Mit ihren einzigartigen Felsformationen, unterirdischen Städten und Feenkaminen ist Kappadokien eine der bizarrsten Landschaften der Welt. Begleiten Sie mich mit meiner Sport-Freundin auf der
spannenden Reise durch die faszinierende Welt der Tuffsteine. Wir waren vorher nie zusammen verreist und ließen unsere Männer einfach zu Hause. Den Text können Sie auch unter Berge & Meer nachlesen.
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Tag 3
Tag 4
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Tag 7
Tag 8
5. Tag: Kunst
Hallo liebe Türkei-Fans,
heute begrüßte uns doch allen Ernstes Schnee am Morgen und begleitete uns auch treu und brav durch den Tag. Das war aber auch nicht weiter schlimm, weil wir meistens in Gebäuden waren und somit trocken blieben.
Als wir um 9 Uhr losfuhren, begann Güner den Tag wieder mit einer Geschichte, die Wahrheit des Lebens, weil er nach dem Alter gefragt worden war. Die ganze Gruppe lachte auch diesmal herzlich darüber. Dann erreichten wir schon bald die Firma Matis, eine Teppichknüpferei. Ich muss zugeben, ich dachte dabei an eine Verkaufsveranstaltung, wollte mir es aber wenigstens anschauen. Ich wurde eines Besseren belehrt.
Zu Beginn bekamen wir eine Einführung zur Warenkunde, z.B. wie Seide entsteht. Es gibt Teppiche, die Wolle auf Wolle, Wolle auf Baumwolle oder Seide auf Seide geknüpft werden. Der Rekord der Knoten liegt bei 30 x 30 pro Quadratzentimeter. In diesem Fall knüpften Frauen, die ihr Handwerk in sogenannten Kunstschulen gelernt haben. So können sie finanziell selbständig werden und mit ihrer Krankenversicherung ist die ganze Familie versorgt. Das war vor wenigen Jahren noch nicht so selbstverständlich, vor allem in Regionen wie Kappadokien. Jetzt sind sie aber wahre Künstlerinnen, die wirklich wunderschöne Teppiche schaffen.
Ich versuchte mich selbst am Knüpfen und brauchte einige Anläufe, bis ich überhaupt einen Knoten richtig machte. Teppiche sind hier als Investition zu sehen, was spätestens bei Preisen von 2.800 bis 15.000 Euro klar wird. Dafür sind sie aber sehr haltbar, überdauern Generationen und werden sogar als Mitgift gehandelt. Das erfuhren wir alles von Orhan K., dem Besitzer der Teppichknüpferei. Er stellte persönlich die verschiedenen Größen, Qualitäten und Typen vor, seine Angestellten ließen die Teppiche nur so durch den Raum wirbeln. Orhan erklärte noch viele Details, die hier den Rahmen sprengen würden, aber es waren alles interessante Informationen. Mir gefiel auch, dass er sich z.B. gegen Heimarbeit einsetzt, weil Heimarbeit oft Kinderarbeit fördert.
Nach der Demonstration und einer Tasse Tee, Kaffee oder einem Glas Raki konnte man sich in Séparées (aus Gründen der Anonymität) noch verschiedene Exemplare zeigen lassen. Leider erlaubte mein Budget keinen Kauf, aber einige Mitreisende nahmen das Angebot gerne an. Meine Reisebegleitung und ich unterhielten uns in dieser Zeit etwas mit einem Verkäufer. Außerdem gefiel mir nach der Vorstellung eines 45.000 Euro Exemplars kein anderer Teppich mehr. Ich hatte auch solche Ehrfurcht und solchen Respekt vor der Arbeit der Knüpferinnen, dass ich die Teppiche einfach nicht betreten konnte.
Gegen 12 Uhr ging es weiter zur Festung und der alten Siedlung von Ortahisar für einen kleinen Fotostopp. Direkt danach schloss sich das Mittagessen an. Die Zeit verbrachten wir allerdings im Örtchen und schlenderten etwas durch die Läden, weil es weiterhin schneite und kalt war. Empfehlenswert ist dabei die kleine Onyx-Werkstatt direkt unterhalb der Festung, die in einer Höhle ist und die man sich auch genauer anschauen darf. Natürlich fand ich ein paar besonders schöne Stücke im Laden, die ich für einen angemessenen Preis mitnahm.
