Mazatlan - Santa Rosalía: Kakteen und Wind auf der Baja California

Am 15. Dezember fuhren wir in Mazatlán zum Fährhafen, da gemäss Chica am Schalter um halb eins mit Beladen begonnen wird. Was theoretisch auch etwa gestimmt hat, nur dass wir etwa drei Stunden rumhängen und warten mussten. Unsere einzige Beschäftigung war, den Lastwagen zuzuschauen, von denen hunderte im riesigen Bauch der Fähre verschwanden. Endlich, nachdem sämtliche anderen Passagiere schon drinnen waren, durften wir und die Bicis auch rein. Da wir immerhin P. 150 pro Velo bezahlt hatten, hatten wir auch mit einer professionellen Verstauung gerechnet. Uns wurde dann aber kurzerhand der Gepäckraum zugewiesen, wo wir erst eigenthändig Platz schaffen mussten, damit die Velos überhaupt reinpassten und dann mussten auch unsere eigenen Riemen ran, um sie irgendwo anzubinden. Aber ok, alles in allem gar nicht so schlimm.
Bei der Reception des Schiffes fanden wir dann heraus, dass wir keine Sitznummern und somit keine Sessel hatten. Wir könnten uns aber auf jeden leeren Sitz setzen, meinte die Dame. Ja, klar, vielen Dank. Wir hatten keine Lust, mitten in der Nacht vom rechtmässigen Sesselbesitzer verjagt zu werden, abgesehen davon, dass da nicht wirklich freie Sitze rumturnten. Später fragten wir nochmals nach und die gleichgültige Senora meinte nun, wir hätten keine Sesselnummer gekriegt, da es eben keine freien Sitzlätze mehr hatte, als wir die Tickets kauften. Hmm, kann sein, Pech. Zu unserer Überraschung war dann aber sogar ein Abendessen inbegriffen, was gar nicht so schlecht war. Die Nacht auf ein paar zusammengeschobenen Stühlen in der Cafeteria wurde dafür denkbar unbequem, auch wenn um 23 Uhr immerhin die krass lauten Fernseher ausgeschaltet wurden. Am Morgen gab es nochmals Futter und bevor wir aussteigen konnten, fanden wir im Gespräch mit einem anderen Schweizer heraus, dass die Information, dass eben keine freuen Sitze mehr vorhanden gewesen seien, nicht gestimmt hat. Er hatte nämlich sein Boleto nach uns gekauft, Sessel inbegriffen. Die Chica hatte es ganz einfach verbockt. Auch die Angabe, dass die Reise 12 Stunden dauern soll, war nur mittelmässig korrekt gewesen. Wir waren gegen 17 Uhr in Mazatlán losgefahren und irgendwann vor 9 Uhr am nächsten Morgen angekommen, was etwas um die 16 Stunden ergab. Zum Glück, wer will schon morgens um 5 Uhr irgendwo ankommen?

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Die Baja California von der Fähre aus.

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Umgekehrte Sicht: Vom Land auf's Meer.


Die 18 km vom Hafen nach La Paz waren wellig aber hübsch. Die Strasse führte meist der Kueste entlang und die Buchten und Strände sahen einladend aus. Nur, dass es nicht wirklich warm genug zum baden gewesen wäre. In La Paz dauerte die Hotelsuche nicht sehr lang. Das günstigste kostete P. 260, wir wählten die Pension California, die P. 270 kostete und sonst fast identisch mit der etwas Günstigeren war. Ausschlaggebend für die Wahl war die Tatsache, dass im California viele Ciclistas wohnen sollten, und etwas Info über die Baja wäre willkommen gewesen. Da wir von der Überfahrt eher unausgeruht waren, blieben wir zwei Nächte in La Paz, schwatzten mit einigen ebendiesen Radlern, kauften ein und hofften dann auf wenig Gegenwind.
Die ersten rund 30 km waren recht flach, dann wurde es hügelig und auch etwas interessanter. Die Vegetation varierte wenig: Dornbüsche und Kakteen, soweit das Auge reichte. Auch Infrastruktur gab es wenig, die ersten etwa 17 km waren bewohnt, dann gab es auf den Hügeln nach etwas mehr als 30 km ein Restaurant und ein weiteres bei Km 77. Bei der Loncheria El 91 (km 91 nach La Paz, logisch) durften wir hinter dem Haus campen (91 km und 6:18 Stunden). Diese erste Nacht im Zelt auf der Baja wurde wärmer als erwartet, der Morgen war kühl aber nicht wirklich kalt.

