Mecklenburg-Vorpommern wählt

Von Sf2000

1,5 Millionen Bürger im Nordosten Deutschlands wählen heute einen neuen Landtag. Umfragen zufolge gibt es eigentlich nur zwei spannende Fragen: Mit wem wird Ministerpräsident Sellering (SPD) seine Regierung fortsetzen, und bleibt die NPD im Landtag?

Die Institute sagen voraus, dass die Sozialdemokraten ihre Stellung als stärkste Partei (2006: 30,2 Prozent) ausbauen und damit deutlich vor ihrem Koalitionspartner CDU (2006: 28,8 Prozent) einlaufen, dem leichte Verluste vorhergesagt werden. Während die Grünen (2006: 3,4 Prozent) gute Aussichten haben, erstmals Abgeordnete nach Schwerin senden zu dürfen, kann die FDP weit wenig optmistischer sein (2006: 9,6 Prozent). Die Linkspartei wird anscheinend ihr Ergebnis von 2006 (16,8 Prozent) in etwa halten, was angesichts des Bundestrends bereits an sich ein Erfolg wäre.

Der Wahlkampf selbst war eher unspektakulär und fiel bestenfalls durch die Experimentierfreude der CDU auf, der es aber auch mit Sprüchen wie "C wie Zukunft" nicht gelang, Spitzenkandidat Caffier populärer zu machen. Vor allem im direkten Vergleich gegen Sellering fiel der bisherige Innenminister massiv hinter dem Amtsinhaber zurück. Der SPD wird in Mecklenburg-Vorpommern auch in den wichtigsten Themenbereichen die höchste Kompetenz zugetraut, bei denen die Arbeitslosigkeit weiterhin eine unangefochtene Spitzenposition innehat. Mehr als zwei Drittel sorgen sich um die weiterhin überdurchschnittliche Quote (August: 11,5 Prozent); weit abgeschlagen dahinter folgt Bildung.

Tatsächlich ist auch Zuwanderung in Mecklenburg-Vorpommern kein echtes Thema - wenn überhaupt, wird über die weiterhin massive Abwanderung diskutiert. Dennoch setzten sich alle Parteien in erfreulicher Einigkeit gemeinsam gegen einen Wiedereinzug der NPD in den Landtag ein; unter anderem gab es landesweit eine Plakataktion, die "Storch Heinar" gegen den chaotischen Haufen des Udo Pastör antreten liessen. Dennoch ist es Umfragen zufolge derzeit unklar, ob die NPD den Wiedereinzug schafft (2006: 7,3 Prozent). Nachvollziehbar wäre es angesichts ihres Wirkens in Schwerin jedenfalls nicht.

Hilfreich wäre dabei eine hohe Wahlbeteiligung, für die der Nordosten ebenfalls nicht bekannt ist. Es ist  zu bezweifeln, dass die 59 Prozent von 2006 heute übertroffen werden. Veheerend sind dort auch die Mitgliederzahlen der Parteien; so hat die SPD, die heute voraussichtlich einen Sieg zu feiern hat, nicht mal 3000 Mitglieder. Die könnten sich dann durchaus schon was darauf einbilden, dass man sie überhaupt zur Kenntnis genommen hat - vor allem bei dem Wetter.

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