Masseria Prosperi – Luxus Bauernhof und stilvollster Streichelzoo Apuliens.

Von Eva Grossert @HiddenGemReise

Auf Reisen verhält es sich häufig sowie mit Forrest Gump´s berühmten Pralinenschachtel-Zitat: Man weiß nie, was man bekommt. Und hast-du-nicht-gesehen entpuppt sich ein vermeintliches Highlight als Griff ins Klo.

Mit einer Portion Reiseerfahrung kann man dem gegensteuern und wenn man weiß, wo man nach Juwelen schürfen muss (siehe z. B. hier). Eine smarte Unterkunft ist schon die halbe Miete. Freilich bin auch ich trotzdem nicht vor Pannen gefeit. Irgendwas läuft doch immer schief.

Letztes Jahr Pfingsten in Apulien jedoch habe ich es geschafft: einmal im Leben alles richtig gemacht! Und ich würde es ganz genauso wieder machen – okay, vielleicht den Temperaturregler noch ein wenig nach oben schrauben. Wir haben eine perfekte Woche in Apulien verbracht. Ein vollendeter Trip, ein Gesamtpaket, bei dem einfach alles gestimmt hat.

Apulien – mehr Italien geht nicht

Apulien ist runtergebrochen soundso Italien „at it‘s best“. Es erfüllt jedes Klischee mit einem Klecks von Ibizas Boheme-Zwanglosigkeit obendrauf. Charmante Städtchen, hippe Unterkünfte, schlichtes Landleben, bäuerliche aber stilvolle Masserias (das ist in etwa wie eine spanische Finca – also eine ländliche Unterkunft mit Flair), ehrliche und frische Küche, lächelnde Menschen und ein azurblaues Meer – demzufolge heißt ein Strand in der Gegend sogar „Maldive del Salento“.

Irgendwann, wenn mich die Muse küsst, erzähle ich Euch noch mehr zu Apulien. Das Beste aber vorab für alle, die gerne ein wenig abseits der großen Touristenströme stromern: Apulien ist nicht überlaufen. Internationale Touristen und Reisegruppen (man denke nur an Amalfi oder die Cinque Terre) haben dieses adrette Stückchen Italien im Absatz des Stiefels noch nicht so recht entdeckt.

Also fahrt da hin, aber pssssst!

Voll mit Einheimischen wird es erwartungsgemäß nur im Juli und August. Wir finden Ende Mai, Anfang Juni noch menschenleere Strände und herrlich entspannte Städtchen vor.


Masseria Prosperi – Apuliens schickster Streichelzoo

Ein nicht unerheblicher Grund für diese gelungene Reise war neben des gewählten Reisezeitraums in der Vorsaison unsere Unterkunftswahl. Ich klopfe mir an dieser Stelle mal auf die Schulter. Treffsicher habe ich neben einem originalen Trullo auch den schicksten Streichelzoos Apuliens gefunden, die Masseria Prosperi, ein Designer-Bauernhof mit Hirn gestaltet und ökologischen Hintergedanken für den vollendeten Familienurlaub.

Eines sei aber vorweggesagt, wer mit Tieren auf dem Schoß nichts anfangen kann, braucht an dieser Stelle nicht mehr weiterlesen. Auch von Euren Kindern müsst Ihr Euch trennen können, denn die ziehen den ganzen Tag mit der Tierschar aus Hunden, Eseln, Hühnern, Pferden, Ponys, Katzen, Kaninchen, you name it, umher. Hauskatze Kamilla macht euch unter Umständen auch die Poolliege streitig.

Ich finde das herrlich. Zum einen liebe ich selbst Tiere und umso mehr Zeit blieb mir, mich mit dem schicken (ich krieg mich kaum ein) Interieur auseinanderzusetzen, in Bildbänden zu schmökern und ungestraft am Pool zu lungern.

Urlaub unter Freunden

Die Masseria Prosperi ist ein Schmuckstückchen und in der Region etwas ganz Besonderes. Kein Chichi, sondern ungezwungen mit Barfußgefühl. Genau so machen es die Hausherrin Mercedes und ihr Mann Antonio auch vor. Unverschämt stilvoll, galant und lässig bis in die Haarspitzen.

