Europa wird ja gerne als eine Win-Win-Situation dargestellt. Die CSU arbeitet rührig daran, Europa immer stärker und noch stärker zum alleinigen Gewinn für Deutschland und speziell für Bayern machen zu wollen. Dabei hat besonders Bayern profitiert. Die »Vereinigung der bayerischen Wirtschaft« (vbw) meldete vor Monaten, dass vor allem Bayern großes Kapital aus der EU-Osterweiterung geschlagen habe. Man habe neue Märkte für die Unternehmen geöffnet. Der freie Zugang, die Freizügigkeit von deutschen Unternehmen im gesamten Europa, die Möglichkeit, günstige Arbeitskraft ins Land zu holen, keinen Zollbeschränkungen mehr zu unterliegen - all das hat Bayern zum Gewinner werden lassen. Und dieses Bayern geht in Deutschland auf, denn die deutsche Exportwirtschaft hat vom Euro profitiert.
So sieht man in Bayern Europa gerne. Freie Fahrt für freie Unternehmen. Aber alle, die nach Deutschland einreisen, sollen gleich mal Eintritt abdrücken. Von »Wer betrügt, der fliegt« ist es ideologisch gesehen nicht weit zu dieser Maut auf allen geteerten Wegen. Beides sind Ausdrücke von Selbstgefälligkeit und einem gutem Schuss Größenwahn. Man profitiert gerne von einem Europa ohne Schranken, hievt aber den Schlagbaum in die Horizontale, wenn diese Schrankenlosigkeit auch andere profitieren lassen könnte. Das ist eine Haltung vieler Konservativer in allen Teilen des Landes, aber im christsozialen Bayern scheint sie besonders ausgeprägt zu sein.
Dass man sich die Rosinen rauspickt, sich unternehmerisch frei in Europa bewegt und kassiert, während man das eigene Land zu einer kostenpflichtigen Veranstaltungen ohne Lücken für kostenfreie Einreise macht, zeigt nur, dass man eine sehr sonderbare Idee von Europa entwickelt hat. Freizügigkeit ist für die Leute von der CSU etwas, was man sich selbst gestattet, den anderen aber austreibt. Das hat schon ein bisschen was von Schmarotzerei auf Kosten der europäischen Integration. Aber es sind ja bekanntlich alle anderen, die zu »uns« kommen, um zu schmarotzen.
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