Marsforschung - Ist der Mars noch vulkanisch aktiv?

Der Planet Mars ist der erdähnlichste unter den Begleitern der Sonne. Weit verbreiteter Vulkanismus prägt seine Oberfläche – in mancher Hinsicht dem auf der Erde ähnelnd, aber auch mit ganz eigenem Charakter.
Aus: Sterne und Weltraum, Mai 2011
Eine der faszinierendsten Entdeckungen in der Erforschung des Mars waren wohl seine gigantischen Vulkane. Sie zeugen davon, dass der 4,5 Milliarden Jahre alte Planet eine äußerst aktive geologische Vergangenheit erlebt hat. Ihr Vorkommen konzentriert sich auf vier größere Regionen. Viele Fragen lässt die vulkanische Aktivität auf dem Mars aber noch offen: Wie sind die Vulkane verteilt? Ähneln sie den irdischen? Wann waren sie aktiv? Und ist auch heute noch Vulkanismus auf dem Roten Planeten möglich? Diesen Fragen widmet sich der Planetenforscher Thomas Platz in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift "Sterne und Weltraum".
Schon seit Jahrhunderten sind die irdischen Vulkane beliebte Forschungsobjekte. Ob auch außerhalb der Erde Vulkanismus auftritt, blieb hingegen lange Zeit ungewiss. Zwar richten die Astronomen ihre Teleskope seit 400 Jahren auf die Planeten des Sonnensystems, so auch auf den Mars. Aber auf der winzigen Scheibe des nur knapp 7000 Kilometer großen Roten Planeten, ließen sich nur spärliche Details erkennen. Immerhin ergaben sich einige Ähnlichkeiten zu unserem Heimatplaneten: So dauert ein Mars-Tag nur etwa 40 Minuten länger als der irdische, die Neigung seiner Rotationsachse ist fast gleich und an den Polen zeigen sich weiße Eiskappen. Die Einzelheiten auf seiner Oberfläche entzogen sich den menschlichen Beobachtungen aber noch weitgehend.
Die kurzen Vorbeiflüge der ersten Marssonden in den 1960er Jahren lieferten schließlich nähere Hinweise. Doch die zur Erde gefunkten Bilder zeigten noch keine Spuren der einstigen vulkanischen Aktivitäten, sondern bloß eine kahle, kraterübersäte Landschaft. Der Mars schien ebenso tot wie der Erdmond. Erst als in den frühen 1970er Jahren die ersten unbemannten Raumsonden den Mars aus einer Umlaufbahn erkundeten, enthüllte sich die wahre Struktur seiner Oberfläche.
Seit den Aufnahmen dieser ersten künstlichen Satelliten wissen wir, dass es auf der Marsoberfläche einst nicht nur flüssiges Wasser gab, sondern auch riesige Vulkane existieren. Ihre Größe übertrifft diejenige der irdischen Vulkane bei Weitem. Die ausgedehnteste und dominanteste Vulkanlandschaft des Mars ist die Region Tharsis. Dort liegt auch der höchste Vulkan, der Olympus Mons. Mit einer Höhe von etwa 24 Kilometern gegenüber seiner Umgebung ist er mehr als zweimal so hoch wie der größte irdische Vulkan Mauna Kea auf Hawaii, der sich rund zehn Kilometer über den Meeresgrund erhebt. Er trägt zu Recht den Titel "Höchster Vulkan des Sonnensystems".
Da die Profile der Marsvulkane an einen liegenden Kampfschild erinnern, spricht man bei dieser Art des Vulkanismus von Schildvulkanen. Die Vulkane auf dem Mars und auf der Erde ähneln sich in ihrer Form und chemischen Zusammensetzung. Über längere Zeiträume hinweg floss Magma aus der Tiefe als Lava an die Oberfläche und trat schließlich im Gipfelbereich oder an den Flanken des Vulkans aus.
Thomas Platz und seine Forscherkollegen kamen zum Schluss, dass der Großteil des gesamten geförderten Magmas in einem relativ kurzen Zeitraum, der nur wenige 100 Millionen Jahre dauerte, an die Oberfläche gelangte. Dieser Prozess soll vor vier Milliarden Jahren, als der Mars noch jung war, stattgefunden haben. Nach dieser Hauptphase klang der Vulkanismus zwar ab, vulkanische Eruptionen gab es aber dennoch bis „vor Kurzem“. Einzelne Lavaströme am Olympus Mons sind weniger als zwei Millionen Jahre alt. Noch gab der Mars aber nicht all seine Geheimnisse preis: Ob seine Vulkane endgültig erloschen sind oder sich vielleicht nur in einer Ruhephase befinden, ist weiterhin unklar.

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