Martin und Werner Feiersinger: Italomodern

Von Thomas_robbin

Der Architekt Martin Feiersinger beschäftigt sich gemeinsam mit seinem als Künstler tätigen Bruder Werner seit vielen Jahren mit der in Vergessenheit geratenen Nachkriegsarchitektur in Oberitalien. Eine Ausstellung in Innsbruck zeigt nun erstmals diese Bestandsaufnahme der italienischen Architekturszene der Nachkriegszeit mit ihren gegensätzlichen Gruppierungen und Haltungen. Zu sehen sind die Fotografien bis zum 18. Februar 2012.

Ausstellungsankündigung

„Unsere Schwerpunktsetzung ist zweigeteilt, entsprechend unserer Sichtweisen als Bildhauer und als Architekt: Einmal geht es um die skulpturalen Qualitäten der Gebäude, ihre Materialität und die verschiedenen Oberflächen, zum anderen um Raumbildung, funktionale Konzeption und die Einbindung in das Umfeld.“ (Martin und Werner Feiersinger)

Der Architekt Martin Feiersinger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der in Vergessenheit geratenen Nachkriegsarchitektur in Oberitalien. Ausgehend von umfangreichen Recherchen in Zeitschriften und Büchern der 1950er bis 1970er Jahre bereist er gemeinsam mit seinem Bruder, dem Künstler Werner Feiersinger, regelmäßig den norditalienischen Raum, wo nach Abschluss der notwendigsten Wiederaufbauarbeiten besonders viele eigenwillige und charakteristische Bauwerke entstanden. Denn es ist nicht die zeitlose Moderne, die Martin und Werner Feiersinger interessiert, vielmehr sind es Bauten, die klarer Ausdruck jener Phase des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs sind, in der man – mitunter heute naiv anmutend – an die architektonische Gestaltbarkeit der Zukunft glaubte. Ihr Fokus liegt auf Unikaten, auf experimentellen, wenn auch nicht unbedingt spektakulären Architekturen, die sie aufspüren und fotografisch dokumentieren. Über die Jahre entstand so eine umfangreiche Materialsammlung zu Projekten, die v. a. eines verbindet: ihre formale und konstruktive Mehrdeutigkeit.

Die Ausstellung „italomodern“ bietet nun erstmals einen umfassenden Einblick in diese Bestandsaufnahme der italienischen Architekturszene der Nachkriegszeit, ihrer gegensätzlichen Gruppierungen und Haltungen. Entlang einer thematischen Gliederung werden zahlreiche Projekte von Neorealisten, Rationalisten, Brutalisten und Organikern mittels aktueller Fotografien und neu gezeichneter Pläne vorgestellt. Die Bandbreite reicht von kleinen Wohnhäusern wie beispielsweise Gino Valles „Casa Rossa“ in Udine bis zu heute gigantomanisch anmutenden Wohnanlagen in Triest und Genua, von der maschinenhaften Architektur des Olivetti-Hotels „La Serra“ in Ivrea oder der Kirche „Mater Misericordiae“ von Angelo Mangiarotti und Bruno Morassutti in Mailand bis zu kühnen Konstruktionen und eigenwilligen Einzelwerken kaum bekannter Architekten.

Martin und Werner Feiersinger geht es jedoch nicht in erster Linie um eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Stilpluralismus im Nachkriegsitalien. Ausgehend von ihren jeweils spezifischen Arbeits- und Sichtweisen als Architekt bzw. als Bildhauer versuchen sie im subjektiven Blick wie in der „Zusammenschau“ die unterschiedlichen Qualitäten der einzelnen Gebäude sichtbar zu machen: ihre Vitalität und Energie, Atmosphäre, Leichtigkeit, Leidenschaft, Lebendigkeit, Utopie, Experiment, Maßstäblichkeit, Mehrdeutigkeit und Vielschichtigkeit.

Martin Feiersinger, geb. 1961 in Brixlegg; lebt und arbeitet in Wien. 1975 – 80 HTL für Hochbau, Innsbruck; 1981 – 86 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien; 1987 – 89 Studium an der Rice University, Houston; Mitarbeit in Innsbruck, Wien, Houston und Chicago; seit 1989 eigenes Büro in Wien; 2008 Publikation „Detours“ zur italienischen Nachkriegsarchitektur; 2000 Förderpreis der Stadt Wien für Architektur; 2004 Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen; 2004 Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs.

Werner Feiersinger, geb. 1966 in Brixlegg; lebt und arbeitet in Wien. 1984 – 89 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien; 1991 Chicago; 1991 – 93 Jan van Eyck Akademie, Maastricht; 1993 – 95 Rotterdam; 1999 Gastdozent an der École Nationale des Beaux Arts de Lyon; 2002 – 06 Universitätslektor an der TU Wien, Institut für plastische Gestaltung; 2006 – 08 Gastprofessor an der Universität für angewandte Kunst, Wien.

Quelle: aut. Architektur und Tirol

- Website des Architekten und Fotografen Martin Feiersinger
- Informationen zum Künstler Werner Feiersinger (Galerie Martin Janda)

Buchveröffentlichung

Zur Ausstellung erscheint im Springer Verlag die gleichnamige Publikation
„italomodern. Architektur in Oberitalien 1946–76“.

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Wann und wo

italomodern – Architektur in Oberitalien 1946 – 1976

aut. Architektur und Tirol
Lois-Welzenbacher-Platz 1
A-6020 Innsbruck

14. Oktober 2011 bis 18. Februar 2012