Schnecken!
Als ich vor ein paar Tagen so vor der Vitrine einer Bäckerei stand, unschlüssig, was ich eigentlich wollte ( ich weiss, das sind den Verkäufern die liebsten!), sprang mir die Auswahl an Schnecken ins Auge!
Da gibt es Puddingschnecken, Mohnschnecken, Kokosschnecken, die klassische Nussschnecke, und, nicht zu vergessen, köstliche Apfelschnecken, die wie Krapfen schwimmend im Fett herausgebacken werden (eins meiner Laster) !
Was für tolle Kreationen es heutzutage gibt! dachte ich.
Und weiter: ‘Wieso habe ich eigentlich noch nie Schnecken für meinen Blog bearbeitet?’
So suchte und schmökerte ich auf allen möglichen Internet-Seiten und in meinen Back-Büchern.
Bei Essen& Trinken, immer wieder für Inspirationen gut, fand ich, was ich gesucht! Und dann ging das muntere Schnecken-Backen los!
In meiner Kindheit, in den frühen Achtzigern, war der Genuss einer Schnecke ein Vergnügen, das an himmlische Dimensionen heranreichte.
Nach der allwöchentlichen Geigenstunde in der Rienösslgasse im vierten Wiener Gemeindebezirk bekam ich eine solche spendiert. Die Bäckerei war winzig und die Innen-Dekoration aus den fünfziger Jahren, die Auswahl an Backwaren beschränkte sich auf Brot, Semmeln und Kornspitze, der absolute Luxus im Repertoire waren die Schnecken und die Topfengolatschen. Take it or leave it.
Ich war ein treuer Fan der, zugegeben, enorm grossen Zimtschnecke.
Der Gipfel des selbstvergessenen Schlemmens war die Zuckerglasur, die den inneren Teil zu einem besonders saftigen Gusto-Stückerl machte!
Und weil der Genuss immer allzu schnell endete und die ganze Herrlichkeit unwiederbringlich verzehrt war, erinnere ich mich, dass ich meine Mutter fragte, ob wir so was auch mal zu Hause machen könnten.
Oh nein, das können nur Bäcker, meinte sie…
Und so hab ich, nach fast dreissig Jahren, hiermit, liebes Mütterchen, bewiesen, dass es doch möglich ist, sie zu Hause nachzubacken!
Du wirst mir jetzt von da, wo Du gerade bist, zulächeln, und verschmitzt eingestehen, dass Du Dir damals die Arbeit ( So eine Patzerei!) nicht machen wolltest…
Ist ja ok. Dafür schreib ich heute meinen Blog und backe und patze in meiner Küche an, so viel ich will!
Rezept für ca. 16 Marzipan-Schnecken:
Zutaten:
- 200 gr Topfen (Quark!)
- 100 gr Zucker
- 300 gr Mehl mit 1TL Backpulver mischen
- jeweils 5 EL Öl, Milch und Orangensaft
- 1 Päckchen Bourbon-Vanille-Zucker
- 3 Eier
- 300 gr Marzipan-Rohmasse
- 100 gr getrocknete Marillen (Aprikosen), gehackt
- 100 gr Mandeln
- 1 Orange unbehandelt
- 1/2 Tl Zimt
- Mandelaroma
- 50 gr Mandelblättchen
TEIG:
Die Schale der Orange abreiben. Für die Füllung beiseite geben und die Orangen auspressen.
Mehl, Backpulver, Zucker, Vanille und Zimt mischen, die Milch, den Topfen, Öl und Ei vermischen (mit der Küchenmaschine, wer eine hat) und alles zu einem glatten Teig verkneten.
Geht ganz flott!
Das Backrohr auf 160°C Umluft oder 180°C normal vorheizen.
Zwei Backbleche mit Backpapier vorbereiten.
FÜLLUNG:
Die Mandeln klein hacken und die Marillen in kleine Stückchen schneiden.
Für die Füllung das Marzipan klein schneiden oder ( dazu vorher in den Tiefkühler geben) reiben. Mit dem Mixer zu einer gleichmässigen Masse rühren.
Ich zerdrücke das Marzipan immer mit einer Gabel, in der Art wie man gekochte Erdäpfel zerdrückt, so geht’s am schnellsten!
Ein Ei trennen, das Eiweiss in ein Schälchen geben, es wird später gebraucht.
Das Eigelb, ein ganzes Ei, die Orangenschale, 6 Tropfen Mandelaroma, die in kleine Stückchen gehackten Marillen und die Mandeln in die Masse mixen.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche auf ein ungefähr 40×50 cm grosses Rechteck ausrollen.
Die Füllung gleichmässig drauf verteilen.
Aufrollen und 2 cm dicke Scheiben abschneiden.
Schön auf die Bleche legen.
Mit dem verquirlten Eiweiss bestreichen und mit Mandelblättchen (und eventuell ein wenig Rohrzucker) bestreuen.
Die Bleche nacheinander (so schreibt’s Essen& Trinken zumindest) backen, ungefähr 20 Minuten.
GLASUR (optional): Ich habe mir die Freude gemacht, eine Zuckerglasur zu machen.
Ein El Blutorangensaft und ungefähr 100 gr Staubzucker.
Sie soll eher dick als flüssig sein!
TIPP:
1. Wenn man die Schnecken mit Glasur macht: Damit es nicht so süss wird, kann man 50 Gramm weniger Zucker in den Teig geben.
2. Ich habe noch einen El Cointreau und Orangenblütenwasser in die Füllung gegeben, Rum ist auch gut!
Das Tüpfelchen auf dem i war der kostbare Rosenzucker, den mir meine liebe Ruth ( Ihres Zeichens übrigends Back-Fan, ohne jemals zu backen, Besitzerin einer ganz und gar jungfräulichen Designer-Küche- immer die gleichen Verdächtigen!- sowie treue und aufmerksame, einen Rechtschreibfehler kann ich mir nicht leisten, Leserin dieses Blogs ) zu Weihnachten geschenkt hatte.
Er passte so wunderschön zu den Marzipan- Schnecken und ihrer rosa Blutorangen-Glasur , wie fein und interessant das Rosen-Aroma! Ja, ein Quantensprung.
Er stand seit Weihnachten in meiner Küche, in hohen Lüften auf dem Küchenkasten seines ersten Auftritts harrend. Und siehe da, heute ist der Tag gekommen!
Vorsichtig, damit ja kein Zuckerkörnchen daneben fällt, habe ich ihn auf die Glasur gedrückt, placiert, fast wie ein Juwelier, der seine Edelsteine fasst.
Falls jemand sich fragt, wo man so etwas wohl herbekommt, hier die Adresse:
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