Matavenero – Ökoromantik und Aussteigergemeinschaft

Von Andersmond
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Wäre ein Leben in Matavenero das Eure?

Wenn ich mich frage, ob ich mich in einem Leben dieser Art wohlfühlen würde, so weiss ich es bereits, denn ich WÜRDE mich wohlfühlen. Wenn sich gewisse Zweifel darin mischen, so ist dies vielleicht nur deshalb, weil ich bereits zuviel der Komfortzone verfallen bin und es viel Überwindung benötigt, um einen Schritt in diese Richtung wagen zu können.

Als ich das erste Mal von Matavenero hörte, einem kleinen Bergdorf in Leòn, im Nordwestspanien, war ich auf dem Jakobsweg unterwegs. Das Bergdorf befindet sich gar nicht weit davon entfernt. Ein alter Spanier hatte mir unterwegs davon erzählt, dass einige Verrückte Spanier und Europäer dieses einst verlassene Bergdorf wieder besiedelten und zu einer naturverbundenen und einfachen Lebensgemeinschaft formten. Bereits damals interessierte mich das kleine Dörfchen, hatte aber auf dem kräftezehrenden Weg keinen Sinn für Ab- oder Umwege.  Nun bin ich zufällig wieder darauf gestossen und egal, ob ich in der Lage wäre, einen Teil meines Lebens in dieser Form zu verbringen, es interessiert und fasziniert mich gleichzeitig.

Nachhaltiger Lebensstil und das Konzentrieren aufs Wesentliche

Ein nachhaltiger Lebensstil, eine Entschleunigung des Moments und des Daseins, die Nähe zur Natur und die Gemeinschaft untereinander sind die Säulen, die die Einwohner von Matavenero leben und glaubhaft vermitteln. Einst verlassen, baute die Gemeinschaft das Dorf wieder liebevoll auf. Mittlerweile verfügt Matavenero über eine Schule, eine Bibliothek, eine Bar, eine Bäckerei sowie ein Gemeinschaftshaus, in dem alle 14 Tage Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Trotz einer sehr lockeren Regelstruktur, muss es natürlich gewissen Regeln geben, die aber meist sehr ideologischer Natur sind.

Viel wichter als die Dorfstruktur finde ich aber den ideologischen Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit, des Bewegungsfreiraums für Kinder, die in mitten der Natur, abseits von Verkehrslärm und Schnelllebigkeit ihr Dasein als Kinder geniessen können. Den Kindern wird wertvolles Wissen aus der Natur mitgegeben, sie erleben live, wie ein gesunder Krautsalat wächst und geerntet wird, sie lernen, dass Kartoffel aus der Erde kommen und nicht aus einer Plastiktüte oder lernen, Steingärten zu bauen. Die Natur lehrt ihnen die Grundlagen, auf die jedes Kind das Anrecht hat, es live zu erlernen. In Matavenero ist dies noch drucklos, spielerisch und entschleunigt möglich. Das Allerwichtigste daran, das Kind darf und soll noch Kind sein. Es verbringt die Zeit mit anderen Kinder draussen in der Natur. Kinder spielen, ohne in den Kindergarten zu müssen, sie lernen, wie eine Blume aussieht, nicht aus einem Buch im Klassenzimmer, sondern live, Kinder behalten sich den Bezug und den Wert auf Essen und Trinken, grundlegende Lebenserfahrungen für eine gute Entwicklung. Ich find’s grossartig.

Folgend die  Youtube Reportage „I know a place“, das das ganze Projekt besser visualisiert und euch das Projekt besser vorstellen kann, als ich dies kann. Mein Artikel sollte und darf kein Reisetip werden. Aber vielleicht regt es Einige unter euch an, das Wesentliche in den Vordergrund zu stellen, das Leben so oft wie möglich zu entschleunigen und dem Alltagstrott entgegenzuwirken.

Stellt euch in euren Gedanken ein Leben dieser Art vor und stellt euch die Frage, ob die Bewohner von Matavenero nicht sehr viel mehr verstanden haben, um was es im Leben wirklich geht, als so Mancher von uns. Ich bin überzeugt, dass diese Lebensweise nicht der Vergangenheit angehört, sondern sehr viel Zukunft in sich trägt.

Herzlichst…

Andersmond

Bilderquellen:

www.matavenero.org

diariodeleon.es