Auf dem Charlotten-Blog aus Berlin gibt es wieder ein sehr leckeres und schönes Rezept für eine Matcha-Himbeer-Tarte. Genau das richtige, um das blöde Regenwetter da draußen auszublenden.
Quelle aller folgenden Bilder und Texte: charlottenblog.blogspot.de/2012/02/auf-der-welle-mitgeritten-matcha.html
Auf der Welle mitgeritten: Matcha-Himbeer-Tarte
Eigentlich habe ich keine Zeit zum Backen. Aber wenn eine Idee den Kopf durchstreift, dann klopft sie solange an die Tür, bis ich sie hinauslassen muss. Ein wenig habe ich recherchiert und nur vage Hinweise gefunden. Ob Matcha, das ich vorher noch nie probiert hatte, denn mit Himbeeren, meinen Sommerfrüchten schlechthin, harmonieren würde, blieb mir bis zum Verkosten der Tarte ein Geheimnis. Klar, grünen Tee kenne ich, trinke ich und verarbeitete ich bereits in einer köstlichen Panna Cotta. Mit den Gefahren – zu viel, zu bitter – hatte ich also bereits Bekanntschaft gemacht. Matcha allerdings, gerade schwer angesagt in den heimischen Backstuben und Pâtisserien, war mir in Reinform noch nicht untergekommen. Was reizte mich? Die Farbe, natüüüüürlich. Also ab in den nächsten Asia-Supermarkt – und heraus kam ich mit hängendem Gesicht. Ausverkauft. Das gleiche in Teeläden und bei Feinkosthändlern. Ein Trauerspiel, das ich allein auf das Backen schob. Bis ich im Teegeschäft meines Vertrauens erfuhr, dass es nicht allein daran liegt. Matcha Latte mit oder ohne Chai, das seien die anderen Verdächtigen. War doch glatt an mir vorbeigerauscht.
Immerhin kam ich mit dem gewünschten Döschen Grünteepulver heraus und freute mich, aktiv werden zu können. Tapioka-Perlen hatte ich vor einem Jahr in einer Tarte untergebracht und sollten endlich wieder zum Einsatz kommen. Und schon die nächste Desillusionierung: Matcha und Tapioka, das Duo im derzeit hier in Berlin überall angesagten Matcha Bubble Tea. Da war wieder jemand schneller. Was soll’s. Ich kann mich doch auch mal im Wellenreiten üben und vom Trend mitreißen lassen. Deshalb gibt es heute eine Matcha-Himbeer-Tarte (facon Bubble Tea?).
Die Zutaten für eine Tarte mit 20 cm Durchmesser:
Für den Boden:
225 g Mehl
75 g Zucker
1 Prise Salz
100 g Butter, sehr kalt und in kleine Stücke geschnitten
1 Ei (Größe M), verquirlt
Für den Himbeerspiegel:
etwa 250 g Himbeeren, frisch oder angetaut
2 EL Zucker
2 TL Agar-Agar
Für die Matcha-Crème:
500 ml Vollmilch + etwas zimmerwarme Milch für das Matcha-Pulver
3 EL Zucker
70 bis 80 g Tapioka-Perlen, auch bekannt als (Perl)Sago (kleine oder große oder eine Mischung), entweder vor der Verarbeitung in kaltem Wasser eingeweicht oder trocken
3 gestrichene TL Matcha-Pulver
Zunächst Mehl, Zucker und Salz mischen. Danach die Butterstücke zugeben und mit den Fingerspitzen zu einer sandigen, bröseligen Masse verarbeiten. Danach das verquirlte Ei zufügen und alles zügig zu einem homogenen Teig verkneten. Im Kühlschrank mindestens 1 Stunden ruhen lassen.
Herausnehmen, kurz kneten und zu einem größeren Diskus formen (der Teig lässt sich nicht gut ausrollen). Die Form auskleiden, indem der Teig mit den Fingern ausgebreitet wird. Der Rand sollte etwa 4 cm hoch sein. Nach dieser etwas friemeligen Arbeit den Boden mit einer Gabel mehrmals einstechen. Die Form für 30 Minuten in den Gefrierschrank stellen.
Inzwischen den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. In den gefrorenen Teig Backpapier legen, mit Hülsenfrüchten bis an den Rand füllen und etwa 30 Minuten blindbacken. Papier und Hülsenfrüchte entfernen und noch etwa 10 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen und vollständig erkalten lassen.
Jetzt geht es an die inneren Werte.
Die Himbeeren mit dem Zucker in einem kleinen Topf zum Kochen bringen und sieden lassen, bis sie zerfallen sind und sich viel Saft gebildet hat. Durch ein feines Sieb passieren, den aufgefangenen Saft wieder in den Topf geben, zusammen mit dem Agar-Agar aufkochen und etwa 3 Minuten köcheln. Vom Herd nehmen und etwas erkalten lassen. Anschließend den Boden der Tarte gut bedecken. In den Kühlschrank stellen und vollständig abkühlen.
