In patriarchalischen Soziotopen sind markige Sprüche meist von LTI geprägt. Was uns – eigentlich – nicht überraschen sollte, denn nie zuvor und nie danach war die Deutsche Sprache zackiger als unter den Nazis, nie waren gedankliche Strukturen stärker von emotionslosen Männern geprägt.
Wirklich solidarischer wäre die öffentliche Mitteilung “Wir sind mit der Suspendierung unseres Kapitäns nicht einverstanden!” – aber dazu war die “Gefolgschaft” offensichtlich zu feige. Und der Spruch “Ein Kommandant, eine Besatzung, ein Schiff” ist – semantisch betrachtet – pathetischer Unsinn. Ein prädikatloser Sprachkonstrukt ohne Aussage, dafür aber markig und im schönsten Wehrmachtsdeutsch abgefasst. Reichkriegsflottenmäßig.
Es ist ein Spruch, der dem Einzelnen helfen soll, sich vor Verantwortung zu drücken. Jeder Betrachter kann sich das Seine denken, obwohl mit dem Bild nichts (aus)gesagt wurde. Nichts von Belang. Nichts, wofür man sich erklären müsste, sollte man die Meinung wenden.
Darüber hinaus ist die Reihenfolge der Satz-Subjekte etwas durcheinander geraten.
Richtiger wäre:
“Eine Besatzung, ein Schiff, ein Kommandant!”
Hinten mit Ausrufezeichen! – So hatte es sich bewährt! – !
“Ein Volk, ein Reich, ein Führer!”
Nun fehlt dem Gorch-Fock-Bild nur noch die Losung “Unsere Ehre heißt Treue!” oder “Du bist Gorch Fock!” – und den Führer würde es freuen, könnte er es wissen.
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Anmerkung in eigener Sache:
Erst als ich das Foto sah, wurde mir klar, dass auf der Gorch Fock wirklich etwas nicht in Ordnung ist. Bis dato hielt ich allen Lärm für Quoten-Rummel.
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