Zeitgleich mit dem Absturz der Außentemperatur stieg die Betriebstemperatur zum Thema M-Payments vergangene Woche stark an – zuerst kam die MCTA in Berlin und dann noch die M-Days in Frankfurt. Auf beiden Veranstaltungen gab es wie jedes Jahr geballte Kompetenz und kontroverse Standpunkte. Heftigst diskutiert wurde insbesondere die Keynote von John Strand auf der MCTA – Aussagen wie
“Die TelKos werden in Zukunft den Banken noch Geld dafür bezahlen, dass sie in die Mobile Wallet kommen.”
oder
“Die Lobby der Banken wird verhindern, dass Google mit Payments in Deutschland Fuß fasst.”
kann man getrost als non-konform bezeichnen. Und auch wenn ich beiden Thesen nicht zustimme – solch provokante Zuspitzungen, zumal von Herrn Strand mit durchaus guten Argumenten untermauert, regen zum Nachdenken und Hinterfragen festgefahrener Meinungen an.
Obwohl die Banken noch weit davon entfernt sind, ihre Schäfchen bei M-Payment im Trockenen zu haben – ich würde sogar behaupten, dass der Standort der Schäfchen noch nicht mal ausgemacht ist – so haben einige doch zumindest mal den Mantel angezogen, um demnächst das Haus zu verlassen. Die Ankündigungen der LBB und der Sparkassen zeigen, dass langsam das Bewusstsein für M-Payments zunimmt. War das Thema 2011 noch beinahe ausschließlich von den TelKos besetzt mit mpass und der Mobile Wallet, so findet dieses Jahr eine stärkere Wahrnehmung der Banken statt. Was aber leider auch damit zu tun hat, dass bei den Carriern bisher auf die Ankündigungen noch keine konkreten Produkte oder Lösungen folgten. mpass? Bisher Fehlanzeige. Mobile Wallets? Noch kein Termin für ein erstes Smart Phone.
Wie weit der Abstand zur Weltspitze ist, hat dabei Jordi Guaus von La Caixa in Spanien bei der MCTA aufgezeigt: die Pilotversuche mit 1500 Händlern sind abgeschlossen (Schritt 1), die Terminal-Infrastruktur wird, beginnend auf Mallorca, konsequent auf kontaktlose Karten umgestellt (Schritt 2), und die Partnerschaften mit TelKos gibt es auch schon (Schritt 3). Verglichen damit ist der durchaus begrüßenswerte Ansatz der Sparkassen, der anschließend auf den M-Days vorgestellt wurde, allenthalben Schritt 0,25. Schade eigentlich, denn währenddessen bastelt PayPal schon fleißig daran, mit einem eigenen Payment-Verfahren an den POS zu gehen und dabei die Wertschöpfungskette ausgehend von der Bezahlung hin zu Produktinformationen und -angeboten auszuweiten und mit Mehrwertdiensten anzureichern. Dadurch ergeben sich neue, interessante Erlösmodelle, so dass der eigentliche Bezahlvorgang an Bedeutung verliert. So könnte sich der derzeit noch leichte Nieselregen vielleicht recht schnell in einen überraschenden Platzregen für die Schäfchen verwandeln. Man darf gespannt sein.