Der unglaubliche Hulk ist das kleine Sorgenkind des Marvel Cinematic Universe, auf das man erst in Captain America: Civil War wieder Bezug genommen hat, als man Darsteller William Hurt als General “Thunderbolt” Ross zurückbrachte. Ansonsten verschimmelt Schurke Abomination weiterhin in der Gefängniseinrichtung The Vault in Alaska und Hauptdarsteller Edward Norton wurde für The Avengers mit Mark Ruffalo ausgetauscht.
Schnell vergessen ist auch der 2003er Film Hulk von Regisseur Ang Lee. Dieser steht zwar in keinerlei Verbindung mit dem MCU, dennoch musste sich der französische Der unglaublich Hulk-Regisseur Louis Leterrier (Transporter 1+2, Die Unfassbaren) von dem vorherigen Film distanzieren, um den zweiten Marvel-Superhelden-Auftritt mit Edward Norton, Liv Tyler, William Hurt und Tim Roth neu und frisch wirken zu lassen. Das inzwischen klassische Spider-Man Reboot-Problem.
Der unglaubliche Hulk
" data-orig-size="1000,421" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Aus Bruce Banner wird der Hulk!
Im Film wird aus Bruce Banner der Hulk, als das Militär mit Gamma-Strahlung versucht, das Supersoldaten-Programm neu zu starten, durch das einst Steve Rogers zu Captain America wurde. Der Hulk flüchtet vor General Ross, während Bruce Banner zeitgleich versucht, sein neues Alter-Ego zu unterdrücken und seine Liebe zu Ross’ Tochter Elizabeth auszuleben. Aber Banner wird keine Ruhe gegönnt, denn Thunderbolt Ross heuert den erbarmungslosen Emil Blonsky an, der sich freiwillig zu einem Hulk-ähnlichen Monster macht: Abomination.
Der unglaubliche Hulk bringt aber keinesfalls die übliche Origin-Story wieder in den Film hinein. Diese wird bereits im Vorspann im Schnelldurchlauf abgehandelt, damit sich der Film der Konfrontation von Hulk und Abomination, von Bruce Banner und Emil Blonsky widmen kann. Edward Burton steht hier als geschundener Wissenschaftler im Fokus, der verzweifelt versucht, den Hulk aus seinem Körper zu bekommen.
Louis Leterrier bringt seinen Hulk damit ganz nahe an die Geschichte Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Schriftsteller Robert Louis Stevenson: “Ich will es nicht kontrollieren, ich will es loswerden” steht hier im Kontrast zu Mark Ruffalos Avengers-Hulk, der zwar auch nicht sonderlich glücklich mit seiner Situation ist, aber eine fast kontrollierte Koexistenz führen kann.
Das macht diesen Film ungewöhnlich finster für einen Film des Marvel Cinematic Universe. Man hat nach dem Actionspektakel von Iron Man, in dem Robert Downey Jr. bereits ein loses Mundwerk haben durfte und für den leichten MCU-Humor sorgte, sichtlich versucht, hier einen anderen Weg einzuschlagen, sich an der dunklen Ernsthaftigkeit von Christopher Nolans Batman Begins (2005) und The Dark Knight (2008) zu orientieren.
So ist Der unglaubliche Hulk dunkel, ernst und gänzlich unwitzig. Allenfalls das obligatorische “Hulk Smash” zaubert ein Fan-Lächeln hervor. Edward Norton gibt den leidenden Helden, der Abstand nimmt von jeglicher Verantwortung, aber in die Rolle des verantwortungsvollen Retters gedrängt wird, wenn Abomination auf die Welt – oder Harlem – einschlägt.
Der unglaubliche Hulk
" data-orig-size="1000,423" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Emil Blonsky verwandelt sich in Abomination.
Bei allen Unkenrufen über die Schurken des Marvel Cinematic Universe, ist Tim Roths Emil Blonsky eigentlich ein recht stattlicher Bösewicht. Roth spielt seine Figur manisch-besessen von Macht und Stärke, nimmt hierfür die Verwandlung in eine Abartigkeit wie Abomination in Kauf. In Menschengestalt ist er eine Art Kraven The Hunter (aus der Rogue’s Gallery von Spider-Man), der unerbittlich Jagd auf Bruce Banner macht. Blonsky ist sicherlich auch ein MCU-Schurke, der ungewöhnlich viel Screentime bekommt (nicht das es viel wäre, aber mehr als andere!).
Während die Regierung Blonsky später für die Avengers-Initiative vorsieht, darf Iron Man Tony Stark in der After Credits Szene dann als Consultant (man sehe den gleichnamigen One Shot Kurzfilm) General Ross davon überzeugen, dass der Hulk ein besserer Avenger wäre. Wir warten auf ein neues Duell Abomination gegen Hulk, dürfen uns aber gerne eingestehen, dass dieser MCU Sonderling gar nicht mal so schlecht ist, gerade weil die Fehde zwischen Banner und Blonsky so wunderbar im Mittelpunkt steht.