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Sieht nicht nach viel Farbe aus...

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... bei genauem Hinsehen gibt es sie aber schon.


El Cien bei Km 100 war ein recht elendes Wüstenkaff, aber mit Lädeli, man hätte dort also Wasser kaufen können. Bis Santa Rita, der nächsten Ortschaft, war die Gegend recht bewohnt. Dort deckten wir uns mit Wasser ein, da wir für diese Nacht planten, wild zu campen. Die Gegend um Santa Rita war fast interessant, der graue Sand grün gesprenkelt, in Senken gab es so etwas wie Wiesen. Dafür fehlten die grossen Kakteen, die nach der Ortschaft wieder vermehrt wuchsen. Während der erste Tag bewölkt und fast ohne Wind gewesen war, war dieser zweite Tag sonniger und auch windiger. Nicht wirklich problematisch, der Wind war aber stark genug, um ziemlich zu nerven. Ebenfalls nerven taten die Zäune links und rechts der Strasse, die uns schon am Abend zuvor zum zahmen campen gezwungen hatten. Diesmal nicht, wir fanden unser erstes, und dazu recht hübsches Kaktuscamp, in einer überraschend grünen Region (89 km und 6:18 Stunden).

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Hübsches Kaktuscamp.

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Auch Kakteen blühen...

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...und sehen mega herzig aus.


Der dritte Tag war dann eher langweilig. Je näher wir den Städten Ciudad Constitución und Ciudad Insurgentes kamen, umso mehr Landwirtschaft wurde betrieben, ergo war alles total kahl, quadratkilometerweise leere Felder, ab und zu ein Maisfeld oder sonst etwas Grünes. Ich hatte die wilde Buschlandschaft besser gemocht. In Constitución kauften wir wieder ein und in Insurgentes assen bei einer Pemex Zmittag, dann fuhren wir weiter. Wir hatten vor, nicht die Hauptstrasse nach Loreto zu nehmen, sondern eine unasphaltierte Piste, die zu der ältesten Mission der Baja, der Misión San Javier, führte. So fuhren wir bei Insurgentes geradeaus und campten vier Kilometer vor der Abzweigung so eine Art halbwild bei einer Ansammlung von bewohnten, verlassenen und runinösen Häusern (84 km und 5:37 Stunden). Auf der Karte heisst der Punkt Colonia Purisima. Praktischerweise gab es da wegen einem Loch in einem Gartenschlauch sogar Wasser. Eigentlich müsste man annehmen, dass in einer Wüstenregion die Leute dem Wasser mehr Sorge tragen, aber wir sind schliesslich in Mexiko, Lecks interessieren hier niemanden.

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Die Sonnenuntergänge hier überzeugen schon.


Am folgenden Morgen kauften wir im kleinen Lädeli noch je vier Liter zusätzliches Wasser und los ging's. Die Abzweigung war netterweise beschildert, so blieben wir wenigstens im richtigen Sandhaufen stecken. D.h. zu Beginn war die Strasse zwar holprig, aber soweit in Ordnung. Es war total platt mit dem üblichen nicht überwältigenden aber dornigen Gewucher rundherum. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir in tiefem Sand stecken blieben und schliesslich schoben, zerrten und ächzten. Zwischendrin konnten wir jeweils wieder ein paar Meter pedalen, dann war wieder schieben angesagt etc. etc. Mensch, wenn das so weitergehen sollte, würden wir nicht zwei, sondern drei Tage für die rund 70 km bis San Javier benötigen. Je weiter wir in die Hügel vordrangen, umso besser wurde die Piste aber, zumindest durchschnittlich. Sandig blieb sie, aber meistens fahrbar. Wir müssen annehmen, dass es bergauf ging, da die Steigung aber sehr gering war, bemerkte man das kaum und zwischendrin kam auch immer mal wieder eine leichte Bajada. Von langweiliger Landschaft konnt hier keine Rede mehr sein, die Tafelberge sahen genial aus und auch die Strasse passte zum Westernfeeling. Dass es sogar die Ranchos (Bauernhöfe) gab, die auf meiner Karte vermerkt waren, hat uns fast überrascht. Wir hatten genug Wasser, falls nicht, wäre es hier aber bestimmt möglich gewesen, Nachschub zu bekommen.

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Noch war es flach, dafür sehr sandige Strasse.

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Später wurde es immer hügeliger.


