Es ist soweit, seit heute habe ich meine 20ger hinter mich gelassen. Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halte, aber es ist ja nicht so, als hätte man da ein Wörtchen mitzureden. Dafür bekomme ich aber lauter Geburtstagskuchen. Imaginäre und solche aus Sand und Claire singt mir dabei: „Butagkind, Butagkind“! Das ist so zuckersüß, es könnte keinen schöneren Geburtstagskuchen für mich geben!
Wovon ich aber sehr viel halte, ist mein Geburtstagsessen! Marillenknödel gibt es für mich seit eh und je und meine Mutter macht die allerbesten! Nicht, wie man sie in Wien bei manchem Heurigen (Wein Lokale) bekommt aus Topfenteig (Quark), sondern aus Kartoffelteig. Sie hat ihr Rezept von meiner lange verstorbenen Wiener Oma und spätestens ich sorge hiermit dafür, dass es in die Geschichte eingeht.
Marillen ist österreichisch für Aprikosen. In Österreich werden sie kübelweise (eimerweise) verkauft und es kann passieren, dass man sich auf der Straße mit Unbekannten, meist älteren Damen, darüber austauscht, was man damit vorhat. Das, bei meist strahlendem Sonnenschein, macht schon im Voraus gute Laune!
Kartoffeln esse ich nicht mehr so oft. Sie stopfen leider nur kurzfristig, halten nicht zu lange satt. Sie liefern trotzdem wertvolle Nährstoffe, die ich vor allem Claire nicht egoistisch vorenthalten will. Außerdem tausche ich Weizen gegen Dinkel und Zucker gegen Kokosblütenzucker oder Ahornsirup aus. Bei uns waren Marillenknödel immer schon eine Hauptspeise, wobei die Gemüsesuppe davor noch heute Programm ist.
Nachdem ich mit 19 von zuhause (Bergisch Gladbach) weg und nach Wien zum Studieren gezogen bin, kochten mir meine so lieben Freundinnen Marillenknödel oder ich schmiss Marillenknödelgeburtstagspartys.
Zugegeben, die Knödel sind eher aufwändig, aber einmal probiert, wird das Rezept garantiert jeden Sommer wieder integriert. (Abgesehen davon, dass man die gekochten Knödel ohne Paniermehl wunderbar einfrieren kann.) Kaum ist die Aprikosensaison vorbei, gibt es sie bei meiner Mutter mit Zwetschgen (Pflaumen) und bei meiner Oma gab es sie sogar mit Ribisln (Johannisbeeren). Selbst kleinere Pfirsiche funktionieren, auch wenn sie für den feinen Teig fast zu dominant schmecken.
Habt ihr auch ein Geburtstagsessen?
Marillenknödel
reicht für etwa 7-9 Stück, je nach Dicke des Teiges, wobei bei uns jeder Erwachsene etwa 3 Stück als Hauptgang isst
Original wird Butter verwendet, die sich aber gut durch (mildes) natives Kokosöl austauschen lässt. Ich gebe Butter in den Teig, aber Kokosöl in die Panade. Ich habe die Knödel noch nicht mit 1 Leinsamenei gemacht um das Ei zu ersetzen, kann mir aber vorstellen, dass das gut klappt. 1 Leinsamenei bedeutet 3 TL geschrotete Leinsamen in 3 TL Wasser 5 Minuten quellen lassen. Alternativ zu Dinkelgries kann auch Dinkelmehl Typ 1050 statt des Dinkelmehls Typ 630 verwendet werden.
Da sich das fertig gekochte, noch nicht panierte Knödel super zum Einfrieren eignet, empfehle ich gleich die Doppelte Menge oder mehr.
Ihr braucht:
500g mehlige Kartoffeln
schätzungsweise 7 Marillen (Aprikosen), da das aber auf die Größe ankommt, sollten besser mehr vorrätig sein
etwa 200g Dinkelmehl Typ 630, evtl. mehr
2 EL Dinkelgries
1 Ei (alternativ 1 Leinsamenei)
schätzungsweise 100g Dinkelpaniermehl oder (Weizen-)Vollkornpaniermehl
etwas Salz
30g Butter oder natives Kokosöl (ich verwende geschmacksneutrales) für den Teig und
etwa 30-50g Butter oder Kokosöl für die Panade
Kokosblütenzucker oder Ahornsirup
Und so wird’s gemacht:
Die Marillen frühzeitig waschen, damit sie, wenn sie mit dem Teig in Berührung kommen, absolut trocken sind.
500g Kartoffeln kochen, schälen und mit einer Kartoffelpresse pressen.
Marillen halb aufschneiden, so dass der Kern entfernt werden kann, ohne dass die beiden Hälften getrennt werden. (Original kommt jetzt ein Würfelzucker an die Stelle des entnommenen Kerns, ich verzichte darauf.) Beiseite stellen. (Wer Pflaumen verwendet, lässt den Kern drin.)
Eine Unterlage mit Mehl bestäuben, 150g Dinkelmehl mit einer Mulde darauf verteilen und etwa 30g Butter, 1 Ei, 1 Prise Salz und 1-2 EL Dinkelgries in die Mulde geben. Mit den Händen kneten, bis der Teig nicht mehr an den Händen klebt. Dafür immer wieder weiteres Mehl hinzufügen, schätzungsweise 50-70g. Wie viel, hängt sehr stark vom Wassergehalt der Kartoffeln ab.
In einem großen Topf ausreichend nur leicht gesalzenes Wasser zum Kochen bringen.
Währenddessen den Teig zu einer etwa 5 cm dicken Rolle formen, davon fingerdicke Scheiben mit einem Messer abschneiden. Wie viel genau, hängt wieder von der Größe der Marillen ab, aber man hat den Dreh schnell raus. Jede Scheibe mit einer entkernten Marille füllen und mit mehligen Händen zu Knödeln formen.
Die Knödel in das kochende Wasser einlegen und köcheln lassen, bis sie an die Oberfläche kommen und sich mit einem Anstupser drehen lassen. Die Knödel sofort aus dem Wasser nehmen und in Dinkelpaniermehl (siehe unten) wälzen. Mit einem Dampfgarer ist das Kochen noch einfacher. Die Knödel zerfallen so nie: Knödel auf das leicht eingeölte Blech legen und ca. 40 Minuten in den Dampfgarer geben. Der Teig braucht allerdings etwas mehr Salz.
Für die Panade eine große beschichteten Pfanne mit ein wenig Kokosöl oder Butter auf mittlerer Stufe erhitzen und Dinkelpaniermehl darin leicht rösten. Dabei darauf achten, dass die Panade nicht zu dunkel wird, sonst schmeckt sie bitter). Die Knödel darin wälzen und sofort servieren.
Traditionellerweise gibt sich jeder selbst Zucker über die aufgeschnittenen Knödel. Für Claire gebe ich etwas Kokosblütenzucker auf meine Handfläche und sie gibt ihn sich Prisenartig, ähnlich wie bei Salz, über ihr Knödel. Sie ist mit sehr wenig zufrieden. Alternativ schmeckt auch Ahornsirup toll.