Das Online-Magazin “Zeitgeist Minimalismus” von Thomas Bagusche machte mich gestern auf einen Artikel der Webseite von “Der Welt” aufmerksam. Darin wurde vom Chefanlagestrategen der Deutschen Bank Asoka Wöhrmann geäußert, dass die Deutschen mehr konsumieren sollen, damit es ihrer Wirtschaft besser gehen könne. Den Sparern wurde angekündigt, das sie mit Strafzinsen auf ihre Geldpolster rechnen müssen. Auch erwarte er solche Zinsen auf Lebensversicherungen.
Eigentlich heißt das, dass man in Zukunft wirklich Geld mitbringen muss, wenn man es auf die hohe Kante legen will. Aktuell ist es doch so, das die Habenzinsen nicht so hoch sind, wie die Inflationsrate. Das gesparte Geld verliert also über das Jahr schon an Wert.
So sieht die Zukunft für den Notgroschen nicht rosig aus. Auch die Degradierung des Menschen auf eine reine Konsummaschine ist bitter. Hier wird förmlich zum Maximalismus aufgerufen. Geld ausgeben heißt die Devise. Konsumiere, um Deine Wirtschaftsform zu retten. Eine ausgeglichene Ökobilanz ist so nicht möglich und, ob sie überhaupt gewünscht ist, bleibt fraglich.
Maximalismus steht hier dem Minimalismus extrem gegenüber und wird sogar gefördert.
Aktuell befinde ich mich in einer ähnlichen Situation, die mir gehörig stinkt. Aufgrund einer recht guten Auftragslage kann ich schon absehen, dass ich wohl dieses Jahr zuviel Geld verdient haben werde. Demnach könnte es sein, dass ich mehr Geld an den Staat abführen muss. Um dies zu verhindern, muss ich in meine Firma investieren, sprich konsumieren.
Das Notebook ging kurzfristig über den Jordan und musste ersetzt werden. Das ist eine Ausgabe, die nachvollziehbar ist. Auch dass man hochwertiger kauft, steht dem Minimalismus nicht entgegen. Doch hinzu kamen viele kleinere Investitionsausgaben, die nicht hätten sein müssen. Diese ärgern mich! Hier war ich im Zugzwang und konnte aus der Unternehmerschiene einfach nicht hinaus.
Aus Minimalismus-Sicht hätten die Ausgaben nicht sein müssen. Die Alternative wäre sparen gewesen. Aus ökologischer Sicht wäre dies sicherlich besser gewesen. Hier zwang mich das Wirtschaftssystem zur Investition als Unternehmer.
In Zukunft wird mit einem Strafzinsen jeder Sparer gezwungen, über sein Sparverhalten nachzudenken. Hier wird man geradezu in die Konsumfalle geschoben. Packt man das Geld unter die Matratze oder gibt man es lieber direkt aus, bevor es nichts mehr wert ist.
Alternative Anlageformen sind gleichzeitig rar gesät. Wenn man Risiken nicht scheut, können manche Wege durchaus Werte schaffen, die in der Zukunft ein Polster bilden können. Oder man nimmt sehr niedrige Zinsen in Kauf und investiert ökologisch.
Doch ist es das? Ich merke, wie mir alternative Wege durch den Kopf gehen. Reduziere ich Arbeitszeit, habe ich mehr Freizeit, aber weniger Geld zur Verfügung. Ist der Zeitpunkt gekommen, die unselbständige Arbeit aufzugeben und es mit der eigenen Manpower zu versuchen. Auch auf die Gefahr hin deutlich weniger zu verdienen.
Wenn ich für mein Geld nichts mehr bekomme, wenn ich spare und für das ich auch hart arbeite, kann man schon Arbeit reduzieren. Die Anfangsfrage, die mich vor einiger Zeit zum Minimalismus brachte, wird so wieder aktueller denn je: wann hab ich genug und wann ist genug?
Aber eine Antwort sollte klar geworden sein: Unser Wirtschaftssystem hat noch lange nicht genug!