Wir feiern heute das Fest Mariä Heimsuchung in der Kirche.Das Fest ist kirchengeschichtlich noch gar nicht so alt. Ein relativ junges Fest. 1263 wurde dieses Fest erst in die Kirche eingeführt von dem damaligen franziskanischen Ordensgeneral Bonaventura. Dieses Fest war eigentlich als Ordensfest gedacht. Durch die schnelle Ausdehnung des jungen Ordens, wurde das Fest im Westen verbreitet und erfreute sich großer Beliebtheit. Papst Pius V., der von 1504 bis 1572 lebte, nahm dieses Fest in den römischen Liturgiekalender auf und datierte es auf den 02. Juli. Denn dieser 2. Juli ist der Oktavtag des Festes Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni.
Bei dem Fest Mariä Heimsuchung geht es um die Begegnung zwischen Maria und ihrer Base Elisabeth. Beide sind auf wunderbare Weise schwanger geworden. Elisabeth noch im hohen Alter und Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes. Es begegnen einander zwei Frauen, die eine intensive Gotteserfahrung erlebt haben. Elisabeth symbolisiert mit ihrem Sohn Johannes, daß Gott ein barmherziger Gott ist. So bedeutet der Name Elisabeth: Gott ist die Fülle und der Name Johannes: Gott ist barmherzig.Marias Namensbedeutung ist so viel wie: Geliebte und Wohlgenährte. Jesus bedeutet: Gott rettet. Diese Begegnung der beiden Frauen zeigt uns auf, daß Gott voller Erbarmen ist, uns Menschen liebt und uns retten möchte in einer Fülle, die wir uns in den kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
Interessant ist, daß dieses Fest Verbreitung findet, als die Kirche von zwei großen Häresiebewegungen bedroht wird: den Waldensern und Katharer. Grob lassen sich folgende Auffassungen ihrer Lebensart aufzeigen:→ Hohe Bedeutung des persönlichen Bibelstudiums→ Hohe Bedeutung der Beichte→ Verbreitung des Evangeliums durch Laienprediger→ Leben in freiwilliger Armut bzw. persönlicher Besitzlosigkeit→ Ablehnung der Heiligenverehrung → Ablehnung des Fegefeuers→ Ablehnung des Ablasses→ Ablehnung des Eides→ Ablehnung aller Kirchensatzungen→ Ablehnung der weltlichen Gerichtsbarkeit, insbesondere der Todesstrafe
Die Waldenser unterscheiden sich von den Katharer, da sie die dualistische Lehre der Katharer ablehnen. Dualismus meint, daß die Welt grundsätzlich verdorben ist, die von einem Schöpfer- bzw. Erlösergott vernichtet werden muß. Zudem wurde die Welt nicht von ihm erschaffen, sondern von einem Demiurgen. Von der Kirche wurde seit jeher diese Ansicht abgelehnt. Die beiden Bewegungen der Katharer und Waldenser werden auch als vorreformatorisch bezeichnet.
Die Antwort Gottes auf diese Bewegungen sind die beiden großen Bettelorden der Franziskaner und der Dominikaner. Und das neue Fest „Mariä Heimsuchung“, welches uns vor Augen führt: Gott ist die Fülle und schenkt uns überfließende, nie versiegende Barmherzigkeit. Dieses durften wir heute feiern. Gott ist barmherzig und möchte uns retten durch Jesus Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. (vgl. Joh 14, 6) Öffnen wir neu unsere Herzen für diese Frohe Botschaft, damit wir etwas von der Fülle erfahren, die der Elisabeth und der Maria zur ihren Lebzeiten von Gott her geschenkt worden ist.