit ein Buch mich fesseln kann, muss es mich über einen längeren Zeitraum mit Figuren versorgen, mit denen ich emotional mitleide. Der Schriftsteller sollte mir darüber hinaus nicht alles nach seinem Gusto vorbeten, ich begrüße es eher, sobald ich mir eigene Gedanken über ein vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbares Handlungsmotiv machen kann. Wenn ich merke, dass sich ein Buch dehnt, um die Seitenanzahl künstlich zu erhöhen, habe ich ebenfalls große Schwierigkeiten, mich auf den Rest an Buch bereitwillig einzulassen. Ein paar verrückte Ideen und ein bisschen Andersartigkeit wären auch hin und wieder nett.
VII) Mein zuletzt gesehener Film ist "Up in the Air"und der war doof trotz Ansätze, weil gar nicht leicht, fluffig und schwerelos, nur erzkonservativ, vorhersehbar und total verschenkt. Verschenkt zum Beispiel deshalb, weil der Film zu gegebenem Zeitpunkt gar nicht mehr an George Clooney interessiert ist (spielt er dennoch toll) und stattdessen 'ne platte Beziehungskiste plündert, die so eklig auf Konsens macht. Weshalb viele dadurch abgehen, ist mir schleierhaft. Einzig die Hochzeitsszene war wegen der Musik fantastisch.
I)Der beste Film mit Giovanni Ribisi ist für mich "Lost Highway", um endlich auch mal einen Lynch im von mir geschätzten Media Monday an passender Stelle zu erwähnen. Kleine Rolle, aber das ist halt der Film mit der Möbiusschleife, mit den männlichen Versagensängsten, fleischig roten Farbanstrichen, höllischen Eheabgründen, der postmodernen "Faust"-Version und wunderbaren Doppelidentitäten. Mir gefällt "Mulholland Drive" ein Stück besser, im Gegenzug bin ich allerdings trotzdem immer zu haben, wenn es darum geht, Patricia Arquette in schwarzen High Heels sehen zu können. Donnerwetter.
II)Alfonso Cuarón hat mit "Children of Men" seine beste Regiearbeit abgelegt, weil sie in ihrer universellen Tiefsinnigkeit und technischen Lubezki-Perfektion (diese Plansequenzen!) eben eine der besten Dystopien der letzten zehn Jahre verkörpert. Obwohl ich mir insgeheim - ich habe den Film nun schon einige Male gesehen - einen längeren Blick auf zahlreiche interessante Randfiguren gewünscht hätte, die - und das ist nun wieder höchst eindrucksvoll, da mutig - so sterben wie man im Krieg eben stirbt: beiläufig. Kein Stück beeindruckt von sich selbst, sackt der Körper irgendwohin.
III)Der beste Film mit Vanessa Redgrave ist für mich"Blow Up", Antonionis geheimnisvoller Essay über Imagination, Realität und Realitätsveränderungen durch den Abzug der Kamera, dessen weite Einstellungen grüner Parkanlagen etwas Verstörendes besitzen und nebenbei die Luft des damaligen Zeitgeistes einatmen. Ein schöner Film, nicht ganz so sperrig wie "Zabriskie Point", und unter Janes (Redgrave) energischem Verlangen nach den heimlich geschossenen Fotos lauert durchaus eine Prise Erotik.
IV)Eine Frage an unsere Comic-Freunde, aber freilich auch filmisch betrachtet so relevant wie nie: Marvel (The Avengers) oder DC (Batman)? Dadurch, dass ich die meisten Marvel-Superhelden schlicht zu glattgebügelt finde, als ob sie keine Ecken und Kanten hätten (prinzipiell die komplette Avengers-Riege), würde ich DC wählen. Batman ist im Kreis meiner engsten Superhelden ohnehin längst angekommen, nicht nur weil er sich mit seinem Innenleben auseinandersetzt und sogar scheitert (das gefällt mir auch an Spider-Man), sondern weil ich seine durchtriebenen Antagonisten ungemein vielversprechend finde, die entweder sein Spiegelbild symbolisieren oder mit einer radikaleren Version dessen zu manipulieren. Ob Burton oder Nolan - man hat zudem gezeigt, dass man Batman sowohl ins aktuelle politische Tagesgeschehen einsortieren oder tiefenpsychologisch studieren kann. Was außerdem für DC spricht: "Watchmen", klar.
V)Wenn Hollywood schon Bücher verfilmt, dann sollen sie gefälligst die Intentionen verstehen und nicht um den Kern herum schreiben, damit eine größere Schar an Zuschauern bloß nicht überfordert wird. Massenverträglichere Verfilmungen komplexer Vorlagen erwecken allzu oft den Anschein, genauso komplex zu sein - das "Watchmen"-Beispiel ist auch hier wieder anzubringen. Das Weglassen bestimmter Stellen ist okay, aber es sollte nicht so weit verwässert werden, dass die Schlüsselszenen vom Drehbuchautor anders interpretiert werden, sodass nur noch ein loses Gerüst übrig bleibt. Warum dann überhaupt verfilmen?
VI) Damit ein Buch mich fesseln kann, muss es mich über einen längeren Zeitraum mit Figuren versorgen, mit denen ich emotional mitleide. Der Schriftsteller sollte mir darüber hinaus nicht alles nach seinem Gusto vorbeten, ich begrüße es eher, sobald ich mir eigene Gedanken über ein vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbares Handlungsmotiv machen kann. Wenn ich merke, dass sich ein Buch dehnt, um die Seitenanzahl künstlich zu erhöhen, habe ich ebenfalls große Schwierigkeiten, mich auf den Rest an Buch bereitwillig einzulassen. Ein paar verrückte Ideen und ein bisschen Andersartigkeit wären auch hin und wieder nett.
VII) Mein zuletzt gesehener Film ist "Up in the Air"und der war doof trotz Ansätze, weil gar nicht leicht, fluffig und schwerelos, nur erzkonservativ, vorhersehbar und total verschenkt. Verschenkt zum Beispiel deshalb, weil der Film zu gegebenem Zeitpunkt gar nicht mehr an George Clooney interessiert ist (spielt er dennoch toll) und stattdessen 'ne platte Beziehungskiste plündert, die so eklig auf Konsens macht. Weshalb viele dadurch abgehen, ist mir schleierhaft. Einzig die Hochzeitsszene war wegen der Musik fantastisch.