Das Palastorchester mit dem – staatlich geprüften – Bariton Max Raabe an der Spitze ist wieder auf Tournee durch die Welt und gastiert am 27.11. geradezu traditionell natürlich auch im Wiener Konzerthaus. Zuletzt erschien die CD „Für Frauen ist das kein Problem“ (2013), die zweite Kooperation mit Annette Humpe, nach „Küssen kann man nicht alleine“ (2012), die Platin erhielt, wieder ein Album voller veritabler Hits.
Das neue Album, das auch ein Lied mit Bernd Begemann („Keine Liebe für mich“) und 12 weitere Lieder im Stile der Zwanziger Jahre beinhaltet, gehört aber nicht ausschließlich zum Programm an diesem Novemberabend im Konzerthaus. „Max Raabe & Palast Orchester“ haben sich bereits international einen Ruf für Unterhaltung auf höchstem Niveau erworben, denn ihre Performances sind schlicht einzigartig. Das 12-köpfige Orchester ist bezüglich der hohen Qualität der Darbietung kaum zu überbieten und dann gibt es da noch diesen außergewöhnlichen Bariton (seit 1995 staatlich geprüft), der mit viel Charme und Witz das Publikum zu begeistern weiß und schon mal aus den Sesseln reißt. Denn seine Ansagen zwischen den Liedern sind voller Selbstironie und Süffisanz: „Vielleicht mag der ins Konzert mitgeschleppte Ehegatte den Sänger nicht, oder die Musik, aber vielleicht findet er dafür Gefallen am Humor der Ansagen.” Und so wie seine Ansagen ist auch die Präsentation und Interpretation seiner Lieder voller Charme, Schmäh und Schorle.
Vom Foyer in die Carnegie Hall
Max Raabe hat mit seiner Musik aber durchaus auch ernsthaftes im Sinn. Etwa mit “Charming Weill”, das 2001 mit neu entdeckten Tanzorchester-Arrangements der Musik Kurt Weills aufwartete, wofür die 12+1 Band sogar den Echo-Preis für Klassik einheimste. Auch in den internationalen Charts mischten “Max Raabe & Palast Orchester” aber schon mit, denn ihre Interpretationen moderner Hits der Pop-Musik im Stile der 20er Jahre kamen bei Jung & Alt gut an. Natürlich gehören zum Standard-Repertoire auch Lieder der Comedian Harmonists oder Songs wie „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Roter Mohn“, „Reizende Rosa“ und „Weißer Flieder“. Der von der Opernwelt Wagners beeinflusste Max Raabe hatte einst nämlich im Plattenschrank seiner Eltern den Foxtrott „Ich bin verrückt nach Hilde“ entdeckt und sammelte bald nur mehr Musik der Weimarer Zeit, wodurch er bald zu so etwas wie einem Experten für die Lieder und den Stil dieser versunkenen Ära wurde. Frack und Zylinder seines Vaters waren dann noch das i-Tüpfelchen, das seine Stimme und Musik bald zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen ließen und voilà! – so entstand das Palastorchester, das sich alsbald vom Foyer eines Berliner Theaters (1987) in die Carnegie Hall (2005) spielte.
Max Raabe und die Damen
Das zweite Album des Erfolg-Duos Humpe & Raabe „Für Frauen ist das kein Problem“. bietet neben lebensphilosophischen Betrachtungen, viel Liebeswahnsinn und Lebensfreude. Max Raabe wird aber sicherlich auch eine Hommage an die Damen seines Songrepertoires bieten, wie etwa die Lieder „Marie“, „Pauline“, „Lulu“, „Elisabeth“, „Reizende Rosa“ oder „Greta Garbo“, die alle einen Frauennamen als Titel tragen. An einen Steinway Konzertflügel gelehnt dürfte Raabe elegant und aufrecht zum Mikrofon gleiten und mit stark akzentuierten „R“ auch dem Wiener Publikum so richtig mit „Rrrrumba“ einheizen. „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Ob du glücklich bist, wenn mein Mund Dich küsst, das weiß ich nicht…“ oder „Du bist nicht die erste, aber die letzte könntest du sein“ zählen mithin zu persönlichen Favoriten eines gelungenen Max Raabe Abends.
Weihnachten mit Max Raabe
In dem schier unerschöpflichen Schatz der Diskographie des Palast-Orchesters (15 Studioalben) findet sich auch eine CD mit Weihnachtsliedern, die den irreführenden Titel „Vom Himmel hoch, da komm` ich her“ trägt und schon vor mehr als zehn Jahren erschienen ist. „Fröhliche Weihnacht überall“ ist nur eines der vielen Weihnachtslieder das Max Raabe auf dieser CD mit seinem typischen Verve interpretiert und mit dabei sind natürlich auch Klassiker wie „White Christmas“ (Irving Berlin) oder die Coverversion von „Last Christmas“ (George Michael), sowie „Stille Nacht“ (Franz Gruber) und „O Tannenbaum“. Ein stimmungsvoller Abend kann also in jeder Hinsicht erwartet werden.
Fotocredits: hoanzl Marcus Höhn, Gregor Hohenberg