Vor fünf Millionen Jahren begann es. Die ersten Affen stiegen von den Bäumen. Sie begannen aufrecht zu gehen. Das Gehirnvolumen nahm zu. Und sie wurden zu den intelligentesten Tieren.
Was wäre wenn? Wenn statt den Affen die Maulwürfe plötzlich ein immer grösseres Denkvermögen entwickelt hätten? Dann hätten sie sich vor hunderttausend Jahren erstmals Grabwerkzeuge erstellt (heutige Archäologen-Maulwürfe würden das ausgraben). Sie hätten ihre Gänge bemalt (heutige Touristen-Maulwürfe würden das besichtigen), sie hätten vor zehntausend Jahren mit dem Bau von grossen Maulwurf-Städten (unter der Erde) begonnen. Und heute wäre alles voller Maulwürfe. Sie hätten Flugzeuge erfunden, die voller Erde wären, und in dieser Erde würden die Passagiere sitzen, und bei Tomatensaft und Heuschreckenbeinen um die Welt fliegen.
Aber der Evolutionssprung hätte auch eine Fischart treffen können. Den Aal zum Beispiel. Dann hätten heute die Aale unter dem Wasser geräumige Häuser, die sie vor Kaltwasserströmungen schützen würden, sie hätten Toiletten und würden natürlich die Umwelt verschmutzen – denn sie wären ja intelligent und nicht mehr natürlich. Wir Menschen wären immer noch Affen. Diese hochzivilisierten Aale würden Raumfahrt betreiben, und ihre Raumschiffe wären voller Wasser, damit sie im feindlichen Weltraum überleben könnten. Sie hätten ihre wasserfesten I-Phones, um mit anderen Aalen zu sprechen, und über die berühmtesten Aale unter ihnen würden Bücher geschrieben und Filme gedreht, die von anderen Aalen wiederum gesehen oder gelesen würden.
Aber es sind weder die Maulwürfe noch die Aale, die zum höchstentwickelten Denktier wurden. Wir Menschen sind es. Und wir können überhaupt nichts dafür. Es ist einfach passiert. Und darüber bin ich glücklich.
Foto: Rhesusaffe (Macaca mulatta) in einem Tempel in Kathmandu
Gemälde ganz oben: Abkürzungen / 65cm x 46cm / Acryl und Gouache, lackiert auf Zeichenpapier / 2014, Nr. 14-025