Only Revolutions ist kein einfaches Buch. Keins, das man mal so eben zwischendurch lesen kann. In der Bahn zum Beispiel. Wäre auch etwas umständlich, denn der Verlag empfiehlt, es nach jeweils acht Seiten zu wenden und von der anderen Seite weiterzulesen.
Erzählt wird die Geschichte von Sam und Hailey, zwei sechszehnjährigen Ausreißern; und zwar einmal von Sam und einmal von Hailey – daher auch die Wendemanöver. Die beiden sind auf dem Weg quer durch die USA, quer durch die Zeit – die Geschichte beginnt bei Sam 1863 und endet bei Hailey zweihundert Jahre später. Wie das geht? Weil sich beide geschworen haben für immer 16 zu bleiben, darum. Eine Liebesgeschichte jenseits aller Klischees, jenseits von Romeo und Julia.
Es dauert eine Weile, bis man sich mit Mark Z. Danielewskis Sprache anfreunden kann, bis man in die Geschichte eintaucht und begreift, worum es überhaupt geht. Die Sprache erinnert eher an Lyrik als an Prosa, die Sätze sind oft unvollständig, abgehackt, die Sprachbilder dafür umso gewaltiger. Wer sich auf die Schönheit dieser Sprache einlassen kann, wird Only Revolutions sehr genießen, denn oft beruht das Wesentliche der Geschichte nur auf seiner Wortgewalt. Vielleicht trifft die Bezeichnung lyrischer Roman es am ehesten – aber eigentlich kann man keine Schublade für dieses Buch finden.
Die Arbeit der Übersetzer Nora Matocza und Gerhard Falkner möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben und loben. Sie hatten es nicht leicht, denn der Autor wollte es so, dass jede Doppelseite aus vier Blöcken à 90 Wörtern besteht – 4 mal 90 = 360, die volle Umdrehung eines Kreises. Hier die richtigen Wörter zu finden, um auch in einer anderen Sprache, als die vom Autor gedachte, diese Bilder entstehen zu lassen, das ist Übersetzungskunst in Vollendung.
Und so macht genau diese Gestaltung das Buch zu etwas besonderem. Die beiden Versionen nähern sich langsam einander an, treffen sich kurz in der Mitte um dann jeder zum jeweils anderen Ende fortgesetzt zu werden. Ein ewiger Kreislauf, genau wie die Liebe zwischen Hailey und Sam.
Wie schon Danielewskis Debütroman Das Haus – House of Leaves ist Only Revolutions ein gestalterisches Highlight, ein Buch von außerordentlicher Schönheit – und das nicht nur von außen.
Gebundene Ausgabe: 365 Seiten, erschienen bei Klett-Cotta, März 2012. Aus dem amerikanischen Englisch von Gerhard Falkner und Nora Matocza, Originaltitel: Only Revolutions. A Novel.
ISBN: 978-3608501230