Gegen 16 Uhr nach rund 50 km und 5:42 Stunden begannen wir wieder mit der Suche eines Zeltplatzes, eines, der von der Strasse aus nicht allzuleicht einsehbar war, wo wir aber ohne Luftverlust in den Reifen hingelangen konnten, d.h. wo nicht der ganze Boden mit Dornen gespickt war. Das Plätzchen, das wir auserkoren, erfüllte diese Bedingungen mässig. Wir nehmen an, dass wir nicht gesehen wurden, ganz sicher können wir aber nicht sein. Und wir waren eine ganze Weile damit geschäftigt, mit flachen Steinen den Boden von kleinen "Kugeldornen" freizuwischen. Die Nacht wurde wieder wunderschoen klar und wir bewunderten dieselben Sterne wie schon in den vergangenen Nächten. Es wurde auch kühl, da ich aber so einiges angezogen hatte, frohr ich nie.
Am folgenden Vormittag wurden die Steigungen nun etwas länger, waren aber nach wie vor nicht steil. Mal abgesehen von den kurzen und steilen Abfahrten in ausgetrocknete Flussbetten, wo man auf der anderen Seite natürlich wieder rauf musste. Einmal haben wir da nochmals geschoben, zu zweit pro Velo, so steil und v.a. sandig war es. Sonst brachten die Subidas uns vielleicht mal kurz ausser Puste, über längere Zeit anstrengend wurde es aber nicht. Wir kamen wieder bei mehreren Ranchos vorbei und fanden sogar Flussbetten mit Wasser. Nicht gerade Fliessendem aber immerhin! Erwartet hätten wir das nicht. Bei einem dieser Ranchos, hier mit dem Schild "se vende", zu verkaufen, preschte ein Hund so plötzlich und rassant aus dem Gebüsch auf uns zu, dass Martina fast vom Velo gefallen wäre. Das Tier war aber nicht im geringsten agressiv, sondern im Gegenteil ausser sich vor Freude, Leute zu sehen. Vermutlich war der zu verkaufende Bauernhof verlassen, mitsamt Hund eben. Nach einer Weile streicheln und gut Zureden hatte sich der Vierbeiner soweit beruhigt und wir konnten weiterfahren. Nun mit Begleitung natürlich.Vor San Javier stoppten wir noch zwei Mal um Weihnachtsfotos zu schiessen. Dazu hatten wir in La Paz Christbaumkugeln gekauft und schmückten nun einen Kaktus mit den hier beliebten Farben rot und silber, was zusammen mit dem grün des Kaktusses die mexikansichen Farben rot, weiss, grün ergab.

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Weihnachts-Kaktus mit Gringas.


Gegen Mittag kamen wir im Missionsdörfli an, bewunderten die Kirche und assen Zmittag. Da es noch früh am Tag war und es nach Loreto angeblich noch etwa 30 km und nach rund 8 km auf und ab "fast alles abwärts" sein sollte, entschieden wir uns, weiterzufahren. Die Piste war nun deutlich besser, das Ab und Auf dauerte aber rund 15 km, was in Mexiko schliesslich auch etwa 8 km entspricht. Die Landschaft hier war noch um einiges spektakulärer als vor San Javier. Die Berge viel schroffer, zackiger und wilder. Kurz bevor die grandiose Abfahrt begann, rollten unsere Räder wieder auf glattem Asphalt. Inzwischen hätten wir da lieber noch eine Nach gecampt, da unser Wasservorrat aber nicht mehr auf ein Wildcamp ausgerichtet war und wir keine bewohnten Häuser mehr fanden, mussten wir eben weiter.

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Misión de San Francisco Javier Viggé Biaundó.

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Mit weissen Steinen garnierte Piste.

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Westernlandschaft par exelance.


Und yep, die Bajada war phänomenal, die Aussicht unschlagbar und zack - schon kam die erste Gegensteigung, natürlich ebenso steil wie das Stück, das wir gerade runtergebraust waren *keuchröchelschnauf*. Nach den nächsten paar hundert Meter abwärts befanden wir uns tief unten in der Schlucht, wo im (ausgetrockneten) Flussbett grüne Palmen wuchsen, ein paar Meter weiter oben an den steilen Hängen wohnten im besten Fall noch Kakteen. Krasser Kontrast, nicht nur farblich. Auf der anderen Seite der Schlucht hatten wir auch Überreste von dem gesehen, was wir für einen alten Saumpfad hielten, hoffentlich hatten die Leute und allfällige Packtiere da keine Höhenangst.

