Bekannt ist das Münsterland für seine Schlösser. Und es gibt sogar die 100 Münsterländer Schlösser-Tour. Knapp 1000 km schlängelt sie sich wie ein grünes Band durchs Münsterland. Verbunden werden mehr als 100 Wasserschlösser, Burgen, Herrensitze und Gräftenhöfe. Ganz kommod wird es, wenn die Möglichkeit besteht, in einem dieser Schlösser zu übernachten. In Schloss Lembeck ist dies möglich. Und dort sollte man unbedingt ein Zimmer vorher reserviert haben.
Wer sich dem Wasserschloss Lembeck nähert, spürt bereits auf der Schlossallee, dass ihn hier etwas Besonderes erwartet: Die Allee führt in gerader Linie über die Brücke der Gräfte durch den Torbogen der Vorburg, über den Hof der Vorburg und die Brücke zur Hauptburg, durch den Torbogen der Hauptburg über die parkseitige Brücke, weiter durch den Schlosspark, wo sich der Weg in der Ferne zwischen alten Bäumen verliert. Doch das ist längst nicht alles, was so besonders ist. Im Barockschloss taucht der Besucher in die Welt von Tage Andersen. Unter Floristen und Landschaftskünstlern gilt Andersen als lebende Legende. Er ist einer der drei besten Floristen der Welt. Wer seinen Laden in Kopenhagen betritt, erlebt ein Szenario aus Märchen, Poesie und Magie. Installationen und außergewöhnliche Blumenarrangements, exotische Vogelkäfige und frei herumlaufende Pfauen entführen Besucher in eine geheimnisvolle Welt voller Inspiration. Begleitet von leiser klassischer Musik erkundet man die mystische Atmosphäre. Und überall traumhafte Kreationen, bei denen Blumen mit archaischen Materialien wie Hölzern, Blättern oder Früchten sowie mit Glas, Metall und Stein arrangiert werden. Natur und Kultur vereinen sich auf der Bühne zu herrlichen Inszenierungen, die in eine faszinierende Welt entführen, voller Romantik, Schönheit und Poesie. Und genau diese Welt holten Inga und Josef Nottelmann, die Pächter des Hotels und Restaurants Schloss Lembeck in ihr Haus.
Nottelmanns sind sehr beglückt, dass der Künstler aus Kopenhagen sich bereit erklärt hatte, den drei Gasträumen seinen ganz eigenen Stempel zu geben. Denn Andersen sucht sich die Gebäude, die er um-, aus- und neugestaltet sehr genau aus. Da gehörte schon eine große Portion Glück dazu, dass Andersen ins kleine Lembeck reiste – nachdem Josef Nottelmann ihn gebeten hatte zu kommen – um sich das Schloss anzusehen. Doch schon sehr schnell war klar, dass er den Umbau übernehmen würde. “Alle drei Räumlichkeiten haben eine ganz unterschiedliche Atmosphäre”, erkannte Tage sofort. Und ein ebenso unterschiedliches Gepräge setze der Kopenhagener dann auch um. Einiges Mobiliar blieb, doch die Räume wurden auch mit neuen Stücken ausgestattet.
Tage Andersen ist ein Erschaffer fantasievoller Objekte und Skulpturen, der interdisziplinär zu arbeiten versteht. “Ich habe Restaurants in ganz Skandinavien ausgestattet, in Schlössern ausgestellt, aber auch Gärten gestaltet”, sagte er. Seine Materialien sind aus der Natur, sind solche, die Patina angesetzt haben und ansetzen müsse. Darum ist es auch erlaubt, alle Kunstwerke anzufassen. Zum Beispiel die Lampe an der Rezeption. Der Lampenstiel ist aus Buchenholz und mit japanischer Mistel ummantelt. Da muss man einfach mal anfassen. Übrigens findet der Gast keine schnöden Plastikkabel an den Lampen. Alle Kabel sind stoffummantelt. Für das Aufhängen der Lampen holte Andersen einen Bühnenbildner. „Denn nur dieser weiß das Licht zu arrangieren“, erklärt Josef Nottelmann. Und so ist auch jede Leuchte, jede Glühbirne, jeder Spot genau ausgerichtet, um die mystische Atmosphäre zu spüren. Andersen arbeitet mit Holz, mit Glas, Stahl, Ton und vor allem mit Blumen und Pflanzen.
Wer das Restaurant besucht, soll nach Willen von Tage Andersen ein genussvolles Gesamtkunstwerk für den Gaumen und das Auge erleben. Das hat er geschafft – nach so viel Augenschmaus schmeckt es dann auch ganz besonders.