Massagesessel für „überarbeitete Beamte“, dem Steuerzahler wird es freuen…

Von Fritze

Von Wolfgang Schlichting – Publizist + Buchautor

Wenn Sie bei einer Behörde in Brandenburg tätig sind, (ich habe bewusst nicht das Wort „arbeiten“ benutzt, weil Wellness Sessel nicht als Büromöbel gelten) und noch nicht per Rundschreiben von Ihrer Kulturministerin Martina Münch darauf hingewiesen wurden, dass Sie sich demnächst auf Wellness Sesseln der Superlative nicht nur Nacken und Rücken, sondern auch Hände und Füße massieren lassen und sich dabei mit einer Lichteffekt Brille und einem Supersoundsystem vom Stress befreien lassen können, sei es Ihnen hier verraten, eine 30minütige Sesselmassage pro Woche wird sogar als Arbeitszeit angerechnet.

Die Finanzierung der Massagesessel ist für das Land Brandenburg kein Problem, weil die Prachtstücke durch den Mengenrabatt zum „Schnäppchenpreis“ von 9.000,00 Euro (in Worten: neuntausend) pro Stück eingekauft werden. Wie viele Sessel Brandenburg für die ca. 34.000 Beamte und die 336.930 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gekauft hat, ist mir zwar nicht bekannt, aber die Stückzahl ist sicherlich nicht an einer Hand abzuzählen. Bisher sollen 138 „Testsitzerinnen und Sitzer“ der Staatskanzlei und aus zwei Ministerien bekundet haben, dass man nach 30 Minuten Massage mit Musik optimal entspannt ist.

Laut Herrn Ingo Decker ist die Anschaffung der Massagesessel eine Selbstverständlichkeit, so etwas gehört heute zum betrieblichen Gesundheitsmanagement, das den Mitarbeitern von immer mehr Firmen, sowie natürlich auch von Ämtern und Behörden angeboten wird, mich wundert allerdings, dass diese Wohltaten für Beamte und Bürokraten nicht öffentlich bekannt gemacht werden, denn meines Erachtens ist die Anschaffung der Luxus-Massage-Sessel nicht aus der Portokasse zu bezahlen.

Wenn sich 370.930 Brandenburger Beamte und Bürokraten mindestens ein mal pro Woche auf den Wellness Sesseln massieren und vom Stress entspannen lassen wollen und die Sessel lediglich an 5 Tagen pro Woche für jeweils 8 Stunden in Betrieb genommen werden können, weil sich die Beamten und Bürokraten nicht an Wochenenden und auch nicht in ihrer Freizeit massieren lassen wollen, müssen nach meiner Kalkulation mindestens 9.250 Sessel angeschafft werden und die reichen auch nur aus, wenn die Nutzer an den Sesseln Schlange stehen und keine Zeitverluste durch die Nutzerwechsel auftreten. Der Kaufpreis von 83,250 Millionen Euro hört sich zwar gewaltig an, ist es aber nicht, Brandenburg gibt pro Person lediglich rund 225,00 Euro aus, damit die Beamten und Bürokraten völlig entspannt Steuer- und Bußgeldbescheide berechnen können.