Max Görner auf Rügen

Von Lyrikzeitung

ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« Nr. 562

Von Walter G. Goes (Bergen / Rügen)

Wer hat eigentlich noch Erinnerungen an die »Galerie Nord« in Sassnitz? Ein kleines, heute leider nicht mehr existierendes Kubushäuschen an der Hauptstraße in Sassnitz, gleich unterhalb der St. Johannis-Kirche, das sich in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Verve der Kunst öffnete und das professionell arbeitenden Künstlern auf Rügen ein mitunter erstaunlich offenes, ja kritisches Ausstellungspodium bot. Auch Künstler-Gästen vom Festland, die sich mit der Region oder hier ansässigen Künstlern verbunden fühlten, die immer mal wieder zum Arbeiten nach Rügen kamen. Allerdings zeitlich begrenzt. So gesehen so, wie es die Klassiker unter den Künstlern mit Rügen-Bezug (Hackert, Friedrich, Carus, Runge, Menzel, Preller, Blechen, Hagemeister, Feininger, Tappert, Tucholski, Höch, Morgner, Ranft…) ja auch hielten. Umfangreichere Personalausstellungen belegen derlei Spuren immer wieder.

Es ist lange vorbei und doch nicht vergessen! Damals, ab Mitte der 70er Jahre, schossen so genannte kleine Galerien landesweit wie Pilze aus dem Boden. Bis 1979 etablierten sich mehr oder weniger erfolgreich ca. 200 kleine Galerien des Kulturbundes in den DDR-Bezirken. Der Kulturbund als staatlicher Sanktionierer versuchte zwar dirigistisch zu steuern, allein mit Leben erfüllt haben solche Galerie-Programme weitgehend die Künstler selbst.

Dies trifft auch für Rügen zu. Wer den Berliner Max Görner, der am vergangenen Samstag in Putbus, zusammen mit Frau Angelika (Keramikerin) und Tochter Anna (Malerin und Zeichnerin), eine fulminante Familien-Ausstellung eröffnete (die KulturStiftung zählte weit über 160 Eröffnungsbesucher!), als Gast für das Ausstellungsprogramm des Jahres 1989 vorschlug, entzieht sich meiner Kenntnis. Fürsorglich betreut und »sehr gut gehängt« aber hat die Arbeiten – nach Auskunft Max Görners – der damals noch junge Knut Hartwich aus Sellin, der gerade an seinem Start als eigenständiger Galerist bastelte.

Nun, nach 23 Jahren, können wir uns ein umfassenderes Bild vom Kunstcredo Görners in der von der KulturStiftung Rügen betreuten Ausstellung machen. Der Besuch dürfte lohnen.

Mich überraschte u.a. seine Radierfolge »Schwarze Galle«. Steht hinter ihr doch ein Künstler, der mit offensichtlichem Gespür für die Ausweisung der Irrwege der Welt-Geschichte bildhaft Namen aufruft, die wir als Ver-Führer von Menschen-Massen kennen und die morgen schon wieder andere Namen tragen können: Hitler, Stalin, Pol Pot, Mao, Pinochet, Bin Laden… Görner richtet sie künstlerisch: Er überzeichnet, verätzt, sprengt weg, kratzt aus; brennt ihre Fratzen als Warnbilder beunruhigend in unser Gedächtnis ein. ARTus

Neben Arbeiten von Angelika und Anna Görner können noch bis zum 22. April in der Orangerie Putbus künstlerische Arbeiten von Max Görner in Augenschein genommen werden. Zeichnung: ARTus