Marshall Lawrence - House Call

Marshall Lawrence - House Call

Wenn der kanadische Songwriter und Gitarrist Marshall Lawrence zum Hausbesuch kommt, dann freut sich der Experte über Songs eines der versiertesten akustischen Gitarristen der gegenwärtigen Bluesszene. Sein neues Album „House Call“ macht aber deutlich, dass für den Bluesdoktor die Texte und Geschichten der Songs noch viel entscheidender sind als sein Fingerpicking und Slide-Spiel. Das ist zeitgenössischer Blues, wie er sein soll: Politisch, ehrlich und immer voller Mut und Mitgefühl.

Wenn die Blind Boys of Alabama den „Factory Closing Blues“ anstimmen, dann ist das bei aller akustischen Eleganz so ergreifend, dass man bereit ist, sich der Demonstration anzuschließen. Selten in den letzten Jahren sind so eindeutig politische Bluessongs so überzeugend vorgebracht worden wie vom „Doctor of the Blues“ Marshall Lawrence hier auf seinem neuen Album.

Der promovierte Psychologe gehört zu den Musikern, die John Lee Hookers Spruch vom Blues als Heiler ganz ernst nehmen: Blues heilt den Musiker ebenso wie den Hörer, der sich von den Songs angesprochen fühlt. Hier ist also eher weniger der Platz für tiefgeistig abgehobene lyrische Eskapaden sondern für einfach alltägliche und allgemeingültige Geschichten. Über die Frau, die man einfach nicht verstehen kann als Mann, über den Tod, der am Ende alles Leben mitnimmt in seinem schwarzen Zug, die ewige Lust am Umherziehen ohne Nachdenken über die Folgen, die nächste Party am nächsten Samstag. Oder über die Reichen, die den Blues trotz all ihres Geldes eben doch bekommen: Im Elend, im Blues, sind sich die Menschen dann doch alle gleich. Auch wenn man die Trauer hinter dem Geld vielleicht besser verstecken kann. Das ist Blues, das war Blues schon vor Jahrhzehnten, so muss Blues heute und in der Zukunft gespielt werden, wenn man ihn ernst nehmen will: Tieftraurig ab und zu, aber oft eben auch wild voller Lebensfreude, voller Bezügen zum Mississippi der Frühzeit aber auch zum Country, zur aktuellen Folkmusik.

Dass Lawrence ein Faible für historische Gitarren hat, kann man hören - und im Booklet auch sehen: Diverse Dobros oder National Steels Gitarren kommen hier zum Einsatz. Unterstützt wird Lawrence auf „House Call“ vor allem von der Bluesharp von Dave „Hurricane“ Hoerl, Bassist Russell Jackson und Schlagzeuger Dwayne Hrinkiw. Und wenn es dem Sound dient, dann legt David Aide an der Hammond die einzigen „elektrischen“ Klangflächen zu einem der besten Akustik-Blues-Alben des Jahres 2013.
„House Call“ erscheint am 21. Mai 2013 und kann hierzulande am besten über CD Baby gekauft werden.


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