Anschließend besichtigten wir noch die hiesige Moschee. Da gerade einige Betende anwesend waren, hielten wir uns aber nicht lange auf. Güner erklärte später noch, dass Moscheen kein Minaret und keine Kuppel haben müssen, die Form der Bauten wurde lediglich an das Vorbild christlicher Kirchen wie die Hagia Sofia in Istanbul angelehnt. Allerdings müssen sie fünf andere Elemente immer aufweisen: eine Vorbeternische, eine Freitagskanzel, einen Predigerstuhl, die acht heiligen Namen und die Gebetsteppiche.
Nach der Mittagspause fuhren wir nach Ürgüp, dem Handelszentrum Kappadokiens und einer bekannten Filmkulisse für türkische Serien. Die Einheimischen pilgern daher sogar in die Stadt, um die Häuser zu besichtigen. Die türkische Filmindustrie ist laut Güner inzwischen die zweitgrößte der Welt, eben wegen dieser Serien. Wir konzentrierten uns allerdings auf den Markt, Bazar genannt. Es war zwar kalt, aber bei so vielen Eindrücken wie hier vergaß man das schnell. Ich deckte mich mit günstigen Gewürzen ein, wie Kreuzkümmel, Zimt und rotem Pfeffer, dazu eine kleine metallene Pfeffermühle. Ein paar Stände weiter gab es Honig, im Glas war auch ein Stück der Waben mit Pollen, die man mitessen kann. Die Kommunikation erfolgte fast ausschließlich mit Händen und Füßen, aber es machte richtig Spaß.
Weiter ging es zum Taubental, da es aber schon wieder zuzog, erfolgte nur ein kurzer Fotostopp. In Uçhisar hatten wir etwas mehr Glück, die Festung und die alte Siedlung waren noch gut zu sehen. Dort konnten wir auch ein sechsstöckiges Höhlenhaus besuchen, darin ging es extrem eng zu. Die Aussicht auf die Festung war allerdings lohnenswert. Auch hier blieben wir nicht lange, denn es gab noch eine Verabredung in einer Töpferei in Avanos, Türkeis Töpferhochburg.
Familie Bergtaş begrüßte uns auch hier mit einer Tasse Tee oder Kaffee bzw. hauseigenem Wein. Dann bekamen wir eine Demonstration durch den Meister, er stellte eine Weinkaraffe und eine Zuckerdose her. Die Zuckerdose ist übrigens auch ein Test für Bräutigame: Wenn der Meister den Deckel und die Dose so fertigen kann, dass sie perfekt aufeinander passen, darf er heiraten. Im Nebenraum konnten wir einer Dame beim Bemalen der Gegenstände zuschauen, sie wandte vor allem die Tropfenbemalung an. Im Verkaufsraum staunten wir über die phosphoreszierenden Töpferwaren im Familienzimmer.
Gegen 17 Uhr blies Güner dann zur Abfahrt, denn um 17.15 Uhr sollte bereits der türkische Abend beginnen. An diesem nahm ich allerdings nicht teil. Güner erklärte, dass man dort folkloristische Darbietungen aus verschiedenen Teilen des Landes und Bauchtanz, der aber nicht unbedingt zur Türkei gehört, sehen kann. Stattdessen wurden wir zum Hotel gebracht und konnten dort noch etwas ausruhen und für den nächsten Tag packen, denn der Abschied nahte schon.
Wir erinnerten uns dank der vielen Fotos nochmal an einen weiteren erlebnis- und eindrucksreichen Tag zurück. Abschließend kann ich nur sagen, dass die „Verkaufsshows“ wirklich nicht den Namen verdient haben und sehr informativ waren.
Aber jetzt schließe ich für heute und wünsche guten Appetit, Afiyet olsun!
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