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Nur unten im Flussbett kann Grün überleben.


Kurz darauf schienen wir so in etwa unten angekommen zu sein, von Loreto trennten uns aber nochmals ein paar unanständig steile Hügel. Auf anderen Ciclista-Blogs hatten wir Fotos gesehen, von Leuten, die im Zick-Zack die Steigung raufgekrochen waren. Was wir nun imitierten, sonst wäre das kaum möglich gewesen. Ich glaube, das war die steilse Strasse gewesen, die ich je raufpedaliert bin. Klar, in Panama gab es jene ersten Kilometer, wo wir ziemlich schnell kapituliert hatten und auch mit schieben kaum noch raufgekommen waren, aber das war eh jenseits von gut und böse gewesen. Hier schafften wir es, im Sattel zu bleiben, aber auch gerade nur so knapp.
Es war schliesslich etwa halb sechs (64 km und 6:01 Stunden), als wir in Loreto ankamen, etwas, das uns eigentlich sehr missfällt. Hotelsuche in (fast) Dunkelheit empfinden wir als grundsätzlich nicht empfehlenswert, aber ok, Loreto ist nicht gerade eine gefährliche Grossstadt. Das Hotel, für das wir uns entschieden, die Posada San Martín (Juárez No. 4, Esquina Davis) erwies sich auch als gute Wahl. Es gab gratis Trinkwasser und Kaffee am Morgen, die Betten waren megabequem und die Dusche war ein wahrer Traum! Absolut empfehlenswert! Da wir Weihnachten dort verbringen wollten und darum vier Nächte bleiben wollten, konnten wir den offiziellen Preis von P. 350 auf P. 300 runterhandeln, was für Baja-Verhältnisse nicht mehr sehr teuer war. Wir trafen dort auch zwei weitere Ciclistas, die auf dem Weg nach Süden waren. Und die beide auch schon in Afrika herumgekurvt waren. Hmmm, sehr interessant, was die alles so zu erzählen hatten...
Ernüchtert waren wir am folgenden Tag als wir die örtlichen Preise für Internet u.a. sahen. Glatt doppelt so viel wie auf mexikanischem Festland. Und, zumindest in Loreto, mit sehr beschränkter Verfügbarkeit. Man kann schon fragen, ob der Laden am nächsten Morgen offen sei. Man kann auch ein "Ja" mitsamt Öffnungszeiten erhalten. Aber was will man schon unternehmen, wenn die Tür dann den ganzen Tag verschlossen bleibt? Strandspaziergänge erwiesen sich als schlechte Alternative weil windig-kalt und sandig. Eine Siesta war schliesslich die Lösung.
Unser Plan für Weihnachten ging zumindest am Morgen auf. Wir gingen frühstücken, Vollkorn-Panqueques, mmmmm, fein. Danach waren wir so voll, dass wir erst mal zurück ins Bett gingen. Später kauften wir einen Kuchen, den wir mit den sehr freundlichen Leuten unseres Hotels zum Zvieri teilen wollten, als wir dann aber gleich eine Einladung zum Nachtessen mit der Familie erhielten, wurde der Kuchen eben zum Dessert befördert. Diese Señora, ihr Sohn und Schwiegertochter waren eh mega nett gewesen. Als es sehr kalt gewesen war, wurde unserer Bitte nach heissem Kaffee am Nachmittags ohne weiteres entsprochen und wir erhielten weitere Wolldecken, ohne danach fragen zu müssen. Auch gab es einen Gartenschlauch, wo wir unsere oberstaubigen Velos waschen durften, und das alles mit einer Selbstverständlichkeit, die längst nicht überall gegeben war.
Am 25. Dezember am Morgen gelang es uns gerade so knapp, uns von den bequemsten Betten und der besten Dusche seit langem loszureissen und uns dem fiesen Wind auf der Strasse zu stellen. Zu meiner Überraschung war da plötzlich eines meiner Bremskabel lose, ohne, dass ich einen Grund finden konnte. Nach einigem daran herumbasteln stellte sich heraus, dass ich einen Bremsklotz verloren hatte! Hä?? Bis jetzt hatte ich es jeweils nur schwer geschafft, jene Stiftchen rauszukriegen um die Klötze zu wechseln und hier verabschieden die sich freiwillig? Aber bueno, die paar kleineren Hügelis, die uns erwarteten, würden vermutlich keine aprupten Bremsmanöver verursachen. Also fuhr ich mit nur der Hinterbremse weiter.

