Maria Lang – Nicht nur der Mörder lügt

Maria Lang – Nicht nur der Mörder lügt

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Schweden im Sommer. Mitten im Wald ein See, im See eine Insel mit einem gemütlichen Holzhaus und einem gut gefüllten Vorratskeller. Eine bunt gewürfelte Gruppe junger Leute, die die letzten Sommertage in vollen Tagen genießen wollen: Puck -  Professorentochter und Literaturstudentin, Einar – Historiker, der gerade unter einem Pseudonym einen erfolgreichen Kriminalroman veröffentlicht hat, Rutger – frisch promovierter Literaturwissenschaftler dessen Familie die Insel und das Haus gehören und seine sensible Frau Ann-Sofi, sowie Carl Hermann - ein bekannter Dichter.Puck, die Erzählerin der Geschichte, freut sich auf angenehme Tage im und am Wasser und hofft auf eine Gelegenheit, dem ruhigen Einar näher zu kommen, dem sie bei Rutgers Promotionsfeier auf den ersten Blick verfallen ist. Die vermeintliche Idylle erfährt jedoch erste Risse als unangemeldet noch weitere Gäste auftauchen: Lil Arosander, die extravagante Tochter eines schwedischen Filmproduzenten mit einem Adonis aus dem väterlichen Filmimperium an ihrer Seite verdirbt dem Dichter Carl Hermann die Stimmung. Als dann auch noch Marianne, eine überirdisch schöne Bildhauerin und Rutgers ehemalige Verlobte mit einer Freundin die Insel betritt, breitet sich eine unterkühlte Stimmung aus.
Vollends vorbei ist es mit der Idylle schließlich, als Puck die erste Leiche im Wald findet, die auch nicht die letzte sein wird. Ein befreundeter Kriminalkommissar aus der Hauptstadt wird zu Hilfe gerufen. Niemand sagt mehr die Wahrheit, die Gefühle kochen hoch und bald folgen weitere Opfer.Ein abgeschiedenes Haus, Charaktere, die durch eng verwobene Gefühlsbänder miteinander verbunden sind und lange, schwedische Sommernächte. Eigentlich hat dieser Roman alle Zutaten, die ein spannender Whodunnit-Krimi im Agatha-Christie-Stil haben sollte (Maria Lang, so habe ich erfahren, gilt auch – ähnlich ihrer englischen Kollegin, als erste Krimikönigin Schwedens. Nicht nur der Mörder lügt ist ihr Debütroman aus dem Jahre 1949, der 2013 neu verfilmt wurde und daher momentan wiederentdeckt wird). Doch trotz der Zutaten bleibt das Buch fade – die Würze fehlt und die Sprache ist so schlicht, dass sie das Lesen zur Qual macht. Die Sätze sind plump und mit Adjektiven und Pathos überladen – hier einige „Favorites“:
  • „Rutger fuhr fort, von der Insel zu erzählen, und der Stolz und die Liebe zu ihr waren seinen wohlbedachten, ein wenig trockenen Worten deutlich anzuhören."
  • „Die Stimme aus dem Nachbarzimmer hatte gebebt vor Verzweiflung und Schmerz.“
  • „Und auch wie alt sie war, lag förmlich auf der Hand: einen derart schwärmerischen Blick auf seine Umgebung hatte man einzig und allein im Alter von siebzehn Jahren.“
  • „Und endlich stand in seinen Augen, auf seinen Lippen, in jedem Fältchen seines sorgenverzerrten, empfindsamen Gesichts geschrieben, dass er dazu bereits war.“
  • „Mit ihren blauen Augen sah sie mich warmherzig und dankbar an.“
Wer es gut meint mit Maria Lang, kann nun anmerken, dass diese sprachliche Unbedarftheit von der Autorin mit Absicht gewählt wurde – schließlich erzählt Puck, die junge Studentin, die Geschichte. Die Stimme eines jungen Erzählers glaubhaft wiederzugeben und dabei dennoch nicht alle sprachlichen Feinheiten über Bord zu werfen muss auch in der Tat ein schwieriger Spagat sein. Muriel Barbery in Die Eleganz des Igels (Rezension hier) ist er wesentlich besser gelungen und selbst Gavin Extence in The Universe versus Alex Woods (Rezension hier) hat sich – trotz einiger Schwächen in dieser Hinsicht – deutlich besser geschlagen als Maria Lang. Leider muss man auch sagen, dass die sprachlichen Schwächen durch den Spannungsbogen nur leidlich ausgeglichen werden. Insgesamt also leider nicht der Krimi-Spaß, den ich mir erhofft hatte. Ich halte mich in Zukunft für leichte Krimiunterhaltung lieber weiterhin an Miss Marple und Monsieur Poirot. 
Ich danke dem btb-Verlag für die Bereitstellung des Rezensions-Exemplars.

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