MARCO POLO - Ein guter Game of Thrones Ersatz? - Season 1

Erstellt am 25. Dezember 2014 von Bandrix @cityofcinema1

Staffel 1 / US / 10 Folgen à 60 Minuten / Drama, Historische Fantasy  ©Netflix


Um was geht es?Die Handlung dreht sich um die Erlebnisse des jungen Marco Polo (Lorenzo Richelmy), welcher im 13. Jahrhundert sein zu Hause in Venedig verlassen hat um an der Seite seines Vaters eine China-Reise anzutreten. 3 Jahre nach Beginn des Abenteuers treffen sie im Hofe des Kublai Khan (Benedict Wong) ein, einem direkten Nachfahren von Dschingis Khan. Durch Unstimmigkeiten in Bezug der Verhandlungen auf die Weiterreise, entscheidet Marcos Vater kurzerhand ihn als Diener dort zu lassen, um weiterziehen zu dürfen. Entgegen Polos Begeisterung muss er sich in die fremde Kultur der Mongolen einleben und wird schneller als ihm lieb ist in politische Machtspiele einbezogen.
"Marco Polo" ist eine von vielen Serien, die der Streaminganbieter 'Netflix' produziert hat und nun exklusiv anbietet. Aufgrund der Fülle, die Netflix in der Mache hat, sollte man denken, dass da mal ein paar wenige schlechte Serien dabei sind, doch halten sie sich in der Hinsicht bisher sehr wacker und liefern grandiose Sachen am laufenden Band ab. So ist auch "Marco Polo" keine Außnahme. Gleich vorneweg: Die Vergleiche mit Game of Thrones sind Schwachsinn. Um fair zu bleiben, darf man die Serien nicht direkt entgegensetzen. Wo die HBO Serie eine mächtige Werbekampagne am laufen hat, kroch "Marco Polo" ganz unscheinbar aus dem Boden und legt 10 Folgen (also eine ganze Staffel) auf einmal vor. Doch obwohl "Game of Thrones" viel eher in den Medien vertreten ist und Netflix mit seinem Ableger sehr schüchtern umgeht - meine Fresse, der Look ist ebenbürtig! 
In seiner Komplexität bleibt "Marco Polo" auch erst einmal bescheiden. Für's erste. Staffel 1 lässt nur einen klaren Handlungsstrang mit ganz wenigen Nebenhandlungen erkennen, doch ist das Potenzial nach oben so unfassbar groß. Es ist auch verständlich, wieso man nicht gleich komplett ausholen wollte: Man muss erstmal Zuschauer gewinnen und nicht mit seiner Komplexität abschrecken. In der Hinsicht hat man das sehr gut gemacht. Die Dialoge waren geschmeidig, teilweise fordernd, teilweise etwas zu schnülzig. Die Action wurde gefühlvoll inszeniert, Gemetzel lagen nicht im Fokus, wurden aber leider auch ein paar mal (dennoch stilvoll) übersprungen. Das kann man aber auf das Produktionsbudget schieben. Grandiose Arbeit hat man bei der Auswahl der Charaktere geleistet. Leider wurden sie bisher alle nur kurz angekratzt, doch vor allem der Cliffhanger der 1. Staffel zeigt, dass da einiges am brodeln ist und die wahren Intrigen und Schlachten alle erst noch kommen. Als Sidekick-Hit hat sich der blinde Mönch Sifu herausgestellt. Asiatisch-bescheidener Badass in Reinkultur.

Am Timing muss man auch noch ein klitzekleines bisschen arbeiten. Trotz ca. 10 Stunden Material wird an einigen Stellen extrem gezogen, wo andere Bereiche ganz schnell abgehandelt werden. So lebt sich Marco sehr schnell bei den Mongolen ein - rein aus Vermutung würde ich behaupten, dass das in einer komplett fremden Kultur nicht ganz so einfach geht. Dass man sich nicht haargenau an die echte Geschichte des Marco Polo klammert ist auch alles andere als schlimm. Erstens, werden seine Tagebücher von vielen Historikern sowieso gerne mal beliebäugelt, durch seine poesievolle Schreibweise klingt vieles aufpoliert und erfunden. Und zweitens ist das ganze ja auch eine Serie und keine vermarktete Dokumentation. Aber, und das dürfte Fans von wahren Geschichten freuen, findet man einen tollen Grat zwischen Fiktion und (möglicherweise) Erlebten.
"Peace to you, brother"
"Marco Polo" bietet mit der 1. Staffel nichts perfektes. Auf die schnelle fallen mir auch nur Serien ein, die das geschafft haben, die sowieso schon von Anfang an ein dickes Budget hatten. Man holt aber dennoch verdammt viel aus der Materie raus und liefert etwas so episch wirkendes, dass neben dem tollen Setting noch an anderen Ecken besser werden könnte. Meine Prognose: Das wird es. Bisher ist "Marco Polo" eine der besseren Pausenfüller für die "Game of Thrones"-Pause, doch auch ohne Drachen und White Walkers kann das hier noch ganz groß werden. 
8.0/10