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Typisches Baja-Bild.

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Weihnachts-Velo.


Abgesehen vom nervigen Wind gibt es über den nächsten Tag auf der Strasse nicht viel zu sagen. Es gab Kakteen und Dornbüsche zu sehen. Auf der Suche nach einem Pennplatz fragten wir bei einem Rancho um Asyl und durften unser Zelt in einer Art Vorgärtli eines Hauses aufstellen (57.99 km und 5:31 Stunden). Mit Windschatten auf zwei Seiten. Sehr nett. Rancho heisst natürlich, dass da auch eine Menge Tiere herumspazierten. Der erste Vierbeiner, den wir trafen, war ein grosser Hund, Grösse Schäferhund, auch etwa so gefärbt. Sah sonst aber eher aus wie ein Bodybuilder-Pitbull, Mensch, war das ein Thunder von einem Hund! Bellte uns erst laut an, entpuppte sich dann aber als sehr verschmust und absolut harmlos. Sein kleiner Kollege, eine Töle, deren Job es war, die Ziegen zu hüten (die eh eingezäunt waren), war ein hypernervöser und äusserst mühsamer Kläffer. Die beiden Bullen, die frei herumwanderten, waren Rindvieh-typisch neugierig, stellten sonst aber keine Probleme dar und die Pferde hinter dem Haus waren auch eingekerkert. Dann waren da noch zwei hungrige Kater, ein so üblicher Tiger mit langem Fell und ein Siamesen-Mischling mit unglaublich blauen Augen. Martina hatte Mitleid mit den beiden und verfütterte ein Brötli. D.h. sie wollte eigentlich den Kläffer bestechen, der war vor dem hingeworfenen Brot aber davongerannt. So kriegten das dann eben die Katzen, die das super fanden und nachdrücklich mehr forderten.
Eigentlich hatten wir unseren netten Gastgeber zum Abendessen einladen wollen, er meinte aber, er hätte schon gegessen und verschwand plötzlich schnell. Und da ja auch am 25. noch Weihnachten war und ich seit zwei Jahren einen winzigen Adventskranz mitschleppe, zündeten wir nun die vier Kerzlein an um etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Das war noch ganz witzig, so'n mini Kränzlein, danke Mami!

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Stiiiiille Nacht, heeeeilige Nacht...


Und klar, am Morgen darauf war da immer noch eine hungrige Katze, die ihr Futter bei Martina einklagte. Als das Brötli weg war, verabschiedeten wir uns vom netten Señor und seinem Kampfschmuser. Und ebenfalls klar, kaum waren wir wieder auf der Strasse, war auch der Wind wach und bereit, uns das Leben schwe zu machen. Jetzt ging es ein kleines Hügeli hoch, von wo aus wir die Bahía Concepción als blauen Streifen am Horizont erkennen konnten. Die schnelle Abfahrt wurde vom brutalen Wind ziemlich verpfuscht und war eher ein Murks denn ein Spass. Dafür war die grosse, blaue Bucht ein hübscher Anblick nach dem grün-grau-braunen Land zuvor.

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Bahía Concepción.


Da das Ufer aber an den meisten Orten steil war, gab das kein gemütlich-flaches Strandfähtli, sondern ein ewiges Auf und Ab. Die Kombination von Kakteen und Meer war aber cool und einmal sahen wir auch einen Seelöwen, der da gemütlich auf- und untertauchte. Überall, wo es hier schöne Strände hatte, und von denen gab es so einige, standen reihenweise Wohnwagen und -mobile und vermiesten das Bild und unsere Hoffnung auf ein hübsches, gratis Strandcamp. Wir hatten gehört, dass diese RV-Parks recht teuer waren, aber meist rein gar nichts boten im Sinne von Klos, Wasser etc. Da in den steinigen Hügeln zelten aber nicht möglich gewesen wäre, checkten wir einen diesen Orten, die Playa El Burro ab. Wie das alles funktionieren und kosten sollte, haben wir nicht wirklich herausgefunden und unmittelbar am Strand zu campen, kam nicht in Frage, weil in diesem Untergrund kein Hering lange dringeblieben wäre, nicht bei diesem Wind. So schlugen wir uns in die Büsche, die gleichzeitig als Müllhalde dienten und fanden einen akzeptablen und bezeltbaren Ort für die Nacht. Dank der freundlichen Mithilfe des Windes hatten wir wieder nur 57.52 km geschafft, mit 4:56 Stunden war das immerhin etwas schneller gegangen als tags zuvor. Am Vorabend war ich auch nicht mehr dazu gekommen, neue Bremsklötze zu montieren, was ich nun nachholte und es sogar schaffte, die Bremsen richtig schön zu kalibrieren. Und benötigte dafür nicht einmal Stunden.