In ihrem klaren, aufgeräumten Stil hat Mercedes viele typisch apulische Akzente gesetzt. Sie legt in der Masseria Prosperi Wert auf die Slow-Philosophie mit Respekt und direkten Kontakt mit der Natur, in der sie eingebettet ist. Alles stammt aus der Region, auch die verwendeten Materialien.

Simplen Gegenständen hat sie neues Leben eingehaucht und in schöne dekorative Objekte verwandelt. Jedes der sechs Zimmer hat so seine einzigartige Note erhalten. Eines allerdings, die Aura einer neuen Ära des Landlebens –leicht, freundlich, hell, elegant – haben alle Räumlichkeiten gemeinsam.

Die Gastgeber, eine Bilderbuchfamilie, wohnen mit ihren beiden Töchtern gleich nebenan. Abends sitzt man (wenn man denn will) gemeinsam an einem Tisch und plaudert. In der Masseria Prosperi haben Antonio und Mercedes schon immer große Freundesrunden bewirtet. Antonio bereitet es noch immer Spaß, von Zeit zu Zeit abends in der Küche zu stehen und für die Hotelgäste apulische Menüs mit Zutaten aus dem Garten und dem nahen Meer zu zaubern.

Die Familie tut alles, damit man sich wie zu Hause fühlt und untertags besuchen Euch Hund und Katz. Ein Gefühl wie unter Freunden. Netter könnte die Gesellschaft wirklich nicht sein!

Wo die Aprikosen in den Mund wachsen

Auf den saftigen Wiesen (zumindest jetzt im Frühsommer) im Garten biegen sich die Bäume unter der Last der Früchte. Pfirsiche und Aprikosen braucht Ihr nur von den Ästen zu pflücken. Ein Segen für die Kinder, denn die vergessen vor lauter Aufregung um die Tierschaar ganz das Essen.

Hungern muss hier trotzdem keiner. Auf der Anrichte stehen kleine Leckereien rund um die Uhr bereit. Das Frühstück ist üppig und lässt keine Wünsche übrig.

Der Luxus der Einfachheit

Es wäre falsch zu sagen, die Masseria Prosperi sei luxuriös. Jedoch wäre es ebenso verkehrt zu behaupten, dem sei nicht so. Welcher Bauernhof verfügt schon über ein Türkisches Bad und zwei Pools (einen Außenpool und einen Innenpool mit Jacuzzi) und ist obendrein so geschmackvoll eingerichtet?
Der Luxus liegt viel mehr in dem Charme des Hauses, seiner Besitzer, der Lebensart und der Möglichkeit, diesen noch entspannten, echten Teil Italiens erleben zu dürfen.

Luxus ist auch, morgens von den Sonnenstrahlen geweckt zu werden, gemeinsam an einem Frühstückstisch mit frischen Früchten und hausgemachten lokalen Spezialitäten zu sitzen und jeden Tag aufs Neue freudig von den Tieren des Hofs begrüßt zu werden. Anschließend mit dem Fahrrad an den Strand zu radeln und dort im türkisblauen und glasklaren Meer zu baden – auch das ist Luxus.

Ich sehe das mit dem Preis – dem Manko, das ich bisher verschwiegen habe – daher so: Extravaganz hat seinen Preis und die darf man sich ruhig mal gönnen. Wo sonst kann man denn einen Bauernhofurlaub so stilvoll verbringen?

Ihr müsst das Haus auch nicht verlassen. Doch wenn Euch wirklich nicht mehr nach Katzen kraulen oder Ihr vom Pool abhängen längst tiefenentspannt seid, der nächste Strand, das nächste Restaurant und das nächste charmante Hafenstädtchen sind nur einen Katzensprung entfernt. Mercedes hält Fahrräder für die Gäste bereit und verrät selbstredend die besten Tipps.

Noch was:

Mercedes und Antonio betreiben noch eine zweite Herberge, die Masseria „Montalauro“. Sie sieht vielversprechend aus, wurde aber noch nicht von mir auf Herz und Nieren getestet.