Männlein & Weiblein. Nur gute Freunde?

Männlein & Weiblein. Nur gute Freunde?

Nur Freundschaft, oder doch mehr?

Die Frage, ob so etwas wie eine rein platonische Freundschaft zwischen heterosexuellen Männern und Frauen überhaupt möglich ist, ist vermutlich fast so alt, wie die Menschheit selbst und die Antwort vieler Menschen darauf lautet normalerweise 'Nein'.
Warum? Nun, egal, wie gut Mann und Frau sich hinsichtlich Interessen, Einstellung etc. auch verstehen mögen und unabhängig davon, ob sie vielleicht sogar schon fest an einen anderen Partner gebunden sind, früher oder später führt diese Freundschaft ins Bett, oder zumindest dazu, dass wenigstens einer von beiden tiefergehende Gefühle für den Anderen entwickelt. So zumindest die "Harry & Sally"-Theorie, die wir alle aus unzähligen Filmen, Romanen, TV-Serien, Songtexten und weiß der Geier, woher noch, kennen.
Um zu beleuchten, warum dies so zu sein scheint, muss man geschichtlich etwas weiter ausholen, bis zu einer Zeit, in der eine gesellschaftliche Gleichstellung zwischen Mann und Frau undenkbar schien. Frauen wurden gewissermaßen als minderwertig betrachtet und außerhalb von Liebesbeziehung, oder Familie war die Meinung des vermeintlich schwachen Geschlechts schlicht uninteressant. Reste dieser Denkweise sind ja auch heutzutage noch hartnäckig in vielen (Macho)-Köpfen verankert.
Doch spätestens Mitte des vergangenen Jahrhunderts kam der Feminismus auf und Frauen wurden zunehmend emanzipierter. Ein fortschreitender Prozess, der bis heute anhält. Die moderne Frau hatte von nun an unabhängig, selbstbewusst, gebildet und freizügig zu sein und sexuelle Beziehungen außerhalb fester Bindungen waren kein Tabu mehr. Auch eine gleichberechtigte Freundschaft zwischen Mann und Frau war nun viel eher vorstellbar und vor allem besser und offener realisierbar. Platonische Freundschaften zwischen den beiden Geschlechtern scheinen - zumindest oberflächlich betrachtet - heute gang und gebe zu sein.
Und doch ist davon in Filmen, Songtexten, usw. nicht viel zu sehen. Dies hat vermutlich darstellerische Gründe. Eine Freundschaft, anders als eine Liebesbeziehung, hat seltener einen festen Anfang, Mitte, oder Ende, bietet weniger emotionale Höhen und Tiefen und hat schlicht weniger Unterhaltungswert. Sobald es um Mann und Frau geht, erwarten wir, zumindest unterbewusst, eine Hollywood-Story mit Schmetterlingen im Bauch, oder zumindest sexuelles Begehren und genau das ist es, was uns die Unterhaltungsindustrie auch liefert.
Ist die Unterhaltungbranche also der Grund, warum wir glauben, Freundschaft ohne Sex und/oder Liebe zwischen Mann und Frau sei unmöglich? Ich denke, dies ist zumindest eine diskussionswürdige These. Die Freiheit, zu lieben, wen man will, auf eine Weise, wie man will, scheint zumindest in der Realität bereits allgegenwärtig zu sein. Vielleicht sieht das ja auch Hollywood früher oder später ein - falls man zu dem Entschluss gelangen sollte, dass Freundschaft sich ebenso gut verkaufen lässt, wie eine Lovestory.

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