Marrakesch Teil 2 – Stadt der Gegensätze oder zwischen Himmel und Hölle

koutubia panorama

* Fortsetzung Tag 1 – 21.10.2015 * 

Teil 1 findet Ihr hier

Im Fashion Hotel angekommen, kam direkt jemand um unsere Koffer hinein zu tragen. Ab ins Bett wäre jetzt eine Gute Idee. Da es in Marokko aber erst 18.30 Uhr war, war es irgendwie keine wirkliche Option. Also desinfizierte ich erstmal das komplette Hotelzimmer, wie ich es immer tue. Alles was wir anfassen könnten oder anderweitig nutzen würden. Zum Glück lag unser Hotel direkt an einer Hauptstraße in der Neustadt. So konnten wir uns danach noch ein wenig umsehen.

Fashion Hotel.jpgHotel Fashion

Das Wetter war toll, wir konnten Problemlos in T-Shirt los. Kennt Ihr das, wenn man in einem fremden Land steht  und die ganzen anderen Gerüche wahrnimmt? Gerade in warmen Gefilden fällt mir das immer wieder auf. So sog ich erstmal die Nordafrikanische Luft tief in meine Lunge um den Geruch tief in mir aufzunehmen. Ich liebe es so sehr!

Gueliz brunnenBrunnen in Guéliz

Wir gingen in eine Mall im Stadtteil Guéliz (Neustadt) namens Carre Eden. Wir suchten nach einem Supermarkt um uns mit ein paar Kleinigkeiten einzudecken, den fanden wir im Untergeschoss. Dirham (MAD) hatten ich schon in Hamburg geholt. Ich empfehle es Euch jedoch nicht, da ich im Nachhinein erfuhr, dass es verboten ist, Marokkanisches Geld ins Land einzuführen. Die Ausfuhr ist auch nicht erlaubt. Herrje, was hatte ich Angst am Flughafen.

CarrefourObst und Gemüse in Hülle und FülleSupermarktHonigmelonen in der Größe eines Medizinballs

Da wir aber auch hungrig waren, wie Hyänen, suchten wir nach einem Restaurant, in dem man Tajine bekommt. Mir war es einfach wichtig, kulinarische Spezialitäten des Landes zu probieren. Mein Vegetarier hätte auch eine Pizza von Domino’s in der Mall gegessen. Das kam für mich aber so gar nicht in Frage. Ein paar Häuser neben unserem Hotel fanden wir das Café La Comédie. Hier stärkten wir uns nach der langen Anreise erstmal. Dann schlenderten wir wieder zum Hotel und ließen den Abend in Ruhe ausklingen.

Fash zimmerHotelzimmer

Tag 2 – 22.10.2015

Am nächsten Morgen ging der erste Weg zum Frühstücksraum. Hier stärkten wir uns bevor es los ging in Richtung Medina (Altstadt).  Der Weg dorthin war einfach und die Umgebung war auch wirklich schön. Obstbäume säumten die Straßen. Orangen, Zitronen, Datteln aber auch Olivenbäume waren überall zu finden. Die Architektur der Häuser verzauberte mich. Der Verkehr war wie erwartet chaotisch und laut. Alle paar Minuten wurden wir angehupt, weil uns ein Kutscher oder Taxifahrer einsammeln wollte.

Orange 2OrangenbaumDattelnDattelpalme

Irgendwann kamen wir an der Koutoubia Moschee vorbei. Diese ist sehr imposant und hat obendrein noch eine außergewöhnliche Geschichte. Da das Gebäude nicht korrekt in Richtung Mekka ausgerichtet war, wurde es wieder abgerissen und nebenan wieder neu aufgebaut. Die Reste des ersten Gebäudes sind noch da. Auf den ersten Blick sieht es dadurch aus, wie ein Friedhof.

