Ich entschuldige mich
Fällt zwar nicht leicht, muss aber sein. Der Grund? Bei meinem vorletzten Beitrag „Irankonflikt ein abgekartetes Spiel zwischen Netanjahu und Ahmadinedschad“ bin ich einer Website auf den Leim gegangen, die äußerst problematische Vorurteile in ihren Beiträgen verbreitet – und ich habe es nicht gemerkt. Erst ein guter Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Hintergrund
Es ging um die These, dass israelische Spekulanten auf Öl- Futures gewettet hätten und daher den Krieg mit dem Iran in beiderseitigem Einverständniss anheizen würden, um die Ölpreise hochzuschießen. Anschließend sollte der Gewinn unter beiden Staaten geteilt werden. Ein Hintergedanke, der mich, ich gebe es zu, zu sehr fasziniert hatte, als dass ich ihm nicht nachgegangen wäre, in einer Welt, deren Strategien mittlerweil schon zu abgefuckt bizarr sind, um sie noch nachvollziehen zu können.
Mein Fehler
Hätte ich über Kreuz zu diesem Thema recherchiert, so wäre ich leer ausgegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich derart brisantes Insiderwissen auch noch auf anderen voneinander unabhängigen Webseiten finden würde, war gleich null. Also habe ich die genannten Kernaussagen kurz zu Beginn skizziert, mich von dem ‘Logenkram’ im Gastbeitrag distanziert, darauf verwiesen, dass die Behauptungen unbewiesen seien und dann den fraglich Beitrag unverändert hinten rangehängt. Über das bisschen Verschwörungsherumtheoretisieren habe ich gelächelt, es jedoch nicht für weiter tragisch befunden.
Dumm gelaufen
Die Seite, auf die ich jetzt bewusst nicht verlinke, hatte zwischen den wirklich spannend wirkenden Informationen eindeutig antisemitische und demokratiefeindliche Gesinnungsmerkmale versteckt, die mir einfach in diesem Moment entgangen sind. Die Schilderungen des vermeintlichen Deals, gestützt durch eine recht plausibel und kenntnisreich wirkende Argumentation hatten meine Aufmerksamkeit wohl zu sehr von den Fußangeln abgelenkt.
Fazit
Was also künftig anders machen? Zunächst einmal, der Beitrag ist zwar nicht aus dem Netz, aber von meiner Seite. Künftig genügt es wohl nicht mehr, lediglich einen Einzelbeitrag auszuwerten, sondern man/ich sollte besser auch noch den Rest der Seite unter die Lupe nehmen, um derartige Tendenzen aufzuspüren. Im Zweifelsfall lieber eine spannende Story weniger als den selben Fehler nochmal. Bewusst registrieren, wenn der Jagdinstinkt durchzugehen droht. Illuminaten, Weltverschwörer, Freimaurer und geheimnissvolle Superschurken, die insgeheim die ganze Welt beherrschen, bleiben künftig vollständig draußen. Stattdessen gilt es ein System zu erkennen, welches sich aus sich selbst heraus erschafft. Es geht um Interessen, die nur durch Geld realisierbar sind und durch hocheffiziente Teams im Auftrag mächtiger Konzerne umgesetzt werden, die ihrerseits widerum keine andere Überlebensalternative haben, wenn sie nicht selbst untergehen wollen. Die Agenda diktieren wir, die kleinen Leute ebenso, wie die Konzerne, die, um selbst zu überleben, letztlich nur umsetzen, was wir, die Kunden, uns wünschen. Wir wollen Vielfalt in den Regalen, den täglichen Sonntagsbraten, ein Auto, Benzin, coole Klamotten und das alles bitteschön so billig wie nur irgend möglich. Wir versuchen, wo immer es geht, Steuern zu sparen, uns einen Vorteil zu erhaschen, wir erledigen Schwarzjobs und kaufen stets dort ein, wo es am preisgünstigsten ist. Das ist es, worauf Politik und Wirtschaft reagieren. Von diesem Standpunkt aus lässt es sich arbeiten, weil dies die Fakten sind. Darauf werde ich mich künftig stärker konzentrieren. Und im Zweifelsfall auch dazu bereit dazu sein, offen für eigene Fehler einzustehen. In diesem Sinne – möge es besser werden.