M.BilaLonyen – Beste Interview unseres Lebens

Erstellt am 16. Mai 2013 von Hypesrus @hypesrus

M.BilaLonyen – das sind Manuellsen aka M.Bilal, Tattoo-Rapper Lonyen und Gitarist Michael Brettner (Brett). Die drei Jungs haben gerade ihre EP “Beste Zeit unseres Lebens” als kostenlosen Download veröffentlicht und wir trafen 2/3 der Gruppe zum Interview.

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?  Die Connection kam vermutlich über das Tätowieren und Trier…aber wieso habt ihr beschlossen in dieser Kombination gemeinsam Musik zu machen?

Brett: Bei Olli und mir war es die Trier Connection. Tattoomäßig gesehen bin ich ja noch ein unbeschriebenes Blatt.

Lonyen: Michael ist ein Sohn Triers auf den man Stolz sein muss und die richtigen Leute, die finden früher oder später immer zusammen. Viele hier müssen das noch lernen mit dem gegenseiteigen Respekt und Support.

Wie habt ihr entschieden in welche Richtung das ganze musikalisch gehen sollte?

Lonyen: Eigentlich hatten Micha und ich ein anderes Projekt in Planung, aber als ich dann an der EP dran war, merkte ich, dass da eine Gitarre rein muss und da haben wir Kurzerhand M.Bilalonyen dem anderen Projekt den Vorrang gegeben.

Brett: Olli hat das alles vorproduziert und den absoluten Löwenanteil an den Songs. Er hat mich dann eingeladen und ich habe ein paar Gitarren dazu beigesteuert.

Was können wir auf der EP erwarten? Ihr habt ja alles selbst produziert und geschrieben…

Brett: Geile Mucke!

Lonyen: Handgemachte Mucke mit erwachsenen Texten und Beats.

Soweit ich es bisher von Facebook und Co. herauslesen konnte, entstand die EP einfach aus Spaß an der Sache. Kann man jetzt also erst einmal kein gemeinsames Album erwarten?

Brett: Ich hoffe, es wird ein Album geben. Ich bin sofort dabei.

Lonyen: Ich wäre auch dabei.

Welche Ziele setzt man sich selbst, wenn man Album veröffentlicht, dass eigentlich eher aus Spaß entstanden ist?

Brett: Das Ziel Spaß zu haben und  das nächste Album ebenfalls aus dem gleichen Grund zu machen, weil man Bock drauf hat.

Lonyen: Musik sollte aus Spaß und Liebe zur Sache gemacht werden. Das ist das Ziel. Mich befriedigt es ungemein, im Studio an Konzepten zu feilen. Das ganze Business ist teilweise ziemlich ekelhaft, aber muss halt auch getan werden. Da sollen dann die anderen ruhig ihr Ding machen bzw sich von Managern, Labels, Fans vorschreiben lassen wie “ihr” Ding zu sein hat. Zum Glück verdiene ich ganz gut als Tätowierer und kann mich davon frei machen und auf alle Dogmen scheißen und einfach mit Leuten, die ich mag die Mucke machen. Egal, ob das nun gerade im Trend ist oder erst in drei Jahren.

@Brett: Mit Rapmusik hattest du ja, zumindest offiziell, noch nicht so viel am Hut. Wie war diese Erfahrung für dich? War es ein großer Unterschied zu deinen anderen Projekten?

Brett: Ich selbst habe überhaupt keine Berührungsängste mit verschiedenen Musikrichtungen. Ganz im Gegenteil, ich freue mich immer über Herausforderungen und vor allem darüber andere Sichtweisen kennenzulernen und dadurch meinen Horizont zu erweitern. Es gibt für mich auch nur zwei Kriterien für Musik: Berührt mich diese  oder tut sie das nicht und das ist völlig unabhängig von Genre, Künstler und Instrumentierung. Ich habe viele Elektronik Platten, ich liebe Lamb, Massiv Attack, aber genau so auch viele Rock und Metall Bands, Popsachen oder sämtliche klassischen Komponisten. Wir müssen endlich weg in diesem Land von dem beschissenen Schubladendenken. Es wäre schön wenn die Menschen wieder lernen mit dem Herzen und mit den Eiern Musik zu hören und nicht nur mit den Augen bzw. nicht mehr nur noch den durch das Big Business und die Medien vorgekauten und wieder ausgekotzen Scheiss zu konsumieren.

@Lonyen: Du wirst in der Pressemitteilung als Tattoo-Rapper bezeichnet. Normalerweise werden Rapper immer nach ihrem musikalischen Genre benannt. Ist das einfach nur ein Begriff oder siehst du deinen Rap wirklich als eine Art eigenes Genre?

Lonyen: Das mit dem Tattoo-Rapper ist ja nicht auf meinem Mist gewachsen, aber ich habe auf “Unter die Haut“ natürlich mein Image als Tätowierer etwas herausgestellt, auch öfter in den Beats das Tattoo-Geräusch der Maschinen gesampelt und über das Tätowieren gerappt. Ich finde das REAL. Jeder Rapper hat ja sein Markenzeichen: Der eine ist der Banger, der andere ist Hells Angel, der nächste ist Student oder ein Panda. Ich bin der Mann mit der Nadel. Bzzzzt.

@Lonyen: Wie bist du vom tatowieren zum rappen gekommen? Und wann?

