Die Stadt im Allgemeinen – und auch Zwickau – war schon immer Gegenstand künstlerischer Reflexion, meist in Form der klassischen Stadtbild-Dokumentation. Anlässlich des 900-Jahr-Jubiläums der Stadt Zwickau findet in diesem Jahr ein Kunstprojekt statt, bei dem gegenwartsbezogene Stadtansichten von Matthias Hoch und Heidi Specker im Wechsel mi historischen Stadtansichten aus den musealen Sammlungen gezeigt werden.
Das Projekt
Im Jahr 2018 feiert die Automobil- und Robert-Schumann-Stadt Zwickau ihre erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren. An vielen Orten steht deshalb die Historie der Stadt im Mittelpunkt. Die Stadt im Allgemeinen – und auch Zwickau – war schon immer Gegenstand künstlerischer Reflexion, meist in Form der klassischen Stadtbild-Dokumentation. Hier fällt auf, dass bereits im 19. Jahrhundert einerseits romantisierende Ansichten von Zwickau entstanden, im Zuge der Industrialisierung aber gleichzeitig Stadtbilder mit rauchenden Schloten stolz vom Aufschwung Zwickaus als Bergbau- und Industriestadt berichten. Diese zwischen Romantik und Fortschritt pendelnden Pole werden im Rahmen einer gegenwartsbezogenen Ausstellung thematisiert.
Ergänzend werden im kurzen Wechsel historische Stadtansichten aus den musealen Sammlungen und dem Stadtarchiv Zwickau gezeigt:
- 23. März. bis 15. April. 2018
Stadtansichten – Aquarelle und Farblithografien aus dem 19. Jahrhundert
u. a. von Anton Arrigoni, Christian Gotthilf Demmrich und Oskar Mothes - 17. April. bis 6. Mai. 2018
Historische Postkarten aus dem Stadtarchiv - 9. bis 27. Mai 2018
Stadtansichten – Gemälde aus dem Museumsbestand
u. a. von Johann Gottfried Pulian, Paul Schmidt-Roller, Gert Fröbe und Elisabeth Decker - 30. Mai bis 17. Juni 2018
Zwickauer Originale – Porträts
Grafiken und Gemälde aus der Sammlung
u. a. Carl Gottlob Mittenzwey, Max Pechstein, Hildebrand Gurlitt und Tatjana Lietz
Die Künstler
Zwickau wirbt mit dem Slogan „Automobil- und Robert-Schumann-Stadt“. Also: Moderne und Mobilität versus Romantik und Träumerei! Das Zusammenspiel und die Abhängigkeit von Wirtschaft und Kultur erfährt hier bereits ein vieldeutiges Bild. Mit Horch, Trabant und VW ist Zwickau früh Standort zur Herstellung von Fahrzeugen geworden. Dies prägt die Stadt wirtschaftlich als Industriestandort, als Arbeiterstadt – bis heute. Die Künstler HEIDI SPECKER (geb. 1962 in Damme) und MATTHIAS HOCH (geb. 1958 in Radebeul), die bereits viele Orte der Welt erkundet haben, begeben sich auf die Suche nach Bildern und Symbolen der „Automobil- und Schumann-Stadt“ – mit entsprechend unterschiedlichen fotografischen wie konzeptionellen Ansätzen und Fragestellungen. Matthias Hoch begleitete den aktuellen Prozess in der Automobilproduktion fotografisch. Hochs Sicht von außen auf den hochtechnisierten Produktionsort mit seiner funktionalen wie kühlen Atmosphäre spiegelt die Herstellung eines der virilen Kult- und Prestigeobjekte des 20. Jahrhunderts, das derzeit einen massiven Wertewandel erfährt. Heidi Specker beschäftigt sich am Beispiel der Schumanns mit Kulturbildern, die überliefert werden und ebenfalls Rückschlüsse auf einen gesellschaftlichen Wandel zulassen. So zierte Clara Schumann von 1990 bis zur Einführung des Euro den 100 D-Mark-Schein. Genau 100 D-Mark leiteten zur Wende als „Begrüßungsgeld“ den gesellschaftlichen Umbruch ein. Hier zeigt sich der vielschichtige Zusammenhang von Gesellschaft und Individuum, von Geschichte oder Geschichtsschreibung und dem persönlichen Erleben. Der Wandel – wirtschaftlich und sozial – wird in kulturellen Codes überliefert, mit denen sich Hoffnungen und Träume verbinden, die gleichermaßen Brüche in Biographien bedeuten können. TILL EXIT (geb. 1962 in Karl-Marx-Stadt) beschäftigt sich mit der Stadt als Projektionsfläche für Utopien. Seine monumentale Skulptur verbildlicht die Visionen für einen zukünftigen Ort des Zusammenlebens ebenso wie die Suche nach den Kulturschichten, auf denen immer wieder „gebaut“ wird.
Programm
Das umfangreiche Begleitprogramm in einem von Till Exit eingerichteten Diskussionsraum ermöglicht, sich mit unterschiedlichen Formaten in Vorträgen, Konzerten, Workshops und Gesprächen über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Stadt auseinanderzusetzen. Unterstützt wird das Projekt durch die Gruppe „Zwickau 2050“, die sowohl aus freien Architekten als auch dem Stadtplanungsamt Zwickau besteht und ehrenamtlich in den Bereichen Stadtentwicklung und Stadtplanung arbeitet. Auf Initiative dieser Gruppe hat sich Zwickau am größten europäischen Ideenwettbewerb für Wohn- und Städtebau für junge Architekten (Europan) beteiligt. Die Preisträgerentwürfe werden hier vorgestellt.
- Kunstsammlungen Zwickau
Wann und wo
Kunstsammlungen Zwickau
Max-Pechstein-Museum
Lessingstraße 1
08058 Zwickau
24. März bis 17. Juni 2018