Für die Matcha-Crème die Milch in einem Topf mit dem Zucker zum Kochen bringen. Sind die Tapioka-Perlen nicht eingeweicht, werden zuerst die großen Perlen in die Milch gegeben und so lange gekocht, bis nur noch ihr innerster Kern hart ist (das sieht man daran, dass er weiß ist). Danach werden die kleinen zugegeben und alles zusammen unter ständigem Umrühren geköchelt. Das Umrühren ist sehr wichtig, da die Crème sonst am Topfboden anpappt und verbrennt. Insgesamt dauert das schon etwa 45 Minuten, ggf. muss zwischendurch etwas Wasser hineingegossen werden, da die Masse spürbar eindickt. Vom Herd nehmen.
Wer die Perlen vor der Verarbeitung in kaltem Wasser eingeweicht hat, gibt alle Größen gleichzeitig in die kochende Milch. Auch hier gilt, stetiges Umrühren verhindert das Anbrennen. Gekocht werden muss in diesem Fall nur, bis die Masse eindickt. Von der Herdplatte nehmen.
(Ich habe eine Mischung aus kleinen und großen Perlen verwendet und sie nicht eingeweicht. Das werde ich beim nächsten Mal anders machen: nur eine Größe und vorher einweichen. Denn die großen Tapioka-Perlen wurden nicht richtig weich, ich hätte sie in der Milch noch länger kochen müssen, von der dann aber kaum noch etwas übrig geblieben wäre. Hingegen sind die kleinen Perlen perfekt.)
Nun geht es für beide Varianten wie folgt weiter: In einer kleinen Schüssel das Matcha-Pulver in zimmerwarme Milch einrühren, bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind. (Auch da bin ich im Nachhinein schlauer, ich hatte das nämlich nicht gemacht, deshalb die kleinen grünen Punkte in meiner Crème.) Den Topf zurück auf die Herdplatte stellen und diese Matcha-Milch gut in die Tapioka-Crème einrühren. Sie wird nun grün. Etwa 5 bis 10 Minuten unter Rühren abkühlen, danach vorsichtig auf den Himbeerspiegel in der Tarteform geben. Glatt streichen und im Kühlschrank vollständig auskühlen lassen.
Tja, und nun verzieren. Eigentlich hatte ich frische Himbeeren geplant, auch wenn das, tststs, keine Saisonfrucht ist. Die Preise auf dem Markt haben mich dann allerdings dermaßen abgeschreckt, dass ich die restlichen tiefgekühlten Beeren mit etwas Zucker aufgekocht, passiert und mit Limettensaft zu einem festeren Gelee verarbeitet habe. Und das landete als Punkte auf der Tarte.
Mit der Optik bin ich zwar nicht zufrieden, meine Kreativhosen waren wohl in der Waschmaschine. Allerdings …
… finde ich die Kombination absolut großartig! Den grünen Tee schmeckt man sehr gut heraus, ohne dass er die anderen Aromen ins Abseits drängt. Mit der Himbeere, die, ich kann es nicht oft genug betonen, meine Lieblingsfrucht ist, harmoniert er ganz wunderbar. Dazu die cremige Milch und diese kleinen Tapioka-Perlen, eine kleine genussvolle Sonntags-Spielerei für meinen Gaumen. Ich muss mich selbst loben, das war die viele Arbeit und Ausdauer wert.
Immer wieder sonntags schieben wir ein virtuelles Stück hinüber zur Initiative Sonntagssüß, die, man glaubt es kaum, heute ihr einjähriges Jubiläum feiert. Schnell ist die Zeit vergangen, unzählige Kuchen, Tartes, Törtchen, Torten, Kekse, Desserts, Gebäcke, Waffeln und andere mehr oder weniger wilde Kreationen wurden an den letzten 52 Wochenenden aufgetischt.
Ein Streifzug durch die einzelnen Pinboards ist aufregender als jedes ratlose Überlegen vor der üppigen Tortentheke eines angesagten Oma-Cafés. Dieses Kribbeln, dieses Von-einem-Fuß-auf-den-anderen-hüpfen, diese allsonntägliche Ungeduld, dieses Süß-Entzugsgefühl, dieses Ich-kann-mich-nicht-entscheiden verdanken wir Julie, Katrin und Nina. Danke an die drei Mädels mit den Häubchen, die das appetitliche Angebot zusammenstellen und so verführerisch präsentieren. Danke dafür, dass an jedem Sonntag geöffnet ist und alle dem Süßen holden auf ihre Kosten kommen. Danke, dass unser süßer Horizont erweitert wird und wir neue Blogs kennenlernen dürfen. Danke für diese zauberhafte Idee!