Meckerpost - Sichtbare Erkrankung/Behinderung


Meckerpost - Sichtbare Erkrankung/Behinderung
Hallo :)
Eigentlich sollte dieser Blogeintrag erst viel später kommen, aber da er zum dem Thema "Meckerpost - Unsichtbare Erkrankungen/Behinderungen" passt kommt er jetzt schon.Ich habe durchaus auch Erkrankungen, die einem direkt ins Auge springen. Mir wurde vor allem als ich klein war eingeredet, dass ich mich für diese zu schämen habe und nicht ganz richtig im Kopf sei. Die letzte Behauptung wurde auch gegenüber meinen Eltern geäußert und die Schulzeit war zeitweise die Hölle. Man müsste ja jetzt meinen es sei eine schwerwiegende Erkrankung oder etwas was man für ansteckend halten könnte. Jedoch habe ich nur gezittert, etwas was wirklich sehr viele Menschen betrifft. Ganz konkret habe ich einen Haltetremor und einen Bewegungstremor, das heißt so etwas wie gerade Linien ziehen oder eine volle Tasse von A nach B zu bringen fällt mir äußerst schwer. Durch die Medikamente gegen die Nervenschmerzen wird das zittern verstärkt und ja manchmal sieht es wirklich schlimm aus, aber letztendlich sind es nur Muskelzuckungen und mehr nicht! Und es ist wirklich nichts was ich verstecken will oder muss. Im Alltag finde ich mich zurecht und ich habe gelernt damit umzugehen. 

"Bist du irgendwie auf Entzug oder was?"


Meistens antworte ich darauf, dass ich wohl vergessen habe im Vorfeld Kaffee zu trinken. Wenn die Leute dann nicht still sind wechsle ich das Thema. Ich mein selbst wenn ich auf Entzug wäre, würde es niemanden etwas angehen. Und einem direkt einen Entzug in welcher Form auch immer zu unterstellen geht gar nicht.

"Schreib mal schneller und ordentlicher!"


Der Satz fiel eigentlich ständig während der Zeit auf der Realschule. Bei mir wurden Sachen schlechter bewertet, weil mein Schriftbild so schlecht sei. Es folgten unzählige Gespräche mit Lehrpersonen, ich musste unzählige Male zu Ärzten und selbst die Ateste brachten keine Ruhe rein. Irgendwann verkrampften sich meine Hände beim Schreiben so sehr, dass ich immer wieder mit sehr starken Schmerzen beim Schreiben hatte und das machte mein Schriftbild noch schlechter. Ich musste mir wie oft anhören, dass ich das ja alles mit Absicht mache! 


"Sie ist halt nicht ganz richtig im Kopf."


Die Aussage viel auch gegenüber meinen Eltern! Und um ehrlich zu sein möchte ich nicht wissen was ihnen dabei durch den Kopf ging. Ihnen wurde auch vorgehalten, dass ein Arztbesuch das regeln könnte. Nur war ich bei Ärzten und auch die meinten, dass es völlig absurd sei mich mit Tabletten quasi ruhig zu stellen nur um ein schönes Schriftbild zu erreichen! Meinem jetzigen Schriftbild sieht man das Zittern übrigens nicht mehr an. Und nur weil ein Mensch zittert heißt das doch nicht zwangsläufig, dass er nicht mehr ganz richtig im Kopf ist! Die wenigstens Menschen haben eine ruhige Hand bei Feinarbeiten und auch die Ärzte meinten immer zu mir, dass das Zittern nichts über mich als Person aussagt.

"Warte ich mach das für dich."


Natürlich weiß ich auch, dass nicht alle Menschen diesen Satz böse meinen und einfach nur helfen wollen. Aber man sollte mir dann auch meinen Willen lassen, wenn ich diese Hilfe einfach nicht möchte. Ganz konkret betrifft das zum Beispiel das schneiden von Lebensmitteln. Ich weiß durchaus wo meine Grenzen liegen und wenn ich mir die Zeit nehme, dann habe ich auch mit dem Schneiden keine Probleme.

"Du zitterst ja! Du brauchst keine Angst zu haben."


Oder sie schieben es einfach auf die Nervosität. Natürlich wird das Zittern durch so etwas verstärkt, aber ich zittere auch wenn ich keine Angst habe. Und so ein Spruch hilft mir auch nicht dabei mich sicherer zu fühlen, sondern eher im Gegenteil. Vor allem wenn ich Ärzten gegenüber sitze sage ich dann einfach, dass ich diesen Tremor habe. 
Und die Nervenschmerzen im Fuß haben mir auch schon einige wirklich sehr frustrierende Gespräche beschert. An sich ist es wie in vorigen Einträgen erwähnt nicht sichtbar, solange ich meine Schuhe anlasse. 

"Du humpelst ja gar nicht!"


Ich humpele wirklich sehr selten, da ich auch einfach aufgrund der Geschichte mit dem Zittern nicht angreifbar sein wollte. Folglich habe ich lange daran gefeilt bis mein Gesicht die Schmerzen nicht mehr zeigte. Und das ist auch das große Problem, denn ich orientiere mich am Schmerz beim Gehen. Das heißt je nachdem wie ich auftrete verändert sich der Schmerz. Schalten jetzt Tabletten den Schmerz aus, habe ich absolut keine Ahnung mehr was mein Fuß beim Auftreten macht. Und dann knicke ich um. Natürlich ist das nicht die intelligenteste Lösung und vielleicht hätte ich mich mehr für meine Rechte einsetzen sollen. Schließlich wurden die Nervenschmerzen an sich durch das fehlende Humpeln/keine Krücken in Frage gestellt und ich bin deshalb fast von der Schule geflogen. Und um beim Satz an sich zu bleiben: Daran eine Krankheit festzumachen ist einfach das letzte. Und selbst ohne Krücken/Rollstuhl sollte man einfach mal akzeptieren, dass die Erkrankung durchaus vorhanden sein könnte. Für mein Gesicht habe ich ja auch keine Krücken und trotzdem habe ich dort Nervenschmerzen.
Wegen solchen Sprüchen kann ich es durchaus verstehen warum Menschen nicht über ihre Behinderung reden wollen oder diese verstecken. Ich musste letztens erst wem erklären, dass nicht jeder Mensch sprechen kann und nur weil ein Kind nicht sprechen kann ist es nicht automatisch minderbegabt(was für ein Wort!). Um die 10 % unserer Gesellschaft sind übrigens schwerbehindert und trotzdem bekommen diese kaum Aufmerksamkeit. Vielleicht nerve ich den ein oder anderen Leser mit meinen Einträgen zu solchen Themen. Mir liegen sie jedoch sehr am Herzen und deshalb blogge ich darüber.
Liebe Grüße

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