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Auch die Sonnenaufgänge können sich sehen lassen.


Am Morgen darauf konnten wir uns davonschleichen, ohne, dass irgendjemand Geld für die Übernachtung gefordert hätte. Es ging erst weiter der Bahía Conceptión entlang, dann wieder ab und zu durch's Inland. Wir erreichten das Dörflein Mulegé etwa um 10.30 Uhr und überlegten, wie wir weiter vorgehen sollten. Wir hatten keine Tortillas für den Zmittag mehr und entschieden uns so, in Mulegé früh Zmittag zu essen (oder ein zweites Mal spät zu frühstücken) und später halt noch eine Guetslipause einzulegen. Dort gab es auch superfeinen (und superteuren) frischgepressten Orangensaft, den wir uns leisteten, da ja immer noch fast Weihnachten war. Dann stockten wir unsere Wasservorräte auf und ab ging's in die nächsten Hügel. Dort raufzukurbeln war mit vollem Magen zwar nicht so toll, es windete da aber immerhin etwas weniger.
Nach den Hügeln kamen wir wieder in eine weite, sandig-flache Ebene. In solcher Landschaft ist es für gewöhnlich nicht ganz einfach, einen geschützten Platz mit einigermassen festen Boden zu finden. Als wir darum schon gegen 15 einen Ort entdeckten, der sich auch nach einer gründlichen Prüfung als tauglich erwies, entschlossen wir uns, da unsere Hütte aufzustellen (57.08 km, 4:46 Stunden). So blieb auch Zeit, wieder einmal die ziemlich verstaubten Reissverschlüsse zu reinigen, die seit längerem immer wieder drohten, bald den Dienst zu verweigern.

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Geier- statt Kerzenständer.


Die restlichen ca. 37 km bis Santa Rosalía schafften wir morgens darauf in zweieinhalb Stunden.  Eigentlich wären wir um 7.20 Uhr startbereit gewesen, wenn da nicht ein platter Vorderreifen unsere Abfahrt verhindert hätte. Hätte mich ja überrascht, wenn wir mit allen diesen Ausflügen in Kakteen und sonstige Dornenträger un"gestraft" davon gekommen wären. Interessanterweise habe ich keinen Schuldigen gefunden, weder Dorn noch Draht. Eine gute halbe Stunde später ging es dann aber trotzdem los und siehe da! Kein Wind, juhuu!! Nach etlichen Kilometer zügigen Dahingleitens trafen wir drei junge Ami-Ciclistas, die mit wenig Gepäck eine zweiwöchigen Baja-Velotour machten und fieserweise den Gegenwind mit sich brachten. In Santa Rosalía verpassten wir dann erst mal die Einfahrt in die Stadt, da die, wie auch die meisten Strände und RV-Parks nur auf der Nordseite angeschrieben waren (da der Normalo-Touri eben von dort her kommt). Das "Feliz Viaje"-Schild veranlasste uns dann aber zur Umkehr und nach einmal Nachfragen schafften wir es irgendwann sogar, das Zentrum der etwas sonderbaren Stadt zu finden. Sonderbar darum, weil der Baustil hier so ganz anders ist als alles, was wir auf der ganzen Reise bisher gesehen hatten. Es sieht eher nach Wildwest aus und die meisten Häuser sind aus Holz. Ausser der genieteten Kirche, die wurde von Herrn Eiffel persönlich entworfen und ist aus Stahl oder Blech oder was auch immer.

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"Eiffel-Kirche" in Santa Rosalía.


Da wir hier halbwegs brauchbare und fast bezahlbare Internets gefunden haben, schalten wir einen Tag "Pause" ein um unsere Geschichtliseiten zu aktualisieren und Probleme mit gefilmten PIN-Codes und kopierten EC-Karten zu lösen. Netterweise hat meine Bank einen Betrug aufgedeckt und die Karte nach obskuren Bezügen in Kolumbien gesperrt. Leider sind in Mexiko internationale Anrufe recht komplizierte (und teure) Unterfangen, die von der Zeitverschiebung von momentan acht Stunden nicht gerade erleichtert werden.

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