Lonyen: Ich höre seit vielen Jahren Rap, da hat 2PAC noch gelebt und ich war ein riesen Fan. Im Urlaub habe ich zum Beispiel einen Riesigen Ghettoblaster mit mir rumgeschleppt Pac gehört und mich auch so gefühlt wie er. Ich hab ALLE deutschen Rapper kommen und gehen sehen und mich alle Jahre wieder gefragt, ob ich das auch kann. Vor 4 Jahren hab ich einfach angefangen Beats zu schrauben, um mit Amikumpels darauf zu rappen. Sehr Whack war das damals, muss ich sagen, aber da ich ein ehrgeiziger Typ bin, habe ich da ganz gut zugelegt sag ich mal so.

Welche Projekte stehen beim Rest der Gruppe demnächst noch an?

Brett: DVD-Aufzeichnung mit Matthias Reim und Band in Dresden am 24.05 und viele fette Open Airs über den Sommer verteilt, Gigs mit Mickie Krause und Gigs mit Snake Ride Rodeo (Metaaaaaal).

Lonyen: Manuell arbeitet unter Hochdruck an MB2 und ich bin gerade hin und hergerissen zwischen rockigen und extrem Hip Hop-lastigen Sachen. Mal sehen…

Wer hat euch dazu inspiriert die Musik zu machen, die ihr heute macht? Mit wem hat das Ganze für euch angefangen?

Lonyen: Bei mir fing das Mitte der 90er mit Slayer, Entombed, Morbid Angel über Nirvana, Soundgarden ect an und ging über Ice-T, NWA, Dr. Dre und vor allem 2Pac bis heute zu Sachen wie Rick Ross, Styles P aber auch alle wichtigen Rockscheiben.

Brett: Es war bei mir einfach die Liebe zur Musik. Und die ist es auch heute immer noch, die mich antreibt. Iron Maiden, Slayer, CCR, Santana usw. sind die Bands die mich Anfangs inspiriert haben Es würde den Rahmen des Interviews sprengen, alle hier aufzuzählen, die ich gehört und inhaliert habe.

Wie seht ihr derzeit die Entwicklung der deutschen Musikszene und speziell der Fans? Bei eurem ersten Video hat man zum Beispiel gesehen, dass viele sofort gehatet haben, Mo Trip hätte die Texte für Lonyen geschrieben….

Lonyen: Ja, am ersten Tag des Releases hab ich mir das kurz durchgelesen. Erstmal eine Sache: Ich schwöre heilig auf meine Mutter, das ich ALLE Texte der EP ganz alleine geschrieben habe. Das Ding ist, Trip ist ein Homie von mir und wir haben oft gechillt und von ihm und Silla hab ich immens viel über Reimstrukturen gelernt. Ich bin in der Lage in seinem Stil zu schreiben und habe das dann auf der EP etwas auf die Spitze getrieben, was er in Sachen Reimketten, Hashtagflow und so macht. Da ich sonst eher Azad-inspiriert gerappt habe, aber eigentlich auch schon mit ähnlichen Reimpatterns, hat da keiner die Vergleiche zu Trip gezogen.

Ich wollte aber für “Beste Zeit” einfach positiv und nicht depressiv klingen und hab dann kurzerhand auch die Stimmlage höher gemacht und anders betont. Klingt natürlich etwas nach ihm aber ich dachte: Schwester Eva und SsIo klingen wie Xatar, die Azzlacks wie Hafti, Chakuza und Raf sagen sogar im Text das sie Sefyu und Booba “gebitet” haben, die Optik Crew klang früher auch alle nach Savas und Alpa wie Sido und das lässt sich endlos fortführen. Ich sehe das nicht so eng. Fakt ist ja, das ich mir die Skills erarbeitet habe und beim nächsten Projekt sicherlich nicht wieder so klingen werde, aber die Qualität der Reimstruktur wird bleiben und da können sich die hatenden Möchtegernrapper schon mal warm anziehen. Ich heiße nämlich nicht D-Bo und lasse mir von Leuten, die aus Neid das Haar in der Suppe suchen, dieselbige versalzen. Im Gegenteil – das motiviert ungemein.

@Lonyen  Wenn du dich entscheiden müsstest: Tatowieren oder Musik?

Lonyen: Ich hab ja bereits mit Bands getourt lange bevor ich Tätowierer wurde und mich dann dafür entschieden und lange keine Musik mehr gemacht. Irgendwie kommt man davon aber nicht los. Im Zweifelsfall Tattoo, aber nur aus dem einzigen Grund, weil ich davon sehr gut leben kann ohne das da irgendwelche schmarotzenden Aasgeier zwischen mir und dem Kunden stehen wie es im Musikbusiness der Fall ist. Ansonsten ist es im Prinzip beides Kunst nur in einem anderen Medium. Ich lerne zum Beispiel beim Abmischen Dinge über Kontraste und Komposition ect., die man beim Malen transponieren und benutzen kann.

Letzte Frage: Welches Album läuft bei euch gerade privat?

Lonyen:“Soundcity” von Dave Grohl und Nas “Life is good”.

Brett: Im Wechsel Udo Lindenberg „Ich mach mein Ding. Die Show“ und Biffy Clyro  „Opposites“.

Danke für eure Zeit.