Maximo Park
“Too Much Information”
(Vertigo/Universal)
Veränderungen sind, das wissen kluge Menschen, in den meisten Fällen gut. Und zwar für Kopf, Karma und Karriere. Maximo Park waren und sind unter den Bands, die sich um die Jahrtausendwende aufmachten, den Indiepop zu retten, zu den klügeren zu rechnen. Stylisch waren sie ja schon immer, der Malcolm-McDowell-Gedächtnis-Bowler von Sänger Paul Smith ist schon fast Legende und der schwarzen Anzug Pflicht – man könnte die fünf aber gern auch als die Feingeister der Branche bezeichnen. Ihre Texte gelten als poetisch versiert und originell, die Jungs versammeln sich auch gern mal ganz unzeitgemäß in eine Bibliothek zum Fototermin bitten (“Books From Boxes”, “Russian Literature”, aha!) – überhaupt, welche Band verwendet schon, wie aktuell zu hören, Worte wie “Protagonist” oder “Subtext” in ihren Lyrics?! Eben. Und als smarte, sympathische Klugscheißer wissen Maximo Park, dass sie die Veränderungen, die sie auf dem Vorgängeralbum “The National Health” angegangen sind, auch auf “Too Much Information” vorantreiben müssen, um relevant zu bleiben.
Gedacht, getan, auch die fünfte Platte spart nicht mit kleinen Überraschungen: Es ist nun eine Art von dunkler Eleganz, der die aufgeregte Quirligkeit der Anfangstage immer öfter weichen muß, Stücke wie “Brain Cells”, „Is It True?“ und das softe “Leave This Island” pluckern ganz famos zu Smith’s warmer Stimme, auch der Breitwandsound von „Midnight On The Hill“ kann zu funkig-kratzigen Gitarren mit einigen hübschen Einfällen glänzen. Einziger Nachteil: So gut ihnen diese bislang ungewohnten Töne gelingen, so wenig Biss entwickeln die gewohnten. Nummern wie der Opener „Give Get Take“ oder auch das arg durchschnittliche „I Recognize The Light“ kommen einfach nicht auf die nötige Drehzahl, um sich mit den Glanzzeiten des Debüts messen zu können. „My Bloody Mind“ wirkt mit seiner Unentschlossenheit zwischen Rockfetzen und Pianoschunkler eher verstörend.
Da passt es ganz gut, dass auch eines der besten Lieder des Albums weder der einen noch der anderen Gruppe zuzuordnen ist, und trotzdem machen sie hier alles richtig: „Lydia (The Ink Will Never Dry)“ hat Witz, Drive und ein paar schillernde Hooklines, viel mehr kann und muss man nicht in drei Minuten unterbringen. Ganz zum Schluss gibt’s noch eine hübsche Simplifizierung, die so auch nur bei einer Band wirken kann, die weiß, wann und warum sie solche Zeilen bringen darf: „I don’t know, where we’re going, but you know, where we’re going, and if you know where we’re going – that’s fine with me”, ein bereitwilliges, ganz und gar unmännliches Ohnmachtsgeständnis, nicht lächerlich, sondern augenzwinkernd und liebevoll, sie haben also nicht nur Stil und Grips, sondern auch einen Sinn für Humor. Trotz der Abstriche eine gute Platte. http://maximopark.com/
12.02. Hamburg, Docks
13.02. Berlin, Huxleys
15.02. Wien, Flex
18.02. München, Theaterfabrik
19.02. Köln, Live Music Hall
Komplettstream des Albums bei Tape.TV.