Hier trafen wir auf einen älteren Herren mit einem Tablett voller Makronen. Er war sehr  freundlich. Er fragte uns woher wir kommen und packte gleich all seine Deutschbrocken aus. Das fand ich sehr süß. Kaufen wollte ich aber nichts. Er unterhielt sich also ganz beiläufig und scheinbar sehr interessiert mit mir. Nebenbei versuchte er immer wieder mir seine Makronen anzudrehen. Ich wollte nicht, ich war noch satt vom Frühstück. Irgendwann habe ich nicht aufgepasst und schwupps hat er mir dieses Gebäck sehr geschickt in die Hand geschmuggelt. So schnell konnte ich nicht mal gucken. Er machte keine Anstalten Geld zu wollen. Als mein Vegetarier sich uns näherte, tat er dasselbe mit ihm. Er wirkte wie jemand, der zur Moschee gehörte. Wir redeten noch kurz mit ihm, dann ging er davon um direkt wieder zu kommen und Geld zu verlangen.

Oh je, nun bin ich also doch auf so etwas reingefallen. Ich hoffte es bleibt auch das letzte mal.

Koutubia vorneKoutoubia Moschee

Wenn man an der Moschee steht, braucht man nur noch die Hauptstraße überqueren und schon riecht man ihn, den berühmten Marktplatz Djemaa el Fna. Auch bekannt unter dem Namen „Platz der Verstorbenen“ Der Duft rührt vom Dunst der Pferde vor den zahlreichen Kutschen und nicht von den bekannten Gewürzen. Geht man etwas weiter steht man mitten drin, im bunten Treiben der Gaukler, Händler, Bettler und Tier-Ausbeuter.

Was mich tatsächlich am Meisten erschreckte und tief erschütterte war, dass die Tiere völlig verhaltensgestört waren, die sengende Hitze in der sie stehen mussten machte ihnen zu schaffen. Viele Pferde hatten offene Stellen in denen Fliegen saßen.

Djemaa el Fna TagDjemaa el Fna

Der Platz ist sehr laut und gleichzeitig hat man das Gefühl, man wäre in einer anderen Welt. Sofort wurden wir angebettelt, jeder wollte uns Affen in dümmlichen Kostümchen oder sedierte Schlangen auf die Schultern setzen. Frauen kamen auf mich zugestürmt und wollten mir die Hände mit Henna bemalen. All das hat mich tatsächlich überfordert ohne, dass ich es bemerkt hätte.

Eigentlich wollte ich doch nur einen Orangensaft, von dem uns die mit uns in Weeze gestrandeten Leute erzählt hatten. Die Säfte hier sind sehr lecker und günstig, Man sollte aber nicht den Fehler machen und einen mit Zitronensaft gemischten Saft und einen Becher zum mitnehmen bestellen. Das kostet nämlich gleich 25 MAD (€2,50) statt der üblichen 4-5 MAD (40-50 cent).

Dann sind wir durch die Souks gelaufen um die frühere Koranschule Medersa Ben Youssef zu besichtigen. Himmel, also Stadtpläne für die Medina könnt Ihr gleich in die Tonne treten, es ist einfach kaum möglich diese zu verstehen. Durch dieses Labyrinth kommt man nur mit Tricks ohne sich zu verlaufen. Merkt Euch Dinge, die Außergewöhnlich sind. Es gibt weder Straßennamen, noch Straßenschilder, geschweige denn irgendwelche Nummern an Häusern oder in den Straßen. Zudem sieht auch noch alles gleich aus.

Koranschule ben youssefInnenhof der Koranschule Medersa Ben Youssef

Das schlimmste daran ist allerdings der Umstand, dass viele Einwohner, einem vermeintlich helfen wollen. Besonders penetrant sind hier die Kinder. Sie rufen einem zu, dass man auf dem falschen Weg sei, obwohl sie nicht einmal wissen, wohin man eigentlich möchte. Lasst Euch dadurch nicht verunsichern und versucht Euch auf Euer Gefühl zu verlassen. Es gab einen Film, der das ganz gut gezeigt hat. Der Name des Films war Scam City Marrakesch. Dort haben die Leute in den Interviews sogar erzählt, dass sie es lustig finden, die Touristen auf den falschen Weg zu lotsen. Den hätte ich gern hier verlinkt, leider ist er bei Youtube noch zu finden aber in Deutschland nicht mehr anzusehen. Sollte jemand einen Proxy Browser haben, könnt Ihr mal gucken ob es Euch gelingt. Den Link findet Ihr hier. Der Film ist toll und zeigt Marrakesch wie es ist. Eben nicht immer nur die tollen Seiten, sondern mal die ganze Abzocke, die dort vorherrscht. Auch die Masche wie die Portemonnaies geklaut werden, ist sehr interessant. Aber ich schweife mal wieder ab….

