Was wäre wenn? Diese Frage stellen wir uns als Kinder gerne. Das Szenario kann dafür gar nicht unrealistisch genug sein, was sich sich mit zunehmendem Alter meist legt. Viele Erwachsene hören zwar nicht auf mit Tagträumen auf, tun dies aber meist heimlich und dazu eher verschämt. Noch mehr, wenn es wie in Kindertagen völlig unrealistisch wird. Wir sollen mit beiden Beinen fest im Leben stehen, nicht träumen, nicht spinnen. Dabei kann genau das durchaus seine Reiz haben, wie Max Brooks mit seinen Büchern “The Zombie Survival Guide: Complete Protection From The Living Dead” und “World War Z” beweist.
Brooks geht von einem für die meisten völlig albernen Szenario aus, nämlich dem, dass Zombies nicht nur tatsächlich existieren, sondern kurz davor stehen, den Planeten zu überrollen. Im Gegensatz zu seinem Vater Mel arbeitet er dieses Szenario aber nicht mit billigem Klamauk und Kalauern aus, sondern geht sein “Was wäre wenn?” methodisch, überlegt und vor allem vollkommen ernst an. Das erste Buch stellt – wie der Titel schon sagt – einen Survival Guide dar, in dem man nicht nur allerhand geschichtliches, medizinisches und technisches zu Zombies und einer möglichen Zombieapokalypse erfährt (dieser Teil entbehrt gerade aufgrund seines bierernsten Tonfalls trotzdem nicht einer gewissen Komik), sondern vor allem auch, wie man sich auf selbige vorbereitet und sie überlebt. Hier hat das Buch nun tatsächlich auch einen praktischen Wert, den viele Tipps lassen sich auf andere Katastrophenszenarien durchaus übertragen. Ich bin zwar kein Prepper und im Allgemeinen auch nicht besonders paranoid veranlagt, aber dieses Gedankenspiel hat mir durchaus Spaß bereitet. Zugegeben, ich habe es auch weiter gesponnen und auf dem Weg zur Arbeit nach Gebäuden und Orten Ausschau gehalten, die sich gut verteidigen lassen, Ressourcen bieten, usw. Genaus so ernst wie Brooks und mit genau so viel Spaß an der albernen Idee.
Noch mehr begeistert hat mich allerdings das zweite Buch. Dieses rekonstruiert anhand fiktiver Interviews die Zombieapokalypse retrospektiv in all ihren Phasen vom Ausbruch bis zum Ende, von verschiedenen Personen aus verschiedenen Gesellschaften und Kulturkreisen. Das ist nicht nur gute Unterhaltung aus dem Horrorgenre, sondern oftmals eine ziemlich intelligente und hintersinnige Gesellschaftskritik und politische Analyse. Brook geht hier einigen interessanten Fragen nach, wie verschiedene Staaten und Staatsformen, Kulturen, Gesellschaften und Menschen im Allgemeinen mit einem solchen Szenario umgehen würden. Hier stecken viele schlaue Beobachtungen und Ideen drin, die weit über das Geblödel seines Vaters hinausgehen.
In beiden Büchern steckt also – und auch das passt ja letztlich irgendwie zum Thema – eine ganze Menge Hirn. Kann ich empfehlen!