MCU #17 | In THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG findet der Donnergott seinen Groove

Marvel streckt die Fühler aus und findet erneut einen Regisseur, der wunderbar in ihr Cinematic Universe passt. Mit Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Hunt For The Wilderpeople) hat das MCU für seinen 17. Film Thor: Tag der Entscheidung oder auch Thor: Ragnarok einen Filmemacher gefunden, der sich den Donnergott neu erfindet, unnötigen Ballast von Bord wirft und damit den von Chris Hemsworth gespielten Götterheld einen kompletten Neustart verpasst.

Thor: Tag der Entscheidung leistet damit für den Marvel-Helden, was The Return of the First Avenger für Captain America getan hat. Er positioniert seine Titelfigur weit vor dem Initiator des Cinematic Universe: Iron Man. Wo einst Tony Stark Robert Downey Jr. als Aushängeschild gedient hat, darf er zwar weiterhin den Mentor (für Spider-Man) und Side Character spielen, aber gerade Captain America und nun auch Thor haben ihn an Wichtigkeit und Filmqualität lange überholt.

In seinem bereits dritten Abenteuer wird Thor (Chris Hemsworth) gemeinsam mit seinem Bruder Loki (Tom Hiddleston) von Odin (Anthony Hopkins) darüber aufgeklärt, dass ihre Schwester Hela (Cate Blanchett) zurückzukehren droht um den Thron Asgards für sich zu beanspruchen. Als diese dann tatsächlich auftaucht und sich einen Kampf mit den Brüdern im Bifröst liefert, werden diese auf den Schrottplaneten Sakaar geschleudert, wo eine Valkyrie (Tessa Thompson) von Asgard Thor gefangen nimmt und zum Großmeister (Jeff Goldblum) bringt, der hier brutale Gladiatorenkämpfe abhält und den Donnergott gegen seinen Champion kämpfen sehen will: den unglaublichen Hulk (Mark Ruffalo).  

Der Großmeister (Jeff Goldblum) mit seiner Gehilfin Topaz (Rachel House, links) und Valkyrie (Tessa Thompson)

Dabei gelingt es Regisseur Waititi ebenso wie den Russo Brüdern mit Civil War, dem Film den Charakter seines Titelheldens einzuverleiben. So sehr Civil War auch unter dem Banner des Avengers-Kampfes stand und vor allem Iron Man in den Fokus genommen wurde, so blieb es aber doch ein Captain America-Film. Und auch wenn der Hulk in Thor: Tag der Entscheidung eine wichtige Rolle spielt und darüber hinaus so gesprächig und sich seiner selbst bewusst wirkt wie noch nie, ist der Film doch eine Familienangelegenheit für den Gott des Donners, während alles andere an den Rand gestellt wird.

Wer sich nicht an die Seite drängen lässt ist Taika Waititi, der wie besagte Russo Brüder, aber vor allem auch wie James Gunn mit den Guardians of the Galaxy-Filmen nun Thor: Tag der Entscheidung seinen ganz eigenen Stil auferlegt. Thor hat auf einmal weitaus mehr Spaß, besteht aus imposanten Postkarten-Bildern von Kameramann Javier Aguirresarobe und hält neben dem prominent vertretenen “Immigrant Song” von Led Zepplin noch allerhand mehr gute Score-Musik von Komponist Mark Mothersbaugh parat, die ein wenig an 80er Jahre Sci-Fi Trash à la Flash Gordon erinnert.

Gerade wenn der Film eröffnet und Thor sich in Ketten bei dem Feuerdämon Surtur wiederfindet, zeigt sich Tag der Entscheidung in bester Guardians of the Galaxy-Tradition. Der Donnergott darf seinen Hammer gegen Horden von üblen Wesen schwingen, gegen einen Drachen kämpfen und dem Dämon selbst gegenüberstehen. Der “Immigrant Song”, der seinen Einsatz aus den Trailern überlebt hat und in den Film hinüber gerettet wurde (und dessen Text auch tatsächlich eine Bedeutung innerhalb der Handlung bekommt), wird abgespielt. Wir bekommen sogar eine “Hammer-Cam” und dürfen mit Mjölnir durch die Höhle des Dämons fliegen. Diese Cold Open ist ein klar erkennbarer Mix aus Guardians 1 und 2 und lässt uns als Zuschauer direkt breit lächeln, weil wir genau erahnen können, was für eine Achterbahnfahrt uns bevorsteht.

Gott des Todes Hela (Cate Blanchett) mit ihrem Handlanger Skurge (Karl Urban)

Das spiegelt sich ebenso in den Performances wieder. Chris Hemsworth zeigt endlich auch in Thor, was für ein Scherzbold er sein kann. Was er bisher nur in Filmen wie Vacation oder Ghostbusters zeigen durfte, überträgt er jetzt in seine Marvel-Rolle. Während man sich über Tom Hiddlestons Loki weiterhin einig sein darf, dass er der beste Bösewicht des Cinematic Universe ist – der immer mal wieder auch auf der guten Seite kämpfen darf, je nachdem was ihm persönlich gerade besser gefällt. Cate Blanchett liefert uns eine dunkle Galadriel, die als Göttin des Todes ihre Mundwinkel ungemütlich zynisch zu einem Grinsen verbiegen darf, wenn sie im Alleingang die gesamte Garde Asgards niedermetzelt.

Endlich mal eine Marvel-Schurkin, die auch wirklich wie eine Bedrohung wirkt. Außerdem hat Waititi dafür gesorgt, dass ihr Erscheinen nicht nur in diesem Film von Belang ist, sondern ihre Taten auch tatsächlich Konsequenzen haben, die sich auf Thor, seine Welt und seine Freunde auswirken. Unter diesen Freunden finden sich nun auch Tessa Thompson als Valkyrie (großartig!) und Taika Waititi höchstpersönlich als bröckeliger Stein-Koloss Korg wieder. Zwei sehr willkommene Neuzugänge, die aus “Team Thor” so etwas wie die Guardians of the Galaxy werden lassen.

Thor: Tag der Entscheidung gibt uns am Ende einen neuen Donnergott, der mit seiner göttlichen Kraft gerüstet gen Infinity War geht, danach aber hoffentlich auch weiter mit Darsteller Chris Hemsworth rechnen darf, um in dieser Form weitere großartige Abenteuer zu erleben. Denn der Gott des Donners hat mit Taika Waititi am Steuer endlich seinen Groove gefunden.


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