In der Koranschule angekommen schauten wir uns um. Architektonisch war sie, wie viele Bauwerke in Marrakesch, einfach nur wunderschön. Was ich schade fand war, dass die Räume nicht beschriftet waren und an vielen Stellen der Putz von der Decke kam. Leider lagen in manchen Räumen auch Zementsäcke achtlos in den Ecken. Man ist dadurch, dass es nirgendwo etwas zu Lesen gibt sehr schnell durch. Der Eintritt ist mit 20 MAD (€ 2,-) recht günstig.

Koranschule FensterBlick aus dem Fenster

Genau gegenüber ist ein weiteres Museum, dass wir gern besichtigen wollten. Das Musée de Marrakech hat vorne ein nettes Café. Wir gingen in das, für Marrakeschs Verhältnisse, recht teure Museum (50 MAD/€ 5,-) und der Eintritt in die Haupthalle ließ mir einen Augenblick den Atem Stocken. So ein Prunkvolles Inventar habe ich selten gesehen. Ich konnte allerdings auch kaum noch laufen. Meine Knie schmerzte und ich ließ die Ausstellung aus. Dafür saß ich dann eine Weile in der Halle und genoss die Schönheit. Danach tranken wir noch etwas im zugehörigen Café.

musé de marrakechMusée de MarrakechMusée de marrakechMusée de Marrakech

Als wir wieder raus kamen, fiel mir auf, dass dort Gewürze ausgebreitet lagen. Irgendwie kaum vorstellbar im sterilen Deutschland. In direkter Umgebung gab es noch eine Sehenswürdigkeit, Koubba Almoravid, eines der ältesten Gebäude der Stadt. Gegen die Besichtigung entschieden wir uns aber, da ich einfach nicht mehr konnte und ein Foto von außen uns auch gereicht hat. Das Ticket bekommt man übrigens auch als Kombi mit dem Ticket für die Medersa Ben Youssef.

gewürze medinaGewürzeMedinaKoubba Almoravid

Auf dem Rückweg in die Neustadt machten wir noch einen Abstecher in den Cyber Park. Das ist der Ort an dem die Jugend Marrakeschs sich herumtreibt, denn hier gibt es kostenloses W-Lan. Junge Liebende treffen sich hier zwischen einer wunderbaren Flora und Fauna. Die Katzen hier sehen wohlgenährt aus und sind auch noch zutraulich. Aber selbst hier gibt es Leute, die sich neben einen setzen und versuchen mit irgendwelchen angeblichen Freundlichkeiten Geld aus den Touristen zu pressen. Lasst Euch nicht einwickeln und nehmt nichts an. Egal was es ist und wenn es nur Hilfe mit dem Stadtplan ist. Das kostet, verlasst Euch drauf. Ein junges Paar hat diesen Fehler gemacht. Die waren genauso überfordert wie ich am Tag zuvor. Wir nutzten die Gelegenheit WhatsApp, Emails, Facebook usw. zu checken.

cyber parcCyber Park2015-10-22 16Cyber Park

Abendessen gab es an diesem Abend im Café Elite in Guéliz. Danach gingen wir noch in den Supermarkt, besorgten Getränke und ein paar Kleinigkeiten. Den Abend lißen wir dann vor dem TV ausklingen.

Tag 3 – 23.10.2015

Am nächsten Morgen liefen wir nicht in Richtung Medina, sondern entgegengesetzt. Wir wollten die Menara Mall ansehen. Auf dem Weg bemerkten wir, dass wir vom Flughafen sogar zu Fuß zum Hotel hätten gehen können. Die Häuser sahen hier sehr viel luxuriöser aus als im restlichen Marrakesch. Die Hotels in der Umgebung gehören auch eher in das Luxus Segment. Auf dieser Seite der Stadt ist auch das Royal Theatre und der Hauptbahnhof von Marrakesch zu finden.

Weg menara mallHauptbahnhof

Garten weg menara mallGarten auf dem Weg zur Menara Mall2015-10-23 12Kunst

Ich wollte unbedingt eine Dattel vom Baum probieren, da es diese ja in Hülle und Fülle gab. Leider haben die Dattelpalmen einen entscheidenden Nachteil. Sie sind irre hoch. Ich kam einfach nicht dran. Eine Olive war jedoch in Reichweite und so probierte ich diese ohne nachzudenken. Dumme Idee, ich weiß es ja eigentlich aber „Wer nicht hören will, muss fühlen“ ist manchmal eben doch Programm. Verdammt, war das eine bittere Erfahrung. Im selben Moment, in dem ich rein biss, spuckte ich auch schon wieder alles aus. So schnell konnte ich nicht mal gucken. Iiiiiih dieser Geschmack und das stumpfe Gefühl im Mund….

Olivenbaum.jpgOlivenbaum oder der Übeltäter

Unterwegs liefen wir an Kamelen vorbei, wurden wieder von vielen Marokkanern angehupt und wieder wollten wir weder Kutsche noch Taxi fahren. Die armen Tiere taten mir so leid, dass ich fast geweint hätte, jedes Mal wenn ich sie mit den dümmlich grinsenden Touristen im Wagen sah. Das nagte den kompletten Urlaub an mir. Ich verstehe einfach nicht, wie man Tiere so behandeln kann. Langsam begann ich schon Kutscher und Fahrgäste inbrünstig zu hassen.

Die Menara Mall war noch nicht ganz fertig und viele der Läden waren noch nicht vollends eingerichtet oder überhaupt vergeben. Der Mix aus Moderne und Tradition ist absolut genial. Die obere Etage besteht aus einem Kinder Indoor Spielplatz und einer Rooftop Terrasse auf der die Gäste das Essen der Fressmeile verzehren können. Die Aussicht ist atemberaubend. Direkter Blick auf das Atlas Gebirge und den Flughafen sind garantiert. Zum Ende gab es hier noch eine Stärkung.

Menara Mall2Menara Mall Haupteingang

collage MenaraLuxusaustattung traditionell Menara Mall collageModerne Elemente der Menara Mall

Da wir schon auf der Ecke waren ging es zum Anschluss in die Menara Gardens (Jardin Menara). Hier versammeln sich die Bürger massenhaft zu Picknicks. Aber auch Liebespaare gibt es hier wieder zur Genüge. Ich möchte ehrlich nicht wissen, was da zwischen den vielen Olivenbäumen so alles passiert, denn es ist ein riesen Grundstück mit sehr vielen versteckten Ecken.

Das Prunkstück ist ein Wasser Reservoir, mit Hydraulik um die Olivenbäume zu bewässern und der zugehörige Pavillon. Ich habe gehört, dass ein Sultan diesen erbaut hat um dort Jungfrauen zu vernaschen. Wenn diese ausgedient hatten, soll er sie ins Wasser gestoßen haben. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen aber was ich beurteilen kann ist, dass es ein schmutziger Tümpel, mit jeder Menge toten Fischen, ist. Von dort würde ich keine Oliven essen wollen. Die Ernte war aber in vollem Gange.

collage menara gardensMenara Gardens

Abends aßen wir im Hotel erstmal Dinge die wir unterwegs im Supermarkt gekauft hatten. Brot, Oliven und andere leckere Dinge. Danach trieben wir uns noch in der Neustadt rum. Am Brunnen nahe unseres Hotels war eine Bühne für den Danone Nations Cup aufgebaut. Dort gab es einen DJ und viel Musik. Menschen tanzten und feierten. Das war wirklich toll zu beobachten. Am meisten gingen die Leute ab auf den bereits 5 Jahre alten Shakira Song Waka Waka.

danone nations cupBrunnen in Guéliz am Danone Nations CupNeustadtMoschee in Guéliz

Wie ich die restlichen tage verbracht habe und wo wir noch so gelandet sind werdet Ihr demnächst zu lesen bekommen. Ich hoffe es war soweit schon mal hilfreich.

Bis demnächst!


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