Digitale Kameras geben dem Fotografen eine Dimension die der Analogfotograf nicht hat: Film. Es begeistert mich, was damit alles möglich ist, und gut gemachte »Videografie« sehe ich mir gerne an – einige meiner liebsten Fundstücke findet ihr am Ende dieses Artikels. Trotzdem kann ich mich nicht durchringen mich selbst mit der Themantik zu befassen. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe:
1. Fotografie besteht aus den Dimensionen Breite, Höhe, Tiefe und Farbe. Videografie fügt die Dimension Zeit hinzu. Während Fotografie ein Motiv auf eine Momentaufnahme verdichtet, verlangt Videografie nach Choreographie. Einfach nur drauf halten und filmen ist dabei zu wenig, auch wenn das drauf halten und auslösen die gekonnte Inszenierung mittels Perspektive, Schärfe, Licht und Komposition beinhaltet, also nicht einfach nur im Sinne von »Point and Shoot« betrieben wird.
Ich scheue den Aufwand den es bedeutet Videografie zu betreiben. Während ich als Fotograf mit der Kamera in der Hand rausgehen und die Motive auf mich zukommen lassen kann – also einfach schauen was passiert – kann ich mir das mit Film nicht vorstellen. Ohne Plan wird man mit Video kaum fesselnde Filme einfangen. Ich glaube Fotografie geht spontaner als Film und mir liegt das spontane Arbeiten einfach mehr als konzeptionelle Inszenierung. Fotografie ist für mich ein Flow in den ich mich begebe und von dem ich mich treiben lasse. Ich will damit nicht behaupten, dass ich davon ausgehe, dass Videografie für Videografen weniger Flow bedeuten kann, doch es wird ein anderer sein, als die Fotografie.
Doch nicht nur den Aufwand er Planung und Inszenierung scheue ich, auch den Aufwand des Sichtens und Schneidens. Natürlich bedeutet für mich auch digitale Fotografie Aufwand für die Entwicklung. Doch nach meiner Erfahrung ist der Aufwand zur Ausarbeitung eines Filmes bedeutend größer.
2. Was wird aus den Filmen, wenn sie fertig geschnitten und vertont sind. Ich sehe sie mir einmal an und dann?
Mein Heimmedienzentrum ist ein iMac. Wenn Musik läuft aktiviert der Mac nach einiger Zeit den Bildschirmschoner und der wird durch meine Fotosammlung befüttert. Mein iMac ist ein 27 Zoll digitaler Bilderrahmen und es ist wunderbar Tag ein Tag aus mein digitales Fotoalbum auf dem Bildschirm zu sehen und an alle möglichen Situationen und Orte meines Lebens der letzten Jahre erinnert zu werden. Darüber hinaus habe ich vier Bilderrahmen in der Wohnung in denen ich wechselnd Aufnahmen aufhänge die eine besondere Bedeutung haben oder ich einfach besonders gelungen finde.
Ich vermute, dass es kein Problem wäre auch Videos in digitale Bilderrahmen aufzunehmen – aber wäre das überhaupt interessant? Würde es mir gefallen? Sind Videos noch interessant wenn sie das zehnte mal sieht oder nutzen sie sich ab? Ich glaube, dass mir tausende Bilder mehr Freude bereiten wie einige Dutzend Videos.
Hinzu kommt, dass ich glaube, dass Videos eher dazu neigen Profan zu wirken als Fotos. So stelle ich mir beispielsweise vor, dass sich Akt zwar in fotografischer Form künstlerisch anspruchsvoll umsetzen lässt, doch bei Video fürchte ich, dass die Gefahr ins Billige abzugleiten bedeutend größer ist. Und ich denke, das gilt auch für viele andere Motive.
Ich denke jeder Fotograf ist anders und so sind diese Gedanken nur meine paar Cents zur Videografie – das muss für niemand anders gleich gelten. Wie seht ihr das? Wenn ihr mir eure Meinung dazu hinterlasst und ein paar Interessante Perspektiven zusammen kommen, kann ich daraus vielleicht einen weiteren Artikel schreiben in dem eure Gedanken dazu und somit andere Sichtweisen wiedergegeben werden.
Film ist Gefühl from Pascal Eyssen on Vimeo.
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