Nach Reinhard Marx, Kardinal-Erzbischof von München und Preising, ist der zwangsweise Abzug der “Kirchensteuer” auf Arbeitseinkünfte unsozial. Nicht nur der säkular denkende Mensch freut sich über jede, selbst späte Einsicht. Gleichwohl beisst sich der Prälat da wie die sprichwörtliche Katze in den eigenen Schwanz.
“Es ist allein eine Frage der Gerechtigkeit, nicht nur die Steuer auf Arbeitseinkünfte, sondern auch auf Kapitalerträge einzubehalten”, schwadroniert der Kardinal Marx. “Alles andere wäre unsozial”.
Nein! Die ganze sogenannte Kirchensteuer (Die eben nicht vom Staat, sondern von den Kirchen selbst als reine Mitgliedsbeiträgen von ihren jeweiligen ‘Gläubigen’ erhoben wird!) und alle -zig Sonderleistungen des Staates an die Kirchen sind unsozial! Seit der Französischen Revolution sind der Zehnt an die Kirche und deren Pfründewirtschaft abgeschafft. Nur in Deutschland geht das munter weiter. Nur die Formen haben sich geändert. Die Kirchen sollen die Politik zur Einzelabfrage der Banken und Versicherungen beim Steueramt gedrängt haben. Macht doch alles viel einfacher! Aber sollte man nach der eigenen Schrift Bank und Religion doch nicht lieber getrennt halten?
Mit seiner platten Behauptung, dass der automatische Kirchensteuer-Einzug kein Grund zum Austritt sei, liegt der Prälat von der Isar aber auch nach glatt daneben. Landauf landab beklagen sich kirchliche Amtsträger über eine „massive” Zunahme der Kirchenaustritte gegenüber dem Vorjahr. “Nach menschlichem Ermessen wird die Gesamtzahl 2014 höher liegen als 2013″, so höchst vorsorglich ein Vertreter der Catholica. Dabei ist das Vergleichsjahr das Jahr des skandalösen Prunkbau-Bischofs von der Lahn.
Es geht also immer noch schlimmer. Besonders die Senioren rennen den Kirchen davon. Ein Leben lang haben sie schon Steuer auf ihren Glauben zahlen müssen, und jetzt auch noch auf das von ihnen angesparte Geld für die Altersversorgung. Und das nennt der Primat von der Isar sozial!? Ungläubig verfolgen die Kirchenbehörden gerade die Entwicklung bei den Senioren, die doch ein Leben lang treue Schafe waren. Lag die Quote der über 65-Jährigen 2013 noch bei 2,9 %, stieg sie im zweiten Quartal 2014 um mehr als 150 %. Im April waren es dann 7,44 %, im Mai 8,23 % und im Juni 7,29 %. (Stuttgarter Nachrichten) Diese nüchternen Zahlen strafen die Aussagen des Kardinal Marx Lügen.
Aber das absurde, neu Finanzierungssystem droht obendrein auch noch brutal ungerecht zu werden. Denn liegen nämlich den Banken bis Ende August nicht alle Steueridentifikationsnummern ihrer Kunden vor, kann der automatische Abzug der “Kirchensteuer” für 2015 nicht flächendeckend starten. Also nicht für alle gleich in unserer Demokratie! Man ist gespannt, welche Starthilfe sich die Catholica da einfallen lässt.
Die Deutsche Bischofskonferenz, deren Anführer der Prälat von der Isar auch noch ist, lässt bereits kleinlaut verlautbaren, dass bei der Catholica die größte Austrittswelle ihrer Geschichte ins Haus steht.
Also, was denn nun?
Die beste Lösung liegt doch eigentlich auf der Hand: die unsoziale sogenannte Kirchensteuer einfach abschaffen. Dann können sich Staat und Banken endlich wieder ungestört auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren und müssen nicht als Büttel der Kirchen den zunehmenden Unmut ihrer Kunden abwehren. Nach seiner eigenen Aussage könnte selbst der Kardinal